Auf dem Weg zum klimaneutralen Industrieland
Die deutsche Industrie wandelt sich fundamental. Die Energiewende, aber auch das Lieferkettengesetz sollen zu einer nachhaltigen Wirtschaft führen.
Ob Autobranche, Maschinenbau oder Stahlindustrie: Die großen Industriebranchen prägen die Bundesrepublik seit Jahrzehnten. Heute befinden sich praktisch alle Branchen in einem fundamentalen Umbruch – denn bis 2045 will Deutschland zum klimaneutralen Industrieland werden. „Damit liegt vor uns die größte Transformation unserer Industrie und Ökonomie seit mindestens 100 Jahren“, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner ersten Regierungserklärung im Dezember 2021.
Energiewende als Herzstück der Transformation
Öl, Kohle, Gas oder Atomkraft sollen in den kommenden Jahren nahezu komplett durch Wind, Sonne, Wasser oder Biomasse ersetzt werden. Schon 2030 soll mindestens 80 Prozent des deutschen Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien stammen. Und die Energiewende kommt voran: Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien stieg 2023 auf 56 Prozent. Ihr Anteil am deutschen Strommix war noch nie so hoch.
In wenigen Regionen ist die Transformation der deutschen Industrie so sichtbar wie im Ruhrgebiet, der einstigen Kohleregion Deutschlands. Ende 2018 schloss die letzte von einst hunderten Steinkohlezechen. „Hier geht ein Stück deutscher Geschichte zu Ende“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier damals.
Schon bald will Deutschland endgültig aus der Kohleförderung aussteigen, also auch aus der Braunkohle. Die Bundesregierung plant dieses Ziel 2030 zu erreichen, laut Gesetz muss es spätestens 2038 so weit sein. Schon abgeschlossen ist der Ausstieg aus der Atomenergie. Im April 2023 wurden die letzten drei deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet.
Der Weg zur sozial-ökologische Marktwirtschaft
Die Energiewende ist Teil des Wandels von der sozialen Marktwirtschaft zur sozial-ökologischen Marktwirtschaft. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz sieht darin ein „Konzept für die Transformation hin zur Klimaneutralität“. Konkret gestalten, muss diesen Wandel die Industrie. Beispiele dafür gibt es bereits viele, etwa die Pläne des größten deutschen Stahlherstellers Thyssenkrupp zur Produktion von „grünem Stahl“. In Duisburg plant das Unternehmen eine Anlage, die mit klimaneutral erzeugtem Wasserstoff betrieben werden soll.
Internationale Verantwortung bei globalen Lieferketten
Die deutsche Industrie ist weltweit eng verflochten. Um Menschenrechte und auch die Umwelt international besser zu schützen, trat Anfang 2023 ein neues Lieferkettengesetz in Kraft. Auf der gesamten Lieferkette vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt tragen Unternehmen Verantwortung, dass Menschenrechte eingehalten werden. Arbeitsminister Hubertus Heil umschreibt diese Verantwortung so: „Wer global wirtschaftet, wer global Gewinne macht, muss auch global Verantwortung übernehmen.“