Als Erzieherin nach Deutschland – neue Chancen für Fachkräfte
Sofia Mbango aus Namibia arbeitet als Erzieherin in Deutschland. Sie hat uns erzählt, was das Leben und Arbeiten in Deutschland für sie ausmacht.
Als Sofia Mbango Anfang 2024 aus dem Flugzeug stieg, begrüßte Deutschland sie mit Schnee und Minustemperaturen. Man hatte sie gewarnt, dass es hier im Winter kalt sein könne. Doch dass sie schon am Flughafen wärmere Kleidung aus ihrem Koffer holen musste, hätte die junge Frau vorher nicht gedacht.
Mbango ist 25 Jahre alt und stammt aus Namibia, wo sie auch studiert hat. „Pre and Junior Primary Education“ hieß ihr Studiengang. Seit Februar 2024 arbeitet sie als Erzieherin in einem deutschen Kindergarten in Bad Homburg; einer kleinen Stadt bei Frankfurt in Hessen mit etwa 56.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. „In Namibia ist der Kindergarten ganz anders als in Deutschland“, sagt Mbango. Dort gebe es Unterricht wie in der Schule. Schon kleine Kinder lernten die Zahlen von eins bis 20 sowie das Alphabet, könnten ein paar Worte lesen, ihren Vor- und Nachnamen schreiben. In Deutschland dagegen gehe es mehr um die Beobachtung der Entwicklung der Kinder und darum, ihnen geeignete Beschäftigungen anzubieten. Mbango gefällt diese Arbeit. „Ich lerne viel von den Kindern“, sagt sie. „Ich kann mich mit ihnen unterhalten, das verbessert auch mein Deutsch.“
Fachkräfte in Deutschland gefragt
Für Deutschland entschied sich Mbango, weil sie in Namibia keinen festen Job bekam. Sie erlebte Bewerbungsverfahren, bei denen etwa 750 Personen um eine Stelle konkurrierten, erzählt sie. Die Arbeitslosenquote sei in Namibia sehr hoch, vor allem unter jungen Menschen. In Deutschland aber werden in vielen Bereichen Fachkräfte gesucht, auch in der Kinderbetreuung. Durch Talent Orange bekam Mbango die Möglichkeit, ihre heutige Stelle als Erzieherin anzutreten. Das Unternehmen aus Frankfurt am Main vermittelt ausländische Fachkräfte für den Sozial- und Gesundheitsbereich. Eine Freundin von Mbangos Cousine hatte über diesen Weg einen Job als Krankenschwester bekommen und ermutigte sie, sich ebenfalls zu bewerben. „In Deutschland gibt es für mich mehr berufliche Möglichkeiten als in meinem Heimatland“, sagt Mbango. „Hier kann ich mehr Erfahrungen für meine Karriere sammeln. Die Lebensqualität ist gut und ich verdiene mehr als in Namibia.“
Deutschkurs in Namibia
So fiel ihr die Entscheidung nicht schwer, in ein fremdes Land zu ziehen. „Ich war begeistert, ins Ausland zu gehen und eine neue Sprache zu lernen.“ Für einen Vollzeitdeutschkurs zog Mbango zunächst von der Küstenstadt Walvis Bay nach Windhoek. In nur acht Monaten sollte sie das Sprachniveau B2 erreichen. Die deutsche Sprache in so kurzer Zeit zu lernen, war eine Herausforderung. Über ihren ersten Arbeitstag in Bad Homburg sagt Mbango: „Ich war aufgeregt und konnte zwar vieles auf Deutsch verstehen, aber noch nicht so gut sprechen.“ Im Kindergarten traf sie dann aber auf freundliche und hilfsbereite Mitarbeitende, erzählt sie. Die Kinder, die selbst aus unterschiedlichen Kulturen stammten, seien am ersten Tag sehr neugierig gewesen. „Sie stellten mir Fragen zu Elefanten und Löwen“, sagt Mbango und lacht.
In Deutschland vermisst sie ihre Familie, auch wenn sie mit zwei anderen Erzieherinnen aus ihrem Sprachkurs in der Nähe von Bad Homburg lebt; eine von ihnen ist ihre Cousine. Gemeinsam bereiten sie traditionelle namibische Gerichte zu und versuchen auch, das deutsche Essen nachzukochen, das Mbango im Kindergarten serviert bekommt, Kartoffelpuffer und Frikadellen zum Beispiel. Bereits im Sprachkurs lernten sie typisches deutsches Essen kennen. „Einmal haben wir Sauerkraut gegessen“, erinnert sich Mbango und lacht. Der säuerliche, fermentierte Kohl sei in ihrer Klasse nicht so gut angekommen.
Informationen für Fachkräfte – „Make it in Germany“
Sie ist erst wenige Monate hier, aber Mbango ist bereits zu einer Anlaufstelle für Freundinnen und Freunde sowie Bekannte aus Namibia geworden, die etwas über das Leben in Deutschland wissen wollen oder selbst daran interessiert sind, im Ausland zu arbeiten. Nicht immer könne sie weiterhelfen, sagt sie. Informationen in mehreren Sprachen für Fachkräfte aus dem Ausland bietet aber zum Beispiel das Portal „Make it in Germany“ der deutschen Bundesregierung.
Perspektiven für die Zukunft
Mbango absolviert im Moment ihr Anerkennungsjahr zur Erzieherin und hat noch einiges vor. Sie möchte ihr Deutsch weiter verbessern und ihren Führerschein machen. Damit habe sie bereits in Namibia angefangen, doch dann sei die Möglichkeit, nach Deutschland zu gehen, dazwischen gekommen. Und Sofia Mbango kann sich auch vorstellen, weiterzustudieren und ihren Master in Deutschland zu machen. Doch sie sagt auch: „Es ist noch zu früh, um zu entscheiden, ob ich dauerhaft hierbleiben werde.“