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Gemeinsam für den Klimaschutz

Die G20 und Indonesien haben eine Energiepartnerschaft vereinbart. Dabei spielt Deutschland eine wichtige Rolle.

Christoph HeinChristoph Hein, 30.01.2023
Olaf Scholz und Narendra Modi auf dem G20-Gipfel.
Olaf Scholz und Narendra Modi auf dem G20-Gipfel. © picture alliance/dpa

Vom Wasser aus gesehen ist die Insel Pulau Papan nicht viel mehr als ein hölzerner Anlegesteg vor wucherndem Tropenwald. Kommt es so, wie es sich die Fachleute des mittelständischen Ingenieurbüros ib vogt aus Berlin vorstellen, könnte auf der indonesischen Insel aber bald schon eines der größten Sonnenkraftwerke der Welt entstehen: „Wir planen hier und auf den beiden Nachbarinseln eine Kapazität von knapp vier Gigawatt Solarstrom“, sagt ib-vogt-Manager David Ludwig.

Er und sein Team haben erkannt, welches Potenzial das Land am Äquator besitzt: Indonesien selbst, aber auch seine Nachbarländer, brauchen grünen Strom, wollen sie in den Kampf gegen den Klimawandel einsteigen. Mit dem Strom aus Indonesien könnten rund acht Prozent des Bedarfs des benachbarten Stadtstaats Singapur mit seinen knapp sechs Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern gedeckt werden. Verbunden würden die indonesischen Inseln und der Finanzplatz über ein rund 40 Kilometer langes Unterwasserkabel.

Energiepartnerschaft mit Indonesien

Weltweit hat das Thema Energieversorgung im Jahr 2022 an Aufmerksamkeit gewonnen. Zwar waren die politischen Gipfel in dem Jahr dominiert vom Krieg in der Ukraine. Und doch vereinbarten die Staats- und Regierungschefs der 19 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer und der Europäischen Union (G20) auf der indonesischen Insel Bali fast unbemerkt Abkommen zu weiteren Großthemen.

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Eine der Vereinbarungen bietet Indonesien, das 2022 G20-Gastgeber war, eine neue Partnerschaft an, um die Bürden, die der Kampf gegen den Klimawandel mit sich bringt, auf mehr Schultern zu verteilen. Und damit auch große Solarprojekte wie das der Berliner Ingenieure voranzutreiben. Sie bewerben sich um einen Großauftrag Singapurs: Der kleine Inselstaat will seinen Strombedarf zunehmend durch nachhaltige Quellen decken – wegen des begrenzten Platzes in Singapur müssen diese im Ausland liegen. Die Berliner kalkulieren für ihr Vorhaben mit dem Einsatz von gut sieben Millionen Sonnenpaneelen – aneinander gelegt bildeten die Module eine Strecke länger als die Entfernung von Berlin nach New York. Allein für die Fracht nur der Kollektoren sind rund 10.000 Container nötig.

Gemeinsamer Kampf gegen den Klimawandel

Um die Bevölkerung zu versorgen, muss Indonesiens Wirtschaft um mindestens fünf Prozent jährlich wachsen. Eine solche Wachstumsrate verlangt nach Energie, die in Indonesien vor allem mit Kohle erzeugt wird. 92 Prozent seines Verbrauchs an Primärenergie gewinnt das größte muslimische Land der Erde mit dem Verbrennen fossiler Brennstoffe; Sonne und Wind steuern nur gut zwei Prozent bei. Am Rande des Gipfels auf Bali vereinbarten Indonesien und die Industriestaaten eine Kooperation für eine gerechte Energiewende (Just Energy Transition Partnership, JETP). Von nun an betrachten sich die Industriestaaten und Indonesien als Partner, die gemeinsam gegen den Klimawandel kämpfen wollen.

Einige Staats- und Regierungschefs besuchen auf Bali ein Gewächshaus.
Einige Staats- und Regierungschefs besuchen auf Bali ein Gewächshaus. © picture alliance/dpa

Die in der JETP vereinbarten Energiekooperationen sind eingebettet in einen größeren Rahmen: Die Partnerschaft für globale Infrastruktur und Investitionen (Partnership for Global Infrastructure and Investment, PGII) hat sich im Sommer 2021 während des Gipfels der Gruppe der G7-Staaten in Großbritannien gebildet. Ursprünglich lief sie unter dem sperrigen Namen Build Back Better World (B3W), um dann in PGII umgetauft zu werden. Hier kommt Deutschland ins Spiel: Denn deren Neuformierung nach nur einem Jahr wurde auf dem Folgegipfel der G7 auf Schloss Elmau in den bayerischen Alpen im Jahr 2022 beschlossen. Gastgeber war der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz.

Diese JETP ist ein Leuchtturm für die multilaterale Zusammenarbeit, die Energiewende und nachhaltige Investitionen.
Bundeskanzler Olaf Scholz

„Beim G7-Gipfel in Elmau haben die G7 und ihre internationalen Partner die Just Energy Transition Partnerships vorangetrieben. Unser gemeinsames Voranschreiten mit Indonesien ist ein starkes Zeichen, dass die Beschleunigung des Klimaschutzes Hand in Hand geht mit einer sozial gerechten Transformation und wirtschaftlichem Wohlstand. Diese JETP ist ein Leuchtturm für die multilaterale Zusammenarbeit, die Energiewende und nachhaltige Investitionen“, sagte Scholz nach der Vereinbarung auf Bali.   

Ein Bündel von Einzelvorhaben soll dazu führen, dass der Treibhausgasausstoß bis 2030 um mehr als 300 Megatonnen gesenkt wird. Außerdem sollen durch die Maßnahmen neue Arbeitsplätze entstehen und die Lebensgrundlagen der Menschen geschützt werden. In den ersten drei bis fünf Jahren wollen die Partner 20 Milliarden Dollar aufbringen.

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