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Mehrgenerationenhäuser bringen Jung und Alt zusammen

Es erinnert an eine organisierte Großfamilie: In Mehrgenerationenhäusern treffen sich alle Altersgruppen - vom Baby bis zur 80-Jährigen. Ein erfolgreiches Modell in Zeiten des demografischen und sozialen Wandels.

21.02.2013
© picture-alliance/dpa

Die kleine Emily und ihre Uroma haben jeden Morgen denselben Weg. Das Mädchen spielt tagsüber im Kinderhaus Salzgitter und unter demselben Dach wird auch ihre Urgroßmutter betreut. Sie ist demenziell erkrankt und bleibt in der Altentagespflege. Doch der Weg über den Flur ist kurz. Für die Kinder und die alten Menschen ist die Tür zum anderen Bereich offen. Das Beispiel aus dem Mehrgenerationenhaus in Salzgitter zeigt, wie diese Zentren funktionieren: Künstliche Grenzen zwischen Jung und Alt werden aufgelöst, Menschen begegnen sich zwanglos und selbstverständlich.

Mittelpunkte sind die „offenen Treffs“, also die Bistros oder Cafés, wo jeder willkommen ist. Ansonsten ist jedes Mehrgenerationenhaus ein Unikat, die Schwerpunkte sind vielfältig. Es gibt Handy-Sprechstunden für Senioren, Hausaufgabenhilfe für Schüler, „Internationale Küchengespräche“ für Bürger unterschiedlichster Herkunft, Kunst- und Theaterkurse.

2006 hatte die damalige Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) diese neuen Einrichtungen in den Kommunen angestoßen. Damit sollten sich bis dahin isoliert agierende Kindergruppen, Jugendtreffs, Mütterzentren, Altenbegegnungsstätten und Beratungsstellen unter einem Dach zusammenfinden. Als Vorbild diente das Mütterzentrum in Salzgitter, das erste Mehrgenerationenhaus bundesweit. Hintergrund für die Initiative waren die veränderten sozialen Strukturen in Deutschland. Das traditionelle Modell der Großfamilie ist immer seltener anzutreffen, bei dem mehrere Generationen unter einem Dach oder in unmittelbarer Nachbarschaft leben. Die Mehrgenerationenhäuser sollen eine Alternative bieten für ältere Menschen, die sich einsam fühlen, oder für junge Familien, die ohne Oma und Opa in der Nähe nach Unterstützung suchen.

2012 brachte das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend das Folgeprogramm Mehrgenerationenhäuser II auf den Weg, das 450 Einrichtungen fördert. Diese finanzielle Unterstützung ist Teil der Demografiestrategie der Bundesregierung. Bundesweit verfügen heute nahezu alle Landkreise und kreisfreien Städte über ein eigenes Mehrgenerationenhaus. Alle Teilnehmer im Aktionsprogramm II werden zudem aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) kofinanziert.

Diese „öffentlichen Wohnzimmer“ gelten inzwischen als wichtiges Beispiel für neue Konzepte in einem modernen Sozialstaat. Hier werden klassische institutionelle Hilfe und Mobilisierung von Bürgerengagement verbunden. Und sie sind doch mehr: „Glück kommt selten allein“, meint Dr. Eckart von Hirschhausen, Autor, Moderator und Pate des Mehrgenerationenhauses Berlin-Zehlendorf: „Deshalb sind Mehrgenerationenhäuser das Modell der Zukunft: Voneinander lernen, gebraucht werden, Freude teilen. Ein echtes Glücksrezept!“

www.mehrgenerationenhaeuser.de

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