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„Ich bin auch ein Vorbild“

Hafize Sucu, Tochter türkischer Arbeitsmigranten, leitet eine Grundschule in Offenbach.

19.06.2013
© Jonas Ratermann - Hafize Sucu

An der Humboldt-Grundschule in Offenbach am Main, die ich als Rektorin leite, gibt es sehr viele Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund. Mir hilft bei meiner Arbeit, dass ich selbst aus einer türkischen Einwandererfamilie stamme, auch, weil ich mit der muslimischen Kultur vertraut bin. Den Lehrern kann ich vieles erklären, und Eltern mit Migrationshintergrund vertrauen mir. So gibt es kaum Probleme, wenn Klassenfahrten anstehen und ich muslimischen Eltern versichere, dass kein Schweinefleisch auf dem Speiseplan steht und Jungen und Mädchen getrennt schlafen. Viele Schüler sagen, sie hätten gar nicht gewusst, dass „Ausländerinnen“ auch Deutschlehrerin werden können. Als ich vor fünf Jahren an die Schule kam, dachten viele, dass ich Türkisch unterrichten werde. Ich bin sicher für viele Jungen und Mädchen aus Mi­grantenfamilien auch ein Vorbild dafür, dass sie in Deutschland beruflich erfolgreich sein können. Im September bekommen mein Mann und ich unser zweites Kind. Wenn ich meinen Sohn Timur zu Bett bringe, gehört zu unserem Ritual, dass ich ihm Geschichten zu Bilderbüchern erzähle. Kindern aus Büchern vorzulesen, das ist etwas, was ich aus der deutschen Kultur übernommen habe.