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Superkraft Seegras und neue Speichermöglichkeiten

Seegras in der Ostsee, Wasserspeicher in Bayern: Zwei Projekte in Nord- und Süddeutschland zeigen, wie innovativer Klimaschutz gelingen kann. 

Johannes_GöbelJohannes Göbel , 17.09.2025
Ein Taucher des SeaStore-Projekts pflanzt Seegras in der Ostsee an.
Ein Taucher des SeaStore-Projekts pflanzt Seegras in der Ostsee an. © Submaris / Florian Huber

Seegras wirkt wie eine verborgene Superkraft. So unscheinbar das Gewächs auch sein mag: Es hat vielfältige positive Eigenschaften. So trägt es wesentlich zur Biodiversität bei und bietet Tieren geschützten Lebensraum, etwa Fischen, Muscheln und Garnelen. Mit seinen Halmen und Wurzeln festigt Seegras zudem Sand und Sedimente und bewahrt Küsten somit vor Erosion. Und dann entnimmt Seegras dem Meer auch noch CO2 und lagert dessen Kohlenstoffanteil ein, was den Klimaschutz fördert. 

„Wir wollen, dass sich Seegras wieder dauerhaft ausbreitet, ganz ohne unsere Hilfe“, sagt Maike Paul von der Universität Hannover, Leiterin des SeaStore-Projekts. In der südlichen Ostsee arbeiten sie und ihr Team an den wissenschaftlichen Grundlagen für eine großflächige Renaturierung. An drei Standorten haben sie Seegras bereits wiederangesiedelt und sein Wachstum analysiert, um den langfristigen Erfolg zu sichern. Dabei sensibilisiert das Forschungsteam auch die Küstenbevölkerung und Touristen für den Schutz der Gräser. Und: zahlreiche Freiwillige unterstützen die Forschenden, indem sie ebenfalls in die Ostsee eintauchen und helfen, neues Seegras anzupflanzen. 

Starkregen umleiten und nutzbar machen 

Flutkatastrophe bei Deggendorf 2013: Suche nach neuen Lösungen für Wassermassen
Flutkatastrophe bei Deggendorf 2013: Suche nach neuen Lösungen für Wassermassen © picture alliance / dpa

Vom Hochwasserschutz bis zur Dürreprävention: Eine bemerkenswerte Bandbreite beschäftigt das Forschungsprojekt Smart-SWS, das die Technische Universität München initiiert hat und an dem auch die Technische Hochschule in Deggendorf an der Donau beteiligt ist. Im Jahr 2013 war der Fluss nach tagelangen Regenfällen über die Ufer getreten, die Wassermassen verursachten große Schäden. Smart-SWS will solche Ereignisse verhindern und zugleich die Versorgung mit Grundwasser verbessern. 

Ende 2024 ging in der Ortschaft Hüll in Oberbayern eine Pilotanlage in Betrieb: Sie sammelt den Starkregen von der Oberfläche ein, bereitet ihn auf und stellt ihn für die Grundwasserversorgung bereit. Mit der neuartigen Anlage kann das anfallende Wasser wesentlich schneller als unter normalen Umständen versickern und länger vor Ort gespeichert werden. Smart-SWS-Mitarbeiterin Lea Augustin erläuterte: „Ein großer Vorteil ist, dass das System basierend auf den Ergebnissen unserer Eignungsanalysen an vielen Standorten und Regionen in Deutschland eingesetzt werden könnte.“ Und wohl auch darüber hinaus: Vor kurzem stellte das Team die Pilotanlage auf einem Symposium im südafrikanischen Stellenbosch vor.