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Den Mumien auf der Spur

Ein deutsch-ägyptisches Forscherteam hat eine Stätte zur Einbalsamierung von Toten analysiert. Mit überraschenden Ergebnissen

Kim Berg, 03.02.2023
  In Sakkara entdeckten Forscher eine Werkstatt zur Einbalsamierung.
In Sakkara entdeckten Forscher eine Werkstatt zur Einbalsamierung. © travelview/AdobeStock

Ägyptische Mumien umgibt eine geheimnisvolle Aura. Sie sind einige tausend Jahre alt und immer noch gut erhalten. Zwar wissen Forscher bereits, wie der Prozess der Mumifizierung vonstattenging, doch bis heute war kaum bekannt, welche Substanzen angewendet wurden, um die Körper von Menschen und Tieren zu konservieren.

Das haben Forscher eines deutsch-ägyptischen Teams nun herausgefunden. 2016 entdeckten der mittlerweile verstorbene Ägyptologe Ramadan Hussein von der Universität Tübingen und sein Team eine Werkstatt aus dem 7. und 6. Jahrhundert vor Christus in der altägyptischen Totenstadt Sakkara. Dort fanden die Wissenschaftler Keramikgefäße mit Inhaltsangaben und Handlungsanweisungen zur Einbalsamierung. „Namentlich sind viele dieser Balsamierungsstoffe seit der Entzifferung der altägyptischen Schrift bekannt“, berichtete die Leiterin der Ausgrabung, Susanne Beck von der Universität Tübingen der Deutschen Presseagentur dpa. „Aber welche Substanz sich hinter einem Namen verbarg, konnten wir bislang nur erahnen.“

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Überraschende Ergebnisse

In Zusammenarbeit mit der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und dem National Research Center in Kairo konnten die Forscher der Universität Tübingen nun feststellen, welche Stoffe sich hinter den alten Namen verbergen und auch, welche unterschiedlichen Substanzen für welche Körperteile verwendet wurden. Dies war selbst für die erfahrenen Ägyptologen oftmals eine Überraschung.

„Seit langer Zeit wurde die von den alten Ägyptern als ‚antiu‘ bezeichnete Substanz mit Myrrhe oder Weihrauch übersetzt. Doch wir konnten nun zeigen, dass sich dahinter ein bestimmtes Gemisch ganz unterschiedlicher Zutaten verbirgt“, berichtete Projektleiter Maxime Rageot von der Universität Tübingen. In Sakkara habe es sich bei „antiu“ um eine Mischung aus Zedernöl, Wacholder- beziehungsweise Zypressenöl und tierischen Fetten gehandelt. Hinter „sefet“ steckt nicht wie bislang angenommen eine einzelne Substanz, sondern ein Gemisch aus Tierfett mit unterschiedlichen pflanzlichen Ölen oder Harzen. Pistazienharz und Rizinusöl wiederum wurden in der Werkstatt nachweislich ausschließlich für den Kopf verwendet, andere Substanzen kamen erst „am dritten Tag“ oder nur „für die Leber“ zum Einsatz, wieder andere waren „für eine schöne Haut“ gemischt.

Importprodukte zur Balsamierung verwendet

Besonders überrascht waren die Forscher von der Erkenntnis, dass der größte Teil der während der Balsamierung verwendeten Substanzen nicht aus Ägypten selbst stammt, sondern zum Teil aus dem Mittelmeerraum und sogar auch aus Zentralafrika und Südostasien importiert wurde. Diese Dimension war bisher unbekannt. Sie zeige, welcher Antrieb die Mumifizierungen für den frühen globalen Handel gewesen seien – schließlich seien die Toten damals ab der oberen Mittelschicht im großen Stil einbalsamiert worden, erklärt Philipp Stockhammer von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).

Der Ablauf der Einbalsamierung und die verwendeten Substanzen sind in der über 4000 Jahre währenden Tradition der Mumifizierung jedoch nicht überall und jederzeit die gleichen wie in Sakkara gewesen, betonte Stockhammer. Die Technik habe sich mit der Zeit entwickelt, bevor sie im 1. Jahrtausend nach Christus langsam in Vergessenheit geriet. (mit dpa)

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