Zum Hauptinhalt springen

Auf TikTok und auf Marktplätzen

Wie Wissenschaft die Menschen erreicht: Benedikt Fecher von „Wissenschaft im Dialog“ über die Kommunikation zu Forschung in sozialen Medien und der analogen Welt. 

Jeannette Goddar , 20.05.2025
Benedikt Fecher, Geschäftsführer von „Wissenschaft im Dialog“
Benedikt Fecher, Geschäftsführer von „Wissenschaft im Dialog“ © Ilja C. Hendel / Wissenschaft im Dialog

Herr Fecher, Ihr Ziel bei „Wissenschaft im Dialog“ ist es, auch Menschen außerhalb der akademischen „Bubble“ zu erreichen. Klappt das?
Ich denke schon. Ein Beispiel ist die MS Wissenschaft; ein umgebautes Binnenschiff, das wir jeden Sommer gemeinsam mit dem Bundesforschungsministerium auf Tour schicken. Dieses Jahr ist es seit Mitte Mai zum Wissenschaftsjahr-Thema 2025 „Zukunft der Energieversorgung“ unterwegs, mit einer interaktiven Ausstellung und vielen Stationen zum Mitmachen. Wir gehen auch auf Marktplätze, organisieren Diskussionsveranstaltungen oder zeichnen YouTuber aus, die ihre Forschung vorbildlich vermitteln.  

Wir dürfen digitale Räume nicht denen überlassen, die faktenfrei oder aggressiv auftreten.
Benedikt Fecher von „Wissenschaft im Dialog“

Sind soziale Medien für Wissenschaftskommunikation eher Fluch oder Segen?
Beides. Wir dürfen digitale Räume nicht denen überlassen, die faktenfrei oder aggressiv auftreten. Soziale Medien sind Marktplätze im Digitalen; lassen wir sie links liegen, ignorieren wir große Teile der Gesellschaft. Ich plädiere zum Beispiel für eine groß angelegte Initiative zusätzliche Social-Media-Initiative, in der wir mit Shorts – also kurzen Videos – vor allem Jugendliche ansprechen, etwa auf TikTok. 

Es wird immer wieder gefordert, Wissenschaft müsse breiter in die Gesellschaft hinein kommuniziert werden. In den sozialen Medien haben wir es aber mit ganz verschiedenen Zielgruppen auf verschiedenen Plattformen zu tun. Wie soll das gehen?
Es ging noch nie darum, „die Öffentlichkeit“ zu erreichen – als gäbe es nur eine. Es gibt viele Öffentlichkeiten mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Ebenso gibt es nicht „die Wissenschaft“, sondern eine große disziplinäre und institutionelle Vielfalt. Gute Wissenschaftskommunikation erkennt diese Vielfalt an und entwickelt passende Formate. Das stärkt auch den Praxistransfer, also die Wirkung wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Gesellschaft.

Was ist gute Wissenschaftskommunikation?
Sie sollte selbstverständlicher Teil wissenschaftlicher Arbeit sein. Es muss nicht jede und jeder Forschende über seine Arbeit kommunizieren – bei reiner Grundlagenforschung steht nicht die öffentliche Wirkung im Vordergrund. Doch Kommunikation und das Erzielen gesellschaftlicher Relevanz sollten als gemeinsame Aufgabe verstanden und die Vielfalt von Öffentlichkeit und Wissenschaft ernstgenommen werden. 

Experte für Open Science

Dr. Benedikt Fecher ist Experte für Open Science und Wissenschaftskommunikation. Seit April 2023 leitet er die gemeinnützige Organisation „Wissenschaft im Dialog“ (WiD). WiD wurde 2000 von führenden deutschen Wissenschaftsorganisationen gegründet, um den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu fördern und Wissenschaftskommunikation in Deutschland weiterzuentwickeln. 

Dieses Interview ist in Kooperation mit dem DAAD entstanden, eine ausführlichere Version des Gesprächs lesen Sie unter hier