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DE-Interview mit dem Designer Rolf Sachs

„Typisch deutsch?“ – diese Ausstellung des Designers Rolf Sachs im Museum für Angewandte Kunst in Köln spielt mit Klischees.

Helen Sibum, 09.01.2014
picture-alliance/dpa - Rolf  Sachs
picture-alliance/dpa - Rolf Sachs © picture-alliance/dpa - Rolf Sachs

Ein Gartenzwerg zieht ein ins Museum für Angewandte Kunst in Köln (MAKK). Das Symbol deutscher Kleinbürgerlichkeit ist – künstlerisch verfremdet – Teil der Ausstellung „Typisch deutsch?“ des Designers Rolf Sachs. Der Sohn des Kunstsammlers und Industriellenerben Gunter Sachs hat einen besonderen Blick auf Deutschland:

Herr Sachs, die Werke Ihrer Ausstellung heißen „Pünktlichkeit“, „Fleiß“ oder „Reinlichkeit“. Das Fragezeichen im Ausstellungstitel lässt hoffen, dass das nicht ganz ernst gemeint ist.

Ich sehe diese Eigenschaften zunächst mal in positivem Licht, natürlich mit einem Augenzwinkern. Das sind Klischees, aber größtenteils passen sie – nicht zuletzt deshalb funktioniert das Land so gut. Ich habe meist im Ausland gelebt und gemerkt, wie sich das Ansehen Deutschlands zum Positiven wandelte. Deutschland hat eines der stabilsten Bildungsfundamente, in der Kunst und den Wissenschaften hat das Land viel geleistet. Seine Wirtschaftsstärke ist ein bedeutender Träger Europas.

Spüren Sie mit der Ausstellung auch der eigenen Herkunft nach?

Vielleicht. Ich bin Halbfranzose und Halbdeutscher, in der Schweiz aufgewachsen, heute lebe ich in London. Ich fühle mich als Europäer, aber meine kreative Sprache ist Deutsch – und natürlich mein Familienname.

Einen Teil Ihrer Kindheit haben Sie in Deutschland verbracht. Wie „deutsch“ sind Sie aufgewachsen?

Ich habe eine starke deutsche Basis, weil meine Mutter früh gestorben ist und ich zu meiner Großmutter kam, die sehr deutsch war. Warmherzig, aber streng und diszipliniert.

Wenn Sie in Deutschland geblieben wären – hätten Sie Ihre Kreativität genau so gut ausleben können wie in London?

Ich denke schon. Wichtig ist ein urbanes Umfeld. London hat mich damals angezogen und begeistert mich immer noch, aber Berlin ist natürlich auch ein kreatives, internationales Pflaster – wobei Kreativität nicht nur vom Ort abhängt.

In Ihrer Ausstellung ist auch ein Objekt mit dem Titel „Sehnsucht“ zu sehen...

Da geht es um Hirn und Herz. Sicherlich ist in Deutschland die Ratio etwas stärker, aber die Mischung ist interessant, die Tatsache, dass wir beides in uns tragen.

Hirn und Herz, Kreativität, Bildungsnation – sind es denn tatsächlich diese Attribute, die zum Beispiel der Londoner heute am ehesten mit Deutschland in Verbindung bringt?

Nein, natürlich nicht. Mit der Ausstellung möchte ich mein Quäntchen dazu beitragen, das zu ändern.

Müsste man die Ausstellung dann nicht eher in England zeigen?

Ich hoffe, dass sie noch nach England kommen wird. Das wäre mir sehr wichtig.

Ausstellung „Typisch deutsch?“ im Museum für Angewandte Kunst (MAKK) in Köln, 14. Januar bis 20. April 2014

www.rolfsachs.com

www.museenkoeln.de/makk

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