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„Transparenz fällt vielen Firmen schwer“

Der frühere Menschenrechtsbeauftragte Markus Löning berät Unternehmen, wie sie internationale Sozialstandards einhalten können.

23.07.2020
Markus Löning, Menschenrechtsexperte und Berater
Markus Löning, Menschenrechtsexperte und Berater © Carolin Pitzke

Herr Löning, die Bundesregierung hat gerade eine Umfrage zu Menschenrechts- und Sozialstandards bei deutschen Unternehmen gemacht. Demnach erfüllen nur etwa 20 Prozent die Anforderungen. Überrascht Sie das Ergebnis?
Nein. Mein Eindruck ist: Viele Markenunternehmen, vor allem die an der Börse gehandelten und besonders exponierten Firmen, nehmen das Thema ernst. Schwieriger ist es bei kleineren und mittleren Unternehmen, ihnen fehlen oft die Ressourcen. Dennoch glaube ich, dass auch sie die Anforderungen erfüllen können.

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Wie unterstützen Sie dabei?
Grundsätzlich empfehlen wir den Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte als Leitbild. Er bietet eine gute Orientierung und entspricht dem internationalen Standard. Was man für die Umsetzung braucht, ist zunächst ein klares Signal der Geschäftsführung. Im zweiten Schritt müssen Risiken identifiziert werden. Der dritte Punkt ist: Wie kann man die entdeckten Risiken abstellen oder minimieren? Viertens müssen die Unternehmen transparent sein: Sie müssen die Risiken und ihren Umgang damit öffentlich machen. Das fällt vielen schwer.

Kommen die Firmen zu Ihnen aus Überzeugung oder weil sie sich unter Druck fühlen?
Manche Firmen wollen die Zustände in ihrer Branche nicht mehr mittragen. Bei anderen ist der Wunsch nach Veränderung eher reputationsgetrieben – sie haben einfach Angst vor einem schlechten Ruf. Denn der bedeutet weniger Umsatz und macht die Unternehmen weniger interessant als Arbeitgeber und für Investoren.

Es gibt die Befürchtung, die Corona-Pandemie könne Rückschritte beim nachhaltigen Unternehmertum bedeuten, weil Firmen argumentieren, in der Krise könnten sie nicht auch noch strengere Auflagen erfüllen. Sehen Sie diese Gefahr?
Durchaus. Gerade erst gab es eine Initiative der Wirtschaftsverbände gegen ein Lieferkettengesetz. Sie sagen, dass es die Unternehmen noch weiter zurückwerfen würde. Ich halte das für kurzfristig gedacht. Risiken in der eigenen Lieferkette – und dazu gehören auch Pandemien – wird man besser gerecht, wenn man sie angeht. Deshalb brauchen wir dazu einheitliche Standards, auch auf europäischer Ebene.

 


Markus Löning war von 2010 bis Januar 2014 Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe. Heute führt er in Berlin einen Thinktank zu Wirtschaft und Menschenrechten und berät Firmen bei der Umsetzung menschenrechtlicher Standards.

Interview: Helen Sibum

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