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Die TV-Sender im Medienland Deutschland

Beim TV-Programm in Deutschland haben Zuschauer die Wahl zwischen 145 Sendern. Merkmal der TV-Landschaft ist das duale System aus öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern.

14.08.2012
© picture-alliance/M.i.S.-Sportpressfoto

Deutschland ist Exportweltmeister – auch im Fernsehgeschäft. Seine TV-Produktionen sind international gefragt und haben dem deutschen Fernsehen den Ruf eines Qualitätsprogramms eingebracht. Gleichzeitig zählt der deutsche Fernsehmarkt zu den wettbewerbsintensivsten der Welt. Besonderes Kennzeichen der TV-Landschaft: das duale System, aufgeteilt in öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk. Im internationalen Vergleich beheimatet Deutschland einige der größten TV-Sender: die zwei öffentlich-rechtlichen Sendergruppen (ARD und ZDF) sowie die zwei privaten TV-Konzerne (RTL und ProSiebenSat.1). Die ARD ist ein Zusammenschluss von neun regionalen Fernsehanstalten, die neben ihren Landesprogrammen gemeinsam den nationalen Sender Das Erste betreiben und rund 35 Millionen Fernsehhaushalte in Deutschland erreichen. Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) ist ein Kanal, dessen Programm deutschlandweit ausgestrahlt wird.

Die öffentlich-rechtlichen und die privaten Sender bieten ein Vollprogramm – von aktuellen Nachrichten und Magazinsendungen bis hin zu TV-Serien, Fernseh- und Spielfilmen sowie Unterhaltungsshows. Spezialsender wie der Dokumentationskanal Phönix und der Kinderkanal KIKA sowie internationale Angebote wie der deutsch-französische Kanal Arte und der Kulturkanal 3Sat – eine Kooperation mit dem österreichischen und schweizerischen TV – ergänzen das Programmangebot von ARD und ZDF.

Die private Mediengruppe RTL Deutschland gehört zur europäischen RTL Group und ist im Besitz des Medienkonzerns Bertelsmann. Sie betreibt neben anderen die Programme RTL, RTL II und VOX. ProSiebenSat.1 gehört den Finanzinvestoren KKR und Permira. Der Konzern, der unter anderem Sat.1, ProSieben und Kabel Eins veranstaltet, wurde 2007 mit der europäischen SBS-Gruppe fusioniert. Im Pay-TV-Bereich gibt es noch den Anbieter Sky Deutschland, der von Rupert Murdochs News Corporation kontrolliert wird. ARD und ZDF finanzieren sich aus Rundfunkgebühren, die jeder Bürger zahlen muss, der ein Rundfunkgerät zum Empfang bereithält. Daneben erzielen sie Werbeeinnahmen. TV-Werbung ist ARD und ZDF jedoch nur montags bis samstags in der Zeit von 17 bis 20 Uhr gestattet. 2008 erhielt die ARD 5,35 Milliarden Euro aus Gebührenmitteln, woraus sie auch ihre regionalen Radiowellen finanziert. Das ZDF, das keinen Hörfunkzweig hat, bekam 1,73 Milliarden Euro. Die öffentlich-rechtlichen Werbeeinnahmen beliefen sich vor der Wirtschaftskrise auf etwa 500 Millionen Euro pro Jahr (inklusive Hörfunk). Die privaten Free-TV-Sender nahmen im Jahr 2006 noch 4,9 Milliarden Euro aus Werbung ein. Diskussionen wie in Groß­britannien, ob die Privatsender an den Einnahmen aus der Rundfunkgebühr beteiligt werden sollten, ­werden in Deutschland nicht offensiv geführt. Die Privatsender haben daran wenig Interesse, da die­se Möglichkeit mit programmlichen Auflagen verbunden ­wäre: Öffentlich-rechtliche Sender müssen in Deutschland eine sogenannte Grundversorgung mit Informationen liefern. Für die Privatsender sind dagegen von 2010 an Zusatzeinnahmen durch Product-Placement in Serien, Shows und Sportsendungen möglich. Dies geht auf die neue EU-Mediendienste-Richtlinie zurück. Für ARD und ZDF sollen Produktplatzierungen verboten bleiben.

In der Zuschauerakzeptanz lag zuletzt das nationale ARD-Gemeinschaftsprogramm vorne. So erzielte Das Erste im Jahr 2008 einen Marktanteil von 13,4 Prozent, es folgten das ZDF mit 13,1 Prozent, RTL mit 11,8 Prozent und Sat.1 mit 10,3 Prozent. In der wichtigen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen siegte meist RTL, das hier 2008 auf einen Marktanteil von 15,7 Prozent kam. Konkurrenz kommt jetzt aber vom ZDF. Der Mainzer Sender hat im November 2009 seinen neuen Digitalkanal ZDFneo gestartet. Das Ziel: mit eigenen Comedy-Formaten und erfolgreichen US-Serien mehr jüngere Zuschauer zum Einschalten zu bringen und so den mit rund fünf Prozent bisher geringen Marktanteil in dieser werberelevanten Zielgruppe auszubauen.