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„Hier kann ich frei atmen“

Sie leben in Deutschland im Exil: Drei Medienschaffende erzählen, was Meinungsfreiheit für sie bedeutet. 

14.05.2025
Katerina Fomina aus Russland
Katerina Fomina aus Russland © privat

„Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist für mich das höchste Gut – deshalb habe ich mein Heimatland Russland verlassen. Dort wurde es unmöglich, frei zu sprechen oder zu denken. Für mich bedeutet Freiheit innere Unabhängigkeit und die Abwesenheit von Angst. Dutzende meiner Kolleginnen und Kollegen sind in Russland inhaftiert, nur weil sie ihre Arbeit machen und keine Angst haben. Ich berichte weiter investigativ – für mich und für sie. Deutschland ist meine neue Heimat geworden, weil ich hier frei arbeiten und frei atmen kann.“ 

Katerina Fomina wurde in Russland in Abwesenheit zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt. Die langjährige Mitarbeiterin der oppositionellen und inzwischen verbotenen Novaya Gazeta hatte über russische Kriegsverbrechen in der Ukraine berichtet. 

Luis Assardo aus Guatemala
Luis Assardo aus Guatemala © privat

„Die Meinungsfreiheit hat es mir ermöglicht, wirklich zu verstehen, wie unsere Gesellschaft funktioniert und wie eine Demokratie aufgebaut ist. In diesen beiden Punkten unterscheiden sich meine Heimat Guatemala und Deutschland sehr voneinander. In Guatemala kämpfen wir immer noch darum, dass jeder seine Stimme erheben kann. Sowohl Bürgerinnen und Bürger als auch Medienschaffende sind von Repressionen und Rachefeldzügen mächtiger Gruppen betroffen. In Deutschland ist die Meinungsfreiheit ein sehr wichtiger Teil der Kultur, mit ihren gesetzlichen Grenzen – sie hat die Gesellschaft reifer gemacht. In den vergangenen Jahren hier habe ich erlebt, dass sich jeder frei äußern kann. Und viele geben damit denen eine Stimme, die zum Schweigen gebracht oder unterdrückt wurden. Die deutsche Gesellschaft ist vielleicht nicht perfekt, aber sie ist gerechter und menschlicher.“ 

Luis Assardo ist Journalist und Wissenschaftler und beschäftigt sich mit Fake News, Hassrede und Trollfabriken, also Organisationen, die großangelegte Desinformationskampagnen betreiben.

Zