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Frieden schaffen und erhalten

Der Friedens- und Konfliktforscher Thorsten Gromes untersucht, wie Gesellschaften nach einem Bürgerkrieg Frieden finden.

04.10.2019
Schwierige Mission: UN-Einsatz in Somalia.
Schwierige Mission: UN-Einsatz in Somalia. © dpa

„Wann sind Versuche, Frieden zu schaffen und zu erhalten, erfolgreich? Und woran misst sich der Erfolg? An demokratischen Strukturen, geringer Arbeitslosigkeit oder am Anteil der Kinder, die zur Schule gehen? Alles sind wichtige Ziele, aber Erfolg meint zunächst die dauerhafte Beendigung kriegerischer Gewalt. Das ist eine große Aufgabe, das zeigen die vielen Wiederausbrüche von Bürgerkriegen.

Chinesische Soldaten mit dem blauen Barett der UN.
Chinesische Soldaten mit dem blauen Barett der UN. © dpa

Als Mitarbeiter des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung beschäftige ich mich mit der Frage, unter welchen Bedingungen der Friede nach einem Bürgerkrieg stabil bleibt. Was leisten etwa prominente Instrumente der Friedenssicherung wie die Entsendung von Friedenstruppen? Ich habe dazu Bürgerkriege untersucht, die nach 1990 endeten. In sieben von 22 Fällen brach innerhalb weniger Jahre erneut ein Krieg aus – obwohl Friedenstruppen im Land waren.

Intensive Konflikte zwischen ethnisch definierten Parteien erschweren die Friedenserhaltung
Thorsten Gromes, Friedensforscher

Anders als oft erwartet, hingen Erfolg und Scheitern nicht so sehr von der Friedensmission selbst ab, von ihrer Ausstattung, Zusammensetzung oder ihrem Auftrag. Entscheidender waren Merkmale des Bürgerkrieges. Die Art der Kriegsbeendigung beispielsweise macht einen großen Unterschied. Nach militärischen Siegen oder Friedensabkommen hielt der Friede zumeist, nach bloßen Waffenstillständen war ein Wiederausbruch viel häufiger. Intensiv geführte Bürgerkriege und Konflikte zwischen ethnisch definierten Parteien erschweren die Friedenserhaltung. Gleiches gilt für ein militärisches Gleichgewicht der Konfliktparteien bei Kriegsende.

In einem anderen Forschungsprojekt untersuche ich sogenannte humanitäre militärische Interventionen nach dem Zweiten Weltkrieg. Das sind Einsätze mit dem erklärten Ziel, die Bevölkerung des Ziellands vor Gewalt zu schützen. Bekannte Beispiele sind Bosnien-Herzegowina und Kosovo in den 1990er Jahren und aktuell Libyen und Mali.

UN-Soldaten auf Friedensmission in Afrika
UN-Soldaten auf Friedensmission in Afrika

Obwohl die Gewalt in Syrien seit Jahren in den Medien sehr präsent ist, gab es hier keine umfassende humanitäre militärische Intervention mit dem Ziel, den Krieg zu beenden. Die Erfolgsaussichten für ein solches Eingreifen waren gering, unter anderem wegen der Vielzahl von Akteuren und der starken Verflechtung mit anderen Konflikten in der Region. Insgesamt aber weiß die Forschung noch wenig darüber, unter welchen Bedingungen humanitäre militärische Interventionen Gewalt verringern oder verschlimmern. Darüber mehr herauszufinden, das ist das Ziel in diesem Projekt.“

Dr. Thorsten Gromes ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung in Frankfurt.

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