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GSG 9: Präzision unter höchstem Druck

Als Spezialeinheit der Bundespolizei operiert die GSG 9 seit über fünf Jahrzehnten im Kampf gegen Terrorismus, Gewaltkriminalität und neue hybride Bedrohungen.

Wolf ZinnWolf Zinn, 25.11.2025
Schnell, präzise, effektiv: Mitglieder der Spezialeinheit GSG 9
Schnell, präzise, effektiv: Mitglieder der Spezialeinheit GSG 9 © dpa/Oliver Berg

Es ist die Nacht auf den 18. Oktober 1977. Auf dem Rollfeld des Flughafens von Mogadischu steht die von palästinensischen Terroristen entführte Lufthansa-Maschine „Landshut“. Das Ziel der Entführer: die Freipressung inhaftierter Mitglieder der deutschen Terrorgruppe „Rote Armee Fraktion“ (RAF). Im Inneren verharren 86 Geiseln, draußen nähern sich rund 30 schwarz gekleidete, bewaffnete Männer lautlos der Maschine. Es sind Männer der deutschen Spezialeinheit GSG 9. Um 2.05 Uhr stürmen sie das Flugzeug. Wenige Minuten später sind alle Geiseln befreit, drei der Entführer tot. Der Zugriff gilt bis heute als Musterbeispiel für Präzision unter höchstem Druck – und machte die Elite-Einheit weltbekannt. 

Oktober 1977: Bundeskanzler Helmut Schmidt gratuliert GSG 9-Kommandeur Ulrich Wegener zur erfolgreichen Geiselbefreiung in Mogadischu.
Oktober 1977: Bundeskanzler Helmut Schmidt gratuliert GSG 9-Kommandeur Ulrich Wegener zur erfolgreichen Geiselbefreiung in Mogadischu. © dpa/Sven Simon

Gründung und Auftrag 

Gegründet wurde die Grenzschutzgruppe 9, kurz: GSG 9, im September 1972 – als Konsequenz des gescheiterten Polizeieinsatzes bei den Olympischen Spielen in München, bei dem elf israelische Athleten von palästinensischen Terroristen ermordet wurden. Deutschland brauchte eine Spezialeinheit, die auf derartige Situationen schnell und effektiv reagieren konnte. In Sankt Augustin bei Bonn entstand eine kleine, hochtrainierte Truppe zur Terrorismusbekämpfung, Geiselbefreiung und für besonders gefährliche Einsätze im In- und Ausland. Die GSG 9 ist Teil der Bundespolizei und in spezialisierte Gruppen gegliedert – etwa für maritime Operationen, Sprengeinsatz, Observation und verdeckte Zugriffe. 

Hartes Training: GSG 9-Beamte seilen sich von einem Hubschrauber auf ein U-Boot ab.
Hartes Training: GSG 9-Beamte seilen sich von einem Hubschrauber auf ein U-Boot ab. © Bundespolizei

In über fünf Jahrzehnten kam die GSG 9 rund 2.000-Mal zum Einsatz – meist ohne, dass die Öffentlichkeit davon erfuhr. Sie war an Zugriffen gegen islamistische Terrorzellen beteiligt, sicherte diplomatische Missionen im Ausland, unterstützte bei der Piratenbekämpfung vor Somalia und half bei der Festnahme international gesuchter Schwerstkrimineller. Regelmäßig steht sie bereit, wenn Gefahr im Verzug ist – etwa bei Bedrohungen an Flughäfen oder Angriffen auf kritische Infrastruktur. 

Seit 1972 kam die GSG 9 rund 2.000-Mal in gefährlichen Situationen zum Einsatz.
Seit 1972 kam die GSG 9 rund 2.000-Mal in gefährlichen Situationen zum Einsatz. © pa/Michael Gottschalk

Neue Bedrohungen, neue Antworten 

Die Sicherheitslage ist gefährlicher und unübersichtlicher geworden: vernetzte Terrorgruppen, Sabotage, Spionage, Clan-Kriminalität, Cyberangriffe, hybride Bedrohungen. GSG 9-Kommandeur Robert Hemmerling sagte kürzlich im RBB: „Um den neuen Bedrohungen begegnen zu können, müssen wir stärker vernetzt denken. Die Grenze zwischen der inneren und der äußeren Sicherheit verschwimmt zunehmend.“ Darum arbeitet die GSG 9 nicht nur in Deutschland eng mit anderen Einheiten zusammen, sondern auch mit internationalen Partnern, insbesondere den USA. Um noch schlagkräftiger zu sein, erweitert die Einheit ihre Präsenz: In Berlin entsteht ein neues Trainings- und Kompetenzzentrum, an der Nordseeküste ist eine zusätzliche Basis für maritime Einsätze geplant. 

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