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Spaß mit Vorurteilen

Sie räumen auf YouTube mit Stereotypen auf und fördern die Diversität in deutschen Medien: Die deutsch-muslimische Satiregruppe „Datteltäter“.

Lauralie SchweigerLauralie Mylène Schweiger, 30.03.2023
Die Datteltäter bei der Verleihung des Grimme Online Award 2017
Die Datteltäter bei der Verleihung des Grimme Online Award 2017 © picture alliance/dpa

Es war ausgerechnet eine nüchterne Nachrichtensendung, die den Anstoß zur erfolgreichsten muslimischen Satiregruppe in Deutschland gab. 2014 war das, ein Bericht, in dem rechte Demonstranten gefragt wurden, was die Aufnahme Geflüchteter für sie bedeute. „Das war Realsatire“, sagt Younes Al-Amayra über die kruden Phantasien, dass Moscheen in Deutschland die Kirchen ersetzen würden. Er ist einer der Gründungsmitglieder der „Datteltäter“. Gemeinsam mit Marcel Sonneck, Fiete Aleksander, Farah Bouamar und Nemi El-Hassan beschloss er damals, satirische Videos zu Vorurteilen über Muslime in Deutschland zu drehen– und stieß auf riesige Resonanz im Internet. „Dadurch haben wir gesehen, dass es da einen Bedarf gibt“, sagt Al-Amayra. Heute hat die Satire-Gruppe über eine halbe Million Follower auf YouTube. Seit 2016 gehören sie zum öffentlich-rechtlichen Jugendangebot „Funk“.

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Al-Amayra und die „Datteltäter“ hatten keine Ausbildung im Bereich Webvideo oder Schauspiel, „aber wir waren alle sehr lustig“, erinnert er sich. Um kreative Nachwuchstalente zu fördern, gründeten sie 2020 die „Datteltäter Academy“. Sie richtet sich speziell an Personen mit BIPoC-Hintergrund („Black Indigenous People of Colour“).

„Wir wollen authentische Geschichten im Bereich Bewegtbild fördern“, sagt Dilan Aytac, Projektleiterin der Academy. In Wochenend-Workshops produzieren die Teilnehmenden aus den Fachrichtungen Kamera, Regie oder Schauspiel beispielsweise Kurzfilme. Außerdem lernen sie Berufsfertigkeiten wie Pitch-Trainings. „Wir wollen, dass sie die bestmögliche Begleitung bekommen, die uns in unseren Anfängen gefehlt hat“, sagt Aytac. Mit ihrer Academy möchten die „Datteltäter“ Unterhaltungsmedien fördern, die Perspektiven von Minderheiten und marginalisierten Gruppen nutzen. Denn die werden in herkömmlichen Medien nur selten eingenommen.

Die „Datteltäter“ thematisieren in ihren Videos nach wie vor überwiegend antimuslimischen Rassismus und Vorurteile, denen sie selbst ausgesetzt sind. Oftmals überspitzt beschreiben sie Stereotype, sowohl über Deutsche als auch Migrantinnen und Migranten. „Wenn Muslime Besuch bekommen“ heißt ihr erfolgreichstes Video. Darin beschreiben sie überspitzt, was die Gastgeber unternehmen, bevor die Gäste durch die Haustür treten – vom Kochen, Putzen, Einkaufen bis zum Möbel umstellen und der Idee, die Wände neu zu streichen. Die „Datteltäter“ verschonen keine Gruppe, aber ihre Satire dient immer der Aufklärung. Vor allem aber repräsentieren sie Musliminnen und Muslime in der deutschen Medienlandschaft.

Die Datteltäter Academy wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“ und der Allianz Foundation gefördert.

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