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Sicher in der digitalen Welt

„Wir wollen keine Bremser sein“ – ein Gespräch über Fallstricke im Netz und Chancen des Digital Learnings mit Mandy Schiefner-Rohs.

Sarah KanningInterview: Sarah Kanning , 29.01.2023
Mandy Schiefner-Rohs forscht zu Schule und Digitalisierung.
Mandy Schiefner-Rohs forscht zu Schule und Digitalisierung. © Lars Kilian

Frau Professorin Schiefner-Rohs, Sie forschen an der Schnittstelle von Schulentwicklung und Digitalisierung. Wie sicher surfen Schulkinder in Deutschland – und ihre Lehrerinnen und Lehrer – denn im Netz?
Schiefner-Rohs: Das Thema der Datensicherheit, aber auch der Datenkompetenz ist hoch brisant, und hat während der Coronapandemie gerade auch an Schulen durch das Online-Learning an Bedeutung gewonnen. Andere Länder wie die Niederlande, Australien oder die USA sind da schon erfahrener. In Australien wird seit den 1960er-Jahren mit Fernlehre experimentiert. Das merkt man den Diskursen an. In Deutschland sind wir gerade dabei, für einen verantwortungsvollen Umgang mit Benutzerdaten zu sensibilisieren und ein Bewusstsein für den kritischen Umgang mit Informationen aus dem Netz zu fördern. Lehrerinnen und Lehrer sind hier wichtige Multiplikatoren.  

Wir wollen ein Bewusstsein für den kritischen Umgang mit Informationen aus dem Netz fördern.
Prof. Dr. Mandy Schiefner-Rohs

Um welchen Herausforderungen geht es?
Wir wissen alle, dass 123456 kein sicheres Passwort ist – trotzdem ist es weltweit das häufigste. Wir wissen alle, dass wir Suchmaschinen nicht füttern sollen und zu viele Cookies Bauchweh bereiten, um im Bild zu bleiben  – aber die meisten Dienste sind eben sehr komfortabel. Es geht bei Datenkompetenz grob um zwei Themenbereiche: Einerseits die eher statistische Kompetenz, dass Schülerinnen und Schüler also einschätzen können, was Zahlen und deren Zusammenhänge oder Grafiken, die ihnen im Netz begegnen, aussagen und wie verlässlich sie sind. Andererseits geht es um eine kritische Informations- und Medienkompetenz oder Grundbildung Medien, wie sie die Kultusministerkonferenz mit der Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ vorgelegt und 2021 überarbeitet hat. Hier geht es darum, wie Schulen das Aufwachsen in der digitalen Welt begleiten können. 

Hier kommen Sie mit Ihrer Forschung ins Spiel?
Ja. Wir arbeiten mit Lehrenden an konkreten Fallbeispielen, beispielsweise beschäftigen wir uns mit der Frage, welche Vor- oder Nachteile es hat, wenn ein Kind Vokabeln über eine App lernt. Welche Daten werden dabei erzeugt, wie sicher sind sie und wie verlässlich ist die Angabe, dass ein Kind beispielsweise zehn Prozent der Vokabeln gelernt hat? Wir wollen Lehrerinnen und Lehrer zum Nachdenken über Daten bringen und dabei nicht die Bremser sein. Wir adressieren eben Chancen, aber auch Fallstricke in diesem Spannungsfeld. 

Warum gehören solche Themen Ihrer Meinung nach an die Schulen?
Ich sehe es als die Aufgabe der Schulen an, Medien- und Datenkompetenzen durch dafür qualifizierte und sensibilisierte Lehrkräfte zu vermitteln. Bliebe das allein Aufgabe der Familien, würden wir Ungleichheiten weiter verstärken: Wir haben Eltern, die sich gut auskennen. Andere Eltern können das vielleicht nicht leisten – deren Kinder sollen aber die gleichen Chancen haben. 

 


Prof. Dr. Mandy Schiefner-Rohs lehrt Allgemeine Pädagogik mit dem Schwerpunkt Schulpädagogik an der RPTU Kaiserslautern-Landau. Sie forscht an der Schnittstelle von medien- und (hoch-)schulpädagogischen Fragestellungen und Digitalisierung.

© www.deutschland.de 

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