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Regensburg – die alt-neue Stadt

In der deutschland.de-Serie „Meine Stadt“ verraten Rathaus-Chefs ihre Geheimtipps. Teil 34: Bürgermeister Joachim Wolbergs aus Regensburg.

21.07.2016
© dpa/P. Schickert - Regensburg

Herr Wolbergs, was ist das Besondere an Ihrer Stadt?

Sie werden sich vielleicht wundern, wenn ich als Antwort auf diese Frage einen Mönch zitiere, der bereits im 11. Jahrhundert gelebt hat. Der Mönch Otloh von St. Emmeram, einem bedeutenden Regensburger Kloster, hat als Besonderheit unserer Stadt hervorgehoben, sie sei „alt und neu zugleich“. Und genau das ist es, was Regensburg so besonders macht. Unsere Altstadt ist vor genau zehn Jahren, im Juli 2006, von der UNESCO für ihre einzigartige und wunderbar erhaltene historische Bausubstanz mit dem Welterbetitel geadelt worden. Dort stößt man auf Schritt und Tritt auf die Spuren der Römer. Die Porta Praetoria, neben der größeren Porta Nigra in Trier, die einzige erhaltene römische Toranlage nördlich der Alpen, ist Teil des documents „Legionslagermauer“. Die Patrizierburgen mit ihren gewaltigen Geschlechtertürmen, eine Machtdemonstration des Mittelalters, die Steinerne Brücke, älteste Steinbrücke in Deutschland, und der Dom St. Peter gelten allesamt als bedeutende Beispiele der gotischen Baukunst. Diese Fülle an Sehenswürdigkeiten würde Regensburg schon zu etwas ganz Besonderem machen. Aber das ist es nicht allein. Denn unsere Stadt ist mitnichten ein Museum. Regensburg ist eine pulsierende Stadt, die nicht zu Unrecht als „nördlichste Stadt Italiens“ bezeichnet wird. Die Menschen kommen aus allen Regionen der Republik, aber auch aus aller Welt hierher - natürlich um zu sehen und zu staunen - aber auch, um hier zu lernen, zu studieren, zu arbeiten und hier dauerhaft Wurzeln zu schlagen. Das ist der Grund dafür, dass Regensburg - anders als viele andere Städte vergleichbarer Größe - weiter wächst. Und wen es aus unserer Stadt irgendwo anderswohin verschlagen hat, der möchte in den meisten Fällen nichts lieber, als wieder zurückzukommen.

Was sehen Sie, wenn Sie aus Ihrem Bürofenster schauen?

Mein Büro liegt im barocken Teil des Alten Rathauses. Wenn ich aus dem Fenster schaue, dann sehe ich auf den Rathausplatz hinunter, auf dem vor allem in den Sommermonaten unzählige Touristengruppen stehen und in allen möglichen Sprachen Aufschluss über unsere reiche Geschichte erhalten. Ich höre die begeisterten Rufe und sehe, wie die meisten einen Fotoapparat oder ihre Handykamera zücken. Ich sehe aber auch die Regensburgerinnen und Regensburger durch die Stadt flanieren, gleich gegenüber in einem der Straßencafés einen Cappuccino trinken oder vollbepackt mit Einkaufstüten von Geschäft zu Geschäft schlendern. Wenn ich all das sehe, dann merke ich: Den meisten Menschen in unserer Stadt geht es richtig gut!

An welchem Ort in Ihrer Stadt halten Sie sich am liebsten auf?

