Deutsche Startup-Förderung wie im Silicon Valley
Der Startup-Hub UnternehmerTUM der Technischen Universität München ist das größte Gründungszentrum in Europa. Was macht ihn so erfolgreich?
Wenn es um den Wissenstransfer von der Forschung in die Anwendung geht, ist kaum eine Universität weltweit so erfolgreich wie Stanford. Hewlett-Packard, Google, NVIDIA, LinkedIn, Instagram, WhatsApp, Netflix – all diese globalen Tech-Schwergewichte wurden von Absolventinnen und Absolventen der Uni an der US-amerikanischen Westküste gegründet. Doch was macht Stanford so gut als Innovationshub für aufstrebende Unternehmerinnen und Unternehmer? Und was können deutsche Hochschulen davon lernen?
Diese Frage treibt Professor Helmut Schönenberger seit über 20 Jahren um. Als Student der Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart wollte er in seinem betriebswirtschaftlichen Aufbaustudium an der Technischen Universität München (TUM) Antworten finden. Für seine Diplomarbeit reiste er 2001 nach Stanford und fasste seine Erkenntnisse in einer Studie zusammen: Sie arbeitet die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem US-amerikanischen und dem deutschen Innovationssystem am Beispiel von Stanford und TUM heraus.
Dann wurde BMW-Erbin Susanne Klatten auf Schönenberger aufmerksam. Sie wollte die Bedingungen für Gründer in Deutschland verbessern. „Ich trug den Gedanken mit mir, dass wir mehr Gründerinnen und Gründer brauchen, die sich ihre Geschäftsidee so zu eigen machen, dass sie zur Lebensaufgabe wird“, erinnert sich die Unternehmerin in einem Gespräch mit dem Handelsblatt. Zusammen mit Schönenberger gründete Klatten 2002 UnternehmerTUM als An-Institut der TUM, ein Startup-Innovationszentrum nach US-Vorbild.
Größtes Startup-Zentrum in Europa
Inzwischen hat sich UnternehmerTUM zum größten Zentrum seiner Art in Europa entwickelt. Im Ranking „Europe‘s Leading Start-Up Hubs“ der Financial Times steht es an der Spitze von 125 europäischen Gründungszentren. Aus dem eher kleinen Entrepreneurship-Center nach Stanford-Vorbild ist ein Team aus über 400 Mitarbeitenden gewachsen. „Ich denke, das Besondere an UnternehmerTUM ist, dass wir den kompletten Weg eines Gründers oder einer Gründerin von der ersten Idee über die Wachstumsphase bis zum Börsengang abdecken“, sagt Geschäftsführer Schönenberger. Seit 2016 ist er zudem Honorarprofessor, seit 2020 auch Vice President Entrepreneurship der TU München.
Über 50 Startups bringt UnternehmerTUM mittlerweile Jahr für Jahr hervor, darunter erfolgreiche Unternehmen wie den Reiseanbieter FlixMobility, den Entwickler elektrischer Flugtaxi-Systeme Lilium oder Celonis, das im Bereich Process Mining Firmen hilft, Geschäftsprozesse zu analysieren und zu optimieren. Mit einer Bewertung von über 10 Milliarden Euro ist Celonis das erste und bislang einzige deutsche „Decacorn“.