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„Welche Welt hinterlasst ihr uns?“

Laura Vargas von Religions for Peace über Generationendialog, Verantwortung und ihr Engagement für den tropischen Regenwald.

Interview: Maren van Treel, 14.10.2021
Welchen Planeten hinterlassen die älteren Generationen den kommenden?
Welchen Planeten hinterlassen die älteren Generationen den kommenden? © Adobe Stock/kleberpicui

Das Motto der diesjährigen „Religions for Peace“ (RfP)-Konferenz lautete „Generationen im Dialog“. Was bedeutet dieser Dialog für Sie?

Ich gehöre zur älteren Generation und glaube, dass wir eine Verantwortung gegenüber den jüngeren Generationen haben. In Anbetracht von Krisen wie dem Klimawandel, dem Massensterben von Wildtieren und Covid-19 müssen wir handeln. Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird es noch viel schlimmer. Deshalb halte ich den Dialog zwischen den Generationen für sehr wichtig, denn die jungen Leute sind verängstigt und fragen die älteren Generationen immer wieder: Welche Welt hinterlasst ihr uns?

Welche Erkenntnisse hat die RfP-Konferenz gebracht?

Die Themen, die auf der Konferenz diskutiert wurden, sind sehr wichtig. Wir haben zum Beispiel über die Auswirkungen von Covid-19 auf künftige Generationen gesprochen. Ein weiteres Thema war Sicherheit und die Frage, wie die aktuellen Sicherheitsprobleme gelöst werden können. Und wir haben uns über die Umwelt unterhalten, die wir respektieren und als unsere Mutter betrachten sollten und nicht als Geld- und Profitquelle. Wir als Gläubige sehen Gott als den Schöpfer der Natur für alle kommenden Generationen an, so dass es unsere Verantwortung ist, sie zu erhalten.

Laura Vargas
Laura Vargas © Ring for Peace

Die RfP-Konferenz fand zum dritten Mal in der deutschen Stadt Lindau statt. Welche Bedeutung hat Lindau für Sie?

In Lindau befindet sich der Ring for Peace, eine Holzskulptur, die ein interreligiöses Friedenssymbol verkörpert. Er ist für uns ein sehr starkes Symbol ist, weil Frieden etwas ist, das man aufbauen muss. In vielen Teilen der Welt ist der Frieden nur eine Idee und keine Wirklichkeit. Für viele bedeutet Frieden die Möglichkeit, in einer harmonischen Gesellschaft zu leben, in der sie als Mensch anerkannt sind und in der sie und ihre Kinder eine Zukunft haben. Es ist wichtig, eine Stadt zu haben, in der es dafür ein Symbol gibt.

Sie arbeiten als Vermittlerin für Peru für die Interfaith Rainforest Initiative. Sie wurde 2017 ins Leben gerufen und setzt sich für ein Ende der Abholzung der tropischen Wälder ein. Bitte erzählen Sie uns davon.

Die Interfaith Rainforest Initiative ist eine einflussreiche Plattform. Wir bringen unter anderem religiöse Führer mit indigenen Völkern zusammen. Die indigenen Völker haben über sehr lange Zeit hinweg Weisheit erlangt und leben in Harmonie mit der Natur. Wir müssen von ihnen lernen. Unser Ziel ist die Beendigung der Abholzung, denn der Tropenwald ist von grundlegender Bedeutung für unseren Planeten. In Peru beispielsweise stammen 99 Prozent des Wassers des Landes aus dem Amazonasgebiet. Wenn wir den Wald weiter zerstören, wird uns das Wasser ausgehen.

In vielen Teilen der Welt ist der Frieden nur eine Idee und keine Wirklichkeit.
Laura Vargas Valcárcel

Welche Aufgaben haben Sie als Vermittlerin für Peru?

Ich koordiniere die gesamte Arbeit. Als ältere Person habe ich sehr gute Verbindungen zu vielen Menschen. Es fällt mir leicht, Türen zu öffnen und Leute anzurufen, die ich kenne, um zu erklären, was wir tun. In der Regel ist die Resonanz großartig. Gerade in diesem Jahr haben wir den „Pakt für den Amazonas“ ins Leben gerufen, bei dem mehr als hundert Institutionen zusammenarbeiten und versuchen, ein gesundes, nachhaltiges, produktives und widerstandsfähiges Amazonasgebiet zu schaffen. 

Am 31. Mai 2021 haben Deutschland, Norwegen, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet. Darin erklären sie, Peru weiterhin darin unterstützen wollen, gegen Verlust und der Verschlechterung des Ökosystems Wald anzugehen. Welche Hoffnungen verbinden Sie mit dieser Unterstützung?

Ich halte dies für ein sehr wichtiges Abkommen, weil es uns bei der Verteidigung des Waldes und der Natur als solcher unterstützt. Es ist wichtig, Partner auf verschiedenen Ebenen zu haben, zum Beispiel Staaten wie Deutschland.

 


Laura Vargas Valcárcel ist seit 2009 Geschäftsführerin des Interreligiösen Rates von Peru (IRC-Peru). Er ist Teil von Religionen für den Frieden, eine internationale Nichtregierungsorganisation, die durch interreligiösen Dialog und Zusammenarbeit zum weltweiten Frieden beitragen möchte. Sie ist außerdem Vermittlerin für Peru der Interfaith Rainforest Initiative, die sich gegen die Abholzung der tropischen Wälder einsetzt. 


 

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