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Im Herzen von Europa

30 Jahre Weimarer Dreieck – was als Treffen der Außenminister begann, ist heute ein vielfältiges deutsch-französisch-polnisches Netzwerk.

22.08.2021
Treffen 2006: Angela Merkel, Jacques Chirac und Lech Kaczynski
Treffen 2006: Angela Merkel, Jacques Chirac und Lech Kaczynski © picture-alliance/dpa

30 Jahre ist es her, seit sich am 28. und 29. August 1991 die Außenminister Frankreichs, Deutschlands und Polens in Weimar trafen. Nicht einmal ein Jahr war die deutsche Wiedervereinigung alt, Polen noch nicht Mitglied der EU, aber die Vision eines neuen Europas begeisterte die Menschen. Roland Dumas, Hans-Dietrich Genscher und Krzysztof Skubiszewski gaben nach dem Treffen eine „Gemeinsame Erklärung zur Zukunft Europas“ ab. Darin unterstrichen die Außenminister die Bedeutung der französisch-deutsch-polnischen Partnerschaft für ein geeintes Europa.

„Das (Treffen) hat in einem Klima des europäischen Aufbruchs und der Freude über die Überwindung der Teilung Europas und Deutschlands begonnen. Ich habe mich damals an meinen französischen Kollegen Roland Dumas und an meinen polnischen Kollegen Krzysztof Skubiszewski gewandt und ihnen gesagt, nun wird Europa seine Zukunft wieder gemeinsam gestalten können und in eigener Verantwortung“, sagte Genscher Jahre später dem Deutschlandfunk.

Aussöhnung und Integration waren die ersten Ziele

Zentrales Ziel der EU-Mitglieder Frankreich und Deutschland war es, zunächst die deutsch-polnische Aussöhnung nach dem Vorbild der deutsch-französischen voranzutreiben. Vor allem aber ging es darum, neben Polen auch die anderen neuen Demokratien im Osten Deutschlands an die EU heranzuführen. Ein Vorhaben, das mit der EU-Erweiterung 2004 schließlich vollendet wurde. Als dieses Ziel erreicht war, veränderte sich das Weimarer Dreieck: Es wurde zu einem Gesprächsforum gleichberechtigter Partner zu aktuellen außenpolitischen Fragen.

Die Ex-Außenminister von Polen, Deutschland und Frankreich, (von links) Krzystof Skubiszewski, Hans-Dietrich Genscher und Roland Dumas erhielten 2006 den Adam-Mickiewicz-Preis.
Die Ex-Außenminister von Polen, Deutschland und Frankreich, (von links) Krzystof Skubiszewski, Hans-Dietrich Genscher und Roland Dumas erhielten 2006 den Adam-Mickiewicz-Preis. © picture-alliance/dpa

Angesichts der wirtschaftlichen und demografischen Größe Frankreichs, Deutschlands und Polens  sind die drei Staaten eigentlich prädestiniert, Motor einer stabilen EU zu sein. Es ist kein Geheimnis, dass genau dies seit einigen Jahren immer weniger der Fall ist. Zu unterschiedlich sind zur Zeit die Vorstellungen von Rechtsstaatlichkeit und die Visionen einer künftigen EU auf der Seite Frankreichs und Deutschlands einerseits und Polens andererseits. Dabei sind die Menschen sich so nah wie selten zuvor. So unvollkommen das Weimarer Dreieck auf staatlicher Ebene funktionieren mag, so lebendig und stabil ist es auf zivilgesellschaftlicher Ebene. Das ist auch ein Verdienst des Vereins Weimarer Dreieck e.V. und des bereits 2002 gegründeten Komitees zur Förderung der Deutsch-Französisch-Polnischen Zusammenarbeit.

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Als gutes Beispiel kann der Weimarer Filmsommer 2021 zum 30. Jahrestag des ersten Dreicks-Treffens gelten. Die Partnerstädte Weimar, Blois und Zamość feiern mit Filmen aus Frankreich, Deutschland und Polen ihre langjährige Verbindung – die letzte Aufführung ist am 28. August, dem Tag des ersten Treffens und dem Geburtstag von Weimars berühmtesten Bürger Johann Wolfgang Goethe. Ein weiteres zivilgesellschaftliches Dreieck hat sich in Hamburg gefunden. Die Deutsch-Französische Gesellschaft Hamburg Cluny e.V., die Deutsch-Polnische Gesellschaft Hamburg e.V. und Weimarer Dreieck e.V. haben sich verabredet, in Hamburg und dem norddeutschen Raum die französisch-deutsch-polnische Verständigung zu fördern. Schließlich gibt es noch das „Weimarer Dreieck der Frauen“, 2018 auf Initiative des deutschen Außenministeriums, des Generalkonsulats Danzig der deutsch-polnischen Außenhandelskammer sowie der Friedrich-Naumann-Stiftung ins Leben gerufen. Es hat sich ebenso der Völkerverständigung verschrieben wie sein Ableger, das „Weimarer Dreieck der Frauen im Business“: „Die Unternehmerinnen, die auch Mitglied in der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer sowie der Polnisch-Französischen Wirtschaftskammer sind, wollen Erfahrungen und Praktiken austauschen, aber auch Frauen bei der Karriereplanung unterstützen.“

So bleibt die Hoffnung, dass die Gemeinsamkeiten auf der zivilgesellschaftlichen Ebene ein besseres Miteinander auch auf staatlicher nach sich ziehen werden. Schließlich gilt nach wie vor das Wort Hans-Dietrich Genschers: „Das Weimarer Dreieck ist eine Schicksalsgemeinschaft dreier für die Zukunft Europas wichtiger Länder.“

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