Diese Frage ist unglaublich schwer zu beantworten. Da gibt es so viele Ecken und Flecken, die einfach bezaubernd sind. Ich kann nur jeden einladen, der Regensburg noch nicht kennt, sich in unserer Stadt mal umzuschauen. Für Menschen, die die Ruhe schätzen, haben wir unzählige Parks und Grünflächen zu bieten. Am Donauufer beispielsweise kann man die berühmten Strudel beobachten, die sogar im Volkslied schon besungen worden sind. Und die Biergärten, von denen es in Regensburg viele gibt, bieten gerade im Sommer eine gemütliche Atmosphäre und zünftige Brotzeiten. Wenn man es lieber ein bisschen trubeliger mag, dann findet man aber auch in der Altstadt eine Vielzahl an Möglichkeiten, es sich gemütlich zu machen. Im Moment sorgen wir zum Beispiel dafür, dass unterschiedliche Sitzgelegenheiten zum Verweilen in der Altstadt einladen. Mein ganz persönlicher Favorit ist das Restaurant Orphée in der Unteren Bachgasse, ein echter Klassiker in Regensburg! Da sitze ich gerne, wenn ich mal ein bisschen ausspannen will und beobachte die Menschen. Und da komme ich auch immer wieder mit vielen Einheimischen und Gästen ins Gespräch.

Welche Persönlichkeit Ihrer Stadt schätzen Sie am meisten?

Es sind nicht unbedingt die bekannten Persönlichkeiten, die mich am meisten beeindrucken. Da gäbe es natürlich auch viele zu nennen. Von Albrecht Altdorfer über Johannes Kepler bis zu Papst Benedikt XVI. Ihre Leistungen für Regensburg und für die gesamte Menschheit sind unbestritten. Aber ich persönlich habe am meisten die ganz normalen Menschen in unserer Stadt zu schätzen gelernt. Denn genau die sind es, die Regensburg zu dem machen, was es ist. Stellvertretend möchte ich da die Hausfrau nennen, die bei einer Hochwasserkatastrophe unermüdlich Kaffee brüht und Semmeln schmiert, um die Männer und Frauen von Feuerwehr und THW bei Kräften zu halten. Oder die Studentinnen und Studenten, die sich in ihrer Freizeit darum kümmern, dass Flüchtlinge bei uns eine neue Heimat finden. Oder die unzähligen Freiwilligen, die sich in gemeinnützigen Organisationen für das Wohl anderer engagieren, ohne nach Lohn oder Anerkennung zu fragen. Sie alle sind das Gesicht unserer Stadt und darauf bin ich unglaublich stolz!

Welchen Ort würden Sie Touristen gerne zeigen?

Wer Regensburg richtig kennenlernen will, der muss sich natürlich auf jeden Fall mitten ins Getümmel de Altstadt mit ihren weiten Plätzen und verwinkelten Gassen und Gässchen stürzen. Aber es lohnt auch ein Blick von oben auf unsere Stadt. Dann kann man entweder auf den Turm der Dreieinigkeitskirche in der Gesandtenstraße steigen und einen wunderbaren Rundblick genießen oder man nimmt sich die Zeit und macht einen Ausflug auf die Winzerer Höhen, die im Norden - jenseits der Donau - unsere Stadt einrahmen. Dort oben kann man wunderbar spazieren gehen und immer wieder eröffnen sich fantastische Ausblicke auf die gesamte Stadt.

Wo kann man die Menschen Ihrer Stadt am besten kennenlernen?

Ganz einfach Kontakte knüpfen kann man auf den verschiedenen Wochenmärkten. Der größte ist der Markt auf dem Alten Kornmarkt. Er findet immer am Samstag von ganz in der Frühe bis mittags statt. Dort kann man eine große Vielfalt an regionalen Produkten einkaufen und kommt ganz leicht mit den verschiedenen Marktkaufleuten und den anderen Kunden ins Gespräch.

Und wo verbringen Sie am liebsten Ihren Urlaub? 

Nach all dem, was ich Ihnen gerade erzählt habe, wird es Sie bestimmt nicht wundern, wenn ich auf diese Frage antworte: in Regensburg. Das ist tatsächlich so! Zum einen liegt das daran, dass ich mich am wohlsten fühle, wenn ich arbeiten kann. Und deshalb sollte das Alte Rathaus nie zu weit weg sein. Zum anderen fühle ich mich in dieser Stadt einfach und salopp gesagt sauwohl! Die einzige Alternative ist die Heimat meiner Familie, die Nordseeküste und Ostfriesland. Ab und an ein paar Tage dort – dann genieße ich den Tapetenwechsel. Das reicht mir als Urlaub aber völlig!

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