KI blickt für die Logistik in die Zukunft
Logistikdienstleister in Deutschland gelten als Vorreiter der Digitalisierung. Sie setzen auf Künstliche Intelligenz, um ihre Prozesse weiter zu verbessern.

Wer Hamburg kennt, kennt auch den Hafen und die hochhausgroßen Containerstapel an den Terminals Altenwerder und Burchardkai. Wie in einem riesigen Ameisenhaufen transportieren automatische Transportfahrzeuge die Container von und zu den Kränen, die Schiffe be- und entladen. Deutschlands Logistikketten wirken wie ein gigantisches Spiel mit Bauklötzen, allerdings mit äußerst komplexen Regeln. Darin steckt mittlerweile viel Künstliche Intelligenz (KI): KI steuert die Fahrzeuge auf den Terminals, intelligente Software überwacht Transport- und Lagerprozesse und sieht mögliche Schäden, etwa durch Verschleiß, an der Anlagentechnik voraus. Sie berechnet sogar die perfekten Stellplätze für Container, um sie im Gewirr hunderttausender Frachtbehälter zeit-, raum- und kostensparend zu stapeln. Das Hamburger Hafenlogistiksystem gilt als eines der modernsten der Welt – KI sorgt dafür, dass Deutschlands größter Seehafen das Tor zur Welt bleibt.
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Einverständniserklärung öffnenDenkende Systeme
Weil geopolitische Krisen, Konjunkturschwankungen und die Folgen des Klimawandels die globalen Lieferketten aus dem Gleichgewicht bringen können, machen Logistikerinnen und Logistiker sie anpassungsfähiger, intelligenter und nachhaltiger. „Denkende Systeme“, die selbstständig lernen und sich weiterentwickeln, halten Einzug in die Logistik. In Deutschland setzen inzwischen elf Prozent aller Unternehmen KI in ihren Lieferketten ein – weltweit sind es laut dem Beratungsunternehmen Accenture neun Prozent. Die Folge: Unternehmen entwickeln und produzieren neue Produkte schneller, bringen sie somit auch schneller auf den Markt und sind erfolgreicher als langsamere Konkurrenten.
Logistik als Innovationstreiber
Logistikdienstleister nutzen Hightech-Software, „um ihre Effizienz, Qualität und Produktivität zu steigern“, sagt Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des IT-Branchenverbands Bitkom. Inzwischen arbeitet jedes fünfte Logistikunternehmen in Deutschland mit Künstlicher Intelligenz, ein Viertel der übrigen plant den Einsatz von KI. Die Branche sieht sich als Vorreiter der Digitalisierung. Schon kleine Tools machen die Lieferketten leistungsfähiger. Das beginnt bei der KI-gestützten Dokumentenverarbeitung, geht über die Steuerung im Wareneingang und das Bestandsmanagement bis hin zur Ressourcen- und Transportplanung in der Distribution.
KI-Tools berechnen die optimalen Lieferrouten und die ideale Auslastung von Containern, LKW-Anhängern und Wechselbrücken (die auf den ersten Blick wie Container aussehen, aber nicht stapelbar und deswegen nicht für den Seetransport zugelassen sind), um günstiger zu transportieren und unwirtschaftliche Leerfahrten zu vermeiden. Dienstleister und Spediteure nutzen KI-Tools, um die Abläufe in den Umschlagzentren transparenter zu machen und zu beschleunigen. KI vermisst automatisch hunderttausende ankommender Pakete. Die danach eindeutig identifizierbaren einzelnen Pakete können dann in einer hocheffizienten, digital gesteuerten und kontrollierten Lieferkette bewegt werden.
Valide Prognosen
Weil KI-Tools den Menschen bei zeitaufwändigen Routineaufgaben entlasten, kann er sich auf komplexe Entscheidungen konzentrieren und bei Problemen schneller reagieren. Das wohl größte Potenzial von KI liegt in der Prognose und Planung des Bedarfs von Material oder Transportkapazitäten. KI kann für Menschen unüberschaubare Datenmengen sichten, strukturieren und analysieren. Auf Basis historischer und aktueller Daten erstellt KI dann Prognosen, die mit zunehmender Digitalisierung und damit Datenmenge immer besser werden. So sehen Industrie und Dienstleister mögliche Störungen voraus und können im Idealfall präventiv handeln – ob bei Wetterumschwüngen, politischen Risiken oder Rohstoff-Engpässen. Das in der Branche traditionell wichtige menschliche Bauchgefühl wird somit zunehmend durch KI und Hightech ergänzt.