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Ein besonderes Ensemble

Die erste Spielzeit im Pierre Boulez Konzertsaal in Berlin präsentiert eine mutige Mischung: Klassik, zeitgenössische und arabische Musik. Zwei Stimmen aus einem interkulturellen Ensemble.

02.03.2017
© dpa - Daniel Barenboim

Deutschland. Schubert-Schwerpunkt, zeitgenössische Werke und arabische Musik: Die Eröffnungsspielzeit im neuen Pierre Boulez Konzertsaal in Berlin zeigt keine Scheu vor ungewöhnlichen Programm-Kombinationen. Das neu gegründete Boulez Ensemble geht noch einen Schritt weiter: Für jeden Auftritt kommen unterschiedliche Musikerinnen und Musiker aus der Staatskapelle Berlin und dem West-Eastern Divan Orchestra, Professoren der Barenboim-Said Akademie und Gastkünstler zusammen, um gemeinsam zu musizieren. Auch ihre Bühne ist originell – den Boulez Saal für etwa 700 Zuhörer entwarfen zwei Stars der Szene: der US-Amerikanische Architekt Frank O. Gehry und der japanische Akustiker Yasuhisa Toyota. Der schwerelos wirkende elliptische Raum mit schwingendem Bühnenboden ist etwas ganz Besonderes. Genau wie die Idee, die hinter dem Ganzen steht. Die Verständigung von Musikern aus unterschiedlichen Kulturkreisen ist bei dem von Daniel Barenboim gegründeten Boulez Ensemble mindestens so wichtig wie der Klang. Als Mitbegründer des West-Eastern Divan Orchestra und der Barenboim-Said Akademie, die im Herbst 2016 die Arbeit aufgenommen hat, verfolgt der berühmte Pianist und Dirigent denselben Gedanken: Musiker mit arabischen, aber auch israelischen Wurzeln studieren und musizieren gemeinsam.

Der neue Pierre Boulez Konzertsaal bildet das Herzstück des imposanten Baus auf dem Gelände des ehemaligen Magazingebäudes der Staatsoper Berlin, in dem auch die Barenboim-Said Akademie ihre Seminarräume hat. Das Boulez Ensemble wird die erste Saison im Boulez Saal am 4. März 2017 eröffnen.

Deutschland.de hat mit zwei jungen Musikern des Boulez Ensembles gesprochen.

Jussef Eisa, 31 Jahre, Klarinette

Der Klarinettist Jussef Eisa hat einen palästinensischen  Vater und eine deutsche Mutter, geboren und aufgewachsen ist er in Deutschland. Seit 2009 spielt er im West-Eastern Divan Orchestra und künftig auch im Boulez Ensemble. Er schätzt die Idee hinter den musikalischen Projekten. „In diesen Orchestern zu spielen, ist eine große Ehre für mich“, sagt Eisa. „Im Boulez Ensemble kommen künftig viele interessante Musiker zusammen – die Zusammenarbeit ist eine spannende und intensive Aufgabe!“ Seiner Meinung nach bereichern die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe und Identitäten die Arbeit. „Es geht nicht darum, wo man herkommt – sondern darum, dass wir alle Menschen sind.“ Die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Musikern mache offener, durch die vielfältigen kulturellen Hintergründe lerne man diplomatisches Geschick und einander zuzuhören. „Es ist mir sehr wichtig, Teil dieses Projekts zu sein. Das ist ein Beitrag zur kulturellen Verständigung, den wir Musiker übernehmen können und der die Gesellschaft verändern kann“, sagt Eisa. 

Aline Khouri, 31 Jahre, Harfenistin

Es hat gleich mehrere Gründe, weshalb die Harfenistin Aline Khouri seit einigen Jahren im West-Eastern Divan Orchestra und künftig auch im Boulez Ensemble mitspielt. „Musik des 20. und 21. Jahrhunderts ist meine Leidenschaft. Das passt gut zum Schwerpunkt des Boulez Ensembles.“ Ein weiterer Grund sei die Idee hinter den beiden Orchestern, durch Musik einen interkulturellen Dialog anzustoßen. Aline Khouris Vater hat palästinensische Vorfahren und ist im Libanon aufgewachsen, die Mutter stammt von der Krim. Aline Khouri hat einen deutschen und einen libanesischen Pass. „Die Thematik, mit der sich das Orchester und Daniel Barenboim beschäftigen, ist für mich sehr relevant“, sagt sie. Die intensiven, mehrwöchigen Probenphasen, in denen die Musiker zusammen arbeiten und zusammen leben, gäben Gelegenheit, sich miteinander, aber auch mit der eigenen Herkunft und Biografie auseinanderzusetzen. „Es geht dann nicht um große Konflikte wie den Nahostkonflikt. Man merkt: Es geht um dich und mich und die Frage, wie wir miteinander umgehen können und wollen. Das ist ein guter Nährboden für konstruktive Gespräche und Auseinandersetzungen und das Überdenken eigener Ansichten.“

Eröffnungskonzert Boulez Ensemble & Daniel Barenboim am 4. März 2017

www.boulezsaal.de

www.barenboim-said.com

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