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Mit KI globale Lieferketten stärken

Digitalisierung und künstliche Intelligenz können dabei helfen, globale Lieferketten sicherer, transparenter und nachhaltiger zu gestalten. 

Carsten HauptmeierCarsten Hauptmeier , 23.08.2023
Containerhafen Hamburg
Containerhafen Hamburg © picture alliance / imageBROKER

Die deutsche Wirtschaft ist international stark vernetzt und auf globale Lieferketten angewiesen. Doch die weltweiten Lieferbeziehungen haben sich gerade in jüngster Zeit als krisenanfällig erwiesen. Die Wirtschaftswissenschaftlerin Anita Wölfl vom Münchner ifo-Institut erklärt, wie Digitalisierung und auch Künstliche Intelligenz Lieferketten sicherer und transparenter machen können. 

Anita Wölfl vom ifo-Institut
Anita Wölfl vom ifo-Institut © ifo

Frau Wölfl, welche Vorteile sehen Sie in digitalen Lieferketten?
Die Corona-Pandemie, der Stau von Containerschiffen im Suez-Kanal oder aktuell der Ukraine-Krieg haben gezeigt, dass die globalen Lieferketten ein sehr fragiles System darstellen. Umso wichtiger ist es für Unternehmen, sicher und schnell auf Probleme reagieren zu können. Dabei können digitale Lieferketten helfen. 

In einer klassischen Lieferkette geht es immer um Waren- und Geldströme, aber auch um Informationsströme. Dabei kommt es oft zu Verzögerungen und Lücken, weil etwa noch mit Papier gearbeitet wird. In digitalen Lieferketten werden dagegen die Informationen von Stufe zu Stufe lückenlos weitergegeben.

Welche Rolle spielen KI und Big Data dabei?
Beides kann dazu beitragen, schneller auf Probleme in Lieferketten zu reagieren und zugleich vorausschauender zu handeln. Wenn die entsprechenden Daten vorliegen, können KI-basierte Programme zum Beispiel einem Unternehmen direkt anzeigen, welche Zulieferer fehlende Waren liefern können. Sie geben dann auch an, wie lange es dauert, bis das eigene Lager wieder aufgefüllt ist. Eine entscheidende Rolle können dabei sogenannte digitale Zwillinge spielen, in denen der gesamte Ablauf parallel zur realen Lieferkette dargestellt wird.  

Die digitalen Lieferketten sorgen zugleich für mehr Transparenz. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass Unternehmen zwar ihre direkten Zulieferer kannten, aber oft nicht wussten, wie es zwei oder drei Schritte davor in der Lieferkette aussah.

Was muss passieren, um digitale Lieferketten breit in der Wirtschaft zu etablieren?
Es gibt vor allem zwei Hürden: Datenqualität und Datenschutz. Die Daten müssen zunächst sehr detailliert vorliegen; das erfordert auch entsprechende Investitionen bei den Unternehmen. Zum anderen erfordern funktionierende digitale Lieferketten natürlich, dass Daten weitergegeben werden. Unternehmen müssen also bereit sein, Informationen zu teilen. Gewissen Risiken stehen dabei allerdings große Vorteile gegenüber. Die Unternehmen müssen zwar Informationen abgeben, aber sie bekommen auch sehr viele, hilfreiche Daten. 

Können Lieferketten dadurch auch nachhaltiger werden? 

Die Digitalisierung kann auf jeden Fall dabei helfen, Lieferketten nachhaltiger zu gestalten. Durch die größere Transparenz kann zum Beispiel besser überprüft werden, ob Menschenrechte in globalen Lieferketten eingehalten werden. Damit wird auch das seit 2023 geltende deutsche Lieferkettengesetz unterstützt. Die Breite an Informationen in digitalen Lieferketten und die damit verbundene höhere Effizienz hilft zudem dabei, Ressourcenverschwendung auf den Transportwegen zu verhindern. 

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