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„Internationaler Austausch von Wissen“

Warum die Forschungsinvestitionen deutscher Unternehmen im Ausland allen Seiten nutzen können, erklärt Wirtschaftswissenschaftlerin Heike Belitz. 

Ralf Isermann, 23.08.2023
Forscherin in einem Labor
Forscherin in einem Labor © ShutterStock

Deutsche Unternehmen investieren auch an ausländischen Standorten Milliarden in Forschung und Entwicklung. Die Wirtschaftswissenschaftlerin Dr. Heike Belitz vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin erklärt, was im Ausland geforscht wird und warum davon beide Seiten profitieren. 

Heike Belitz vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung
Heike Belitz vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung © DIW

Frau Belitz, wieviel Geld aus Deutschland fließt in die Forschung im Ausland?
Die Größenordnung von Forschung und Entwicklung deutscher Unternehmen im Ausland lässt sich nur grob schätzen. Eine genaue Statistik gibt es nicht. Ich schätze aber, dass es mit den Aufwendungen im Ausland leicht nach oben geht. Bei den Top 100 der deutschen Unternehmen lagen die Forschungsaufwendungen 2021 weltweit bei gut 90 Milliarden Euro. Davon entfielen etwa 65 Milliarden Euro auf Forschung und Entwicklung im Inland und somit über 25 Milliarden auf andere Staaten. Etwa 30 Prozent der Forschungsausgaben fließen also ins Ausland. 

Was wird dort erforscht?
Wir wissen, dass die großen multinationalen Unternehmen generell sehr marktnah forschen. Der Anteil der Grundlagenforschung ist gering, geht sogar leicht zurück. In erster Linie geht es um Entwicklungsarbeit. Bei unseren Untersuchungen kam heraus, dass die Unternehmen im Ausland überwiegend in Bereichen forschen, in denen auch ihre Forschung in Deutschland sehr stark ist. Wenn der ausländische Standort auf diese Felder auch spezialisiert ist, dann ist das so genannte wissensergänzende Forschung. Bei etwa 50 Prozent der patentrelevanten Forschung deutscher Unternehmen im Ausland handelt es sich um solche wissensergänzende Forschung. 

Wem nutzt die Zusammenarbeit?
Durch diese Forschung und Entwicklung im Ausland gibt es einen internationalen Austausch von Wissen. Das Knowhow im Konzern wird so erweitert und kann auch an anderen Standorten benutzt werden. Es gibt oft eine Verbindung zu den lokalen Universitäten und Forschungseinrichtungen, von dort kommt ja auch das Personal. So entsteht ein internationales oder sogar globales Forschungsnetzwerk, von dem in der Regel alle profitieren. 

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