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Eisenach – die Wartburgstadt

In der deutschland.de-Serie „Meine Stadt“ verraten Rathaus-Chefs ihre Geheimtipps. Teil 38: Oberbürgermeisterin Katja Wolf aus Eisenach.

13.12.2016
© dpa/Arifoto Ug - Eisenach

Frau Wolf, was ist das Besondere an Ihrer Stadt?

Eisenach bietet eine ganz besondere Mischung aus geschichtsträchtiger Kulturstadt, wichtigem Industriestandort und großartigen Naturräumen.Die Wartburg ist mit ihrer Geschichte, der Verknüpfung mit historischen Persönlichkeiten wie der Heiligen Elisabeth und Luther, und ihrer erhabenen Lage Wahrzeichen und Anziehungspunkt der Stadt. Bach und seine Musik werden in Eisenach, das ja auch der Geburtsort Johann Sebastian Bachs ist, verehrt. Wir sind eine von etwa 70 Reformationsstädten Europas und zentraler Ort für die Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum in Thüringen.

Aber in Eisenach lebt neben der „Hochkultur“ eben auch das bodenständig, uneitle von Industrie und Handwerk. Eisenach ist traditionsreicher Standort der Automobilindustrie und die zentrale, verkehrsgünstige Lage hat für zahlreiche Industrieansiedelungen gesorgt. Seit diesem Jahr sind wir, mit der Einrichtung der Dualen Hochschule Gera Eisenach, sogar Hochschulstadt geworden. Eisenach ist Zuzugsgebiet, auch für viele Geflüchtete und verändert sich rasant vor unseren Augen. Gelebte Weltoffenheit ist jetzt Aufgabe und Entwicklungschance zugleich.

Dieser nicht sehr große Schmelztiegel Eisenach liegt dazu geografisch spektakulär eingebettet zwischen zwei wunderschönen Landschaften, dem Naturpark Thüringer Wald und dem Nationalpark Hainich und ist Teil der UNESCO-Welterberegion Wartburg-Hainich.

Was sehen Sie, wenn Sie aus Ihrem Bürofenster schauen?

Mein Büro befindet sich im zweiten Stock des historischen Rathauses und wenn ich geradewegs vom Schreibtisch durch das Fenster sehe, habe ich die Georgenkirche, in der Bachs Taufstein steht, im Blick. Die restaurierte Kirche ist ein schöner Ruhepol im geschäftigen Alltag, die große Turmuhr begleitet den Tag. Zugleich erinnere ich mich an  wunderschöne Konzerte, die hier regelmäßig stattfinden. Eine Besonderheit sind die Eisenacher Marktkonzerte, wo von Juli bis September am späten Vormittag täglich außer sonntags dreißig Minuten Orgelmusik zu genießen sind.

Auf der anderen Seite schaue ich auf die zentrale Einkaufsstraße der Stadt, die Karlsstraße, die Ausdruck für unsere lebendige Innenstadt ist. Hier geht es eigentlich immer geschäftig zu, sind viele Menschen unterwegs. Ich bin sehr froh, dass diese innerstädtischen Einkaufsmöglichkeiten so gut angenommen werden und das Stadtzentrum dadurch genau das bleibt: ein Zentrum.

An welchem Ort in Ihrer Stadt halten Sie sich am liebsten auf?

Mein liebster Ort liegt nicht eigentlich in der Stadt. Es ist der Metilstein gegenüber der Wartburg. Die Stadt hat man hier eher im Rücken und kann ein bisschen Abstand zur Dichte des Alltags, den Geräuschen und der Geschäftigkeit der Stadt gewinnen. Zugleich hat man die Wartburg und dahinter den Thüringer Wald im Blick. Der Wald vermittelt Ruhe ob seiner Weite, die Burg ob ihrer Beständigkeit. Man ist sowohl ganz nah an der Stadt als auch an der Burg und ihrem Treiben und hat doch nichts damit zu tun – das ist mitunter sehr erholsam.

Welche Persönlichkeit Ihrer Stadt schätzen Sie am meisten?

Es gibt in der Gegenwart keine einzelne Persönlichkeit, die ich an dieser Stelle besonders hervorheben würde. Ich schätze sehr die gestaltenden, engagierten Menschen und Menschen mit Visionen, für die sie auch eintreten. Davon gibt es zum Glück nicht wenige auch in Eisenach!

Bei den historischen Persönlichkeiten Eisenachs beeindruckt mich besonders die Heilige Elisabeth, die entgegen allen Konventionen und aller Bequemlichkeit ihre Vorstellung von Nächstenliebe gelebt hat.

Johann Sebastian Bachs Musik schätze ich sehr und bin sehr froh, dass wir in Eisenach immer wieder die Gelegenheit haben, hervorragende Interpretationen zu hören.

Aktuell wird im Zusammenhang des Reformationsjubiläums in Eisenach sehr viel über Martin Luther nachgedacht, gesprochen, auch gestritten. Mehr und mehr lerne ich verschiedene Facetten Luthers kennen und bin beeindruckt von seiner Persönlichkeit: stark und kraftvoll, sogar zornig, wenn es um seine Thesen, seine Visionen ging. Verletzlich und liebend im Privaten. 

Welchen Ort würden Sie Touristen gerne zeigen?

Ich überrasche Gäste gern, in dem wir kurz vor dem Eingang der touristisch beliebten Drachenschlucht in eine andere Richtung abbiegen. Ich zeige ihnen dann die etwas intimere Landgrafenschlucht: tiefeingeschnitten mit ebenso schönen Felsformationen, eben nicht ganz so spektakulär und eng wie die Drachenschlucht. Dafür trifft der Wanderer hier nur wenige Menschen und kann sich ganz dem Genuss der Atmosphäre hingeben. Und die Landgrafenschlucht ist nur ein Beispiel solcher wunderbaren Orte: genauso könnten wir in die Elfengrotte oder auf die Eisenacher Burg wandern. Herrliche, heimelige Orte und so nah an der Stadt, dass man einfach zu Fuß hingehen kann. 

Wo kann man die Menschen Ihrer Stadt am besten kennenlernen?

Am leichtesten kann man „die Eisenacher“ sicher bei ihren traditionellen Festen kennenlernen. Der Sommergewinn als ältestes deutsches Frühlingsfest, dass sich über eine Woche erstreckt und jedes Jahr in einem üppig geschmückten Festumzug mündet ist wahrscheinlich das beste Beispiel dafür. Auch beim Start des Rennsteiglaufs treffen Sie viele Eisenacher, die die Läufer auf den Weg schicken und mit dem Herzen dabei sind.

Mehr im Alltag lernen Sie die Eisenacher in den vielfältigen Vereinen kennen, die das gesamte Spektrum des bürgerschaftlichen Engagements abdecken. Ich bin sehr dankbar, dass es so viel ehrenamtliches Engagement und freiwilliges Mitgestalten in Eisenach gibt.

Und wo verbringen Sie am liebsten Ihren Urlaub? 

Die Welt ist so groß und doch zieht es meine Familie und mich immer wieder an die Ostseeküste. Barfuß den Sand zwischen den Zehen, der weite Blick über die See, großartige Küstenformationen und „echtes“ Wetter haben für uns einen großen Reiz.

www.eisenach.de

Dossier: Meine Stadt

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