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„Klimaschutz kostet Geld, aber Untätigkeit kostet unendlich mehr“

Staatssekretär Jochen Flasbarth erklärt, wie Deutschland und die EU den 1,5-Grad-Pfad halten wollen – und warum der Amazonas eine entscheidende Rolle spielt.

Ina BrzoskaInterview: Ina Brzoska, 10.11.2025
Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium
Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium © BMUKN/ Sascha Hilgers

Herr Flasbarth, mit welchen Zielen fährt Deutschland 2025 zur Weltklimakonferenz?

Wir wollen zeigen, dass ehrgeiziger Klimaschutz und wirtschaftliche Stärke zusammengehören. Es geht darum, die Lücke zur 1,5-Grad-Grenze mit konkreten Maßnahmen zu schließen. Gemeinsam mit der EU setzen wir uns für die Verdreifachung der erneuerbaren Energien und die Verdopplung der Energieeffizienz bis 2030 sowie die Abkehr von fossilen Energien ein. Die COP30 in Belém soll ein starkes Signal für die weltweite Energiewende setzen. Deutschland bringt dabei seine Erfahrung aus 20 Jahren Energietransformation ein. Klar ist: Multilateralismus ist der einzige Weg, die Klimakrise zu lösen – kein Land schafft das allein.

Jeder investierte Euro spart künftig Schäden durch Überschwemmungen, Dürren Ernteausfälle.
Staatssekretär Jochen Flasbarth

Wie genau sieht das deutsche Engagement aus?

Klimaschutz kostet Geld, aber Untätigkeit kostet unendlich mehr. Als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt stellt Deutschland bis 2025 jährlich über sechs Milliarden Euro für internationale Klimaprojekte bereit – für Anpassung, Klimaschutz und Biodiversität in Schwellen- und Entwicklungsländern. Das ist Solidarität und Vorsorge zugleich: Jeder investierte Euro spart künftig Schäden durch Überschwemmungen, Dürren oder Ernteausfälle. Zugleich eröffnet Klimafinanzierung Chancen für unsere Wirtschaft – deutsche Technologien, etwa bei Wasserstoff und Kreislaufwirtschaft, sind weltweit gefragt.

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Welche Rolle übernimmt Deutschland in den EU-Verhandlungen zur Klimapolitik?

Deutschland ist in Europa ein Motor für ambitionierten Klimaschutz. Wir wollen, dass die EU mit einer starken gemeinsamen Stimme auftritt – gerade vor der COP30. Das neue Klimaziel für 2040 muss klar an der 1,5-Grad-Grenze ausgerichtet sein. Der Vorschlag der EU-Kommission, die Emissionen um 90 Prozent zu senken, weist den richtigen Weg. Die EU hat gezeigt, dass sie führen kann, etwa beim Emissionshandel, beim CO₂-Grenzausgleich und beim Green Deal. Entscheidend ist, dass wir geschlossen auftreten, damit Europa Vorbild bleibt und andere große Emittenten nachziehen.

Wie unterstützt Deutschland andere Länder beim Klimaschutz?

Klimapolitik funktioniert nur, wenn sie gerecht ist. Deshalb sucht Deutschland den Dialog mit Schwellen- und Entwicklungsländern als Partner. Über die Internationale Klimaschutzinitiative fördern wir weltweit Projekte von Solarausbau bis Stadtentwicklung. Ein Beispiel ist der Klimaclub: Über 40 Länder arbeiten dort zusammen, um ihre Industrie klimafreundlicher zu machen. So entsteht gelebte Zusammenarbeit – Wissen teilen, Technologien verbreiten, Standards angleichen. Nur so gelingt der globale Wandel.

Welche Verantwortung trägt Brasilien als Gastgeber der COP30?

Brasilien trägt mit der COP30 große Verantwortung – und hat zugleich eine Chance. Der Amazonas ist die Lebensader Südamerikas und die grüne Lunge des globalen Klimas. Brasilien kann als Gastgeber neue Dynamik in den internationalen Klimaschutz bringen, etwa beim Waldschutz und der gerechten Energiewende. Deutschland steht an seiner Seite, unterstützt den Schutz des Regenwalds und investiert in nachhaltige Entwicklungsprojekte. Entscheidend ist, dass in Belém mutige Entscheidungen getroffen werden, die dem Planeten wirklich helfen.

Zur Person

Jochen Flasbarth ist seit Mai 2025 Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Der Volkswirt war Präsident des Naturschutzbunds Deutschland NABU und Leiter des Umweltbundesamts. Er zählt zu den erfahrensten deutschen Fachleuten für Klima- und Naturschutz.