Unermüdliche Spurensucherin
Die in Berlin lehrende Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy setzt sich seit langem mit kolonialem Kunstraub auseinander und für die Rückgabe von Kulturgut ein.
Es ist ein noch junger Preis, den Professorin Bénédicte Savoy 2022 in Berlin bekommen hat: der Deutsche Kulturpolitikpreis. Er wurde vom Deutschen Kulturrat erst zum zweiten Mal vergeben – aber er hatte ein besonderes Gewicht für eine besondere Forscherin, die sich ihr ganzes Berufsleben lang schon wissenschaftlich und kulturpolitisch für einen neuen Umgang mit Kunstraub engagiert und für die Restitution von Kulturgut einsetzt.
Rückgabe der Benin-Bronzen
Bénédicte Savoy gehört zu den angesehensten und innovativsten Kunsthistorikerinnen und -historikern in Deutschland, Europa und der Welt. Auch auf ihre Forschungsarbeit, ihr Engagement und ihre Beharrlichkeit geht zum Beispiel die deutsche Rückgabe von 20 wertvollen Kunstwerken an Nigeria – der Benin-Bronzen – zurück. Die historischen Stücke wurden 1897 mit vielen anderen aus dem Palast des Königreichs Edo in Benin City entwendet und kamen teilweise in deutsche Museen. Aber diese Rückgabe ist nur ein aktueller Höhepunkt ihres europäischen Forscherinnenlebens, in dem sie sich von Beginn an der Zirkulation von Kunst widmete. Auch in der anhaltenden Diskussion zwischen Kairo und Berlin um die Büste der Nofretete deckte Bénédicte Savoy eine Geschichte europäischer Verstrickungen auf.
Im Herzen ist Bénédicte Savoy Europäerin, der es auch in ihrer Forschung um das Dazwischen geht. Schon ihre Dissertation an der Université Paris 8 beschäftigte sich mit Kunstraub: dem napoleonischen Kunstraub in Deutschland um 1800. „Mich interessieren immer der Kulturtransfer, die Aneignung, Zirkulation und intellektuelle Vereinnahmung von Kunst und die Perspektive und die Stimmen derjenigen, die dabei ihr Kulturerbe verloren haben“, sagt die Wissenschaftlerin. Für ihre herausragende Erforschung der Wege und Irrwege von Kunst und für die Spurensuche nach den noch nicht erzählten Fakten in den Archiven dieser Welt erhielt sie 2016 den renommierten Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).
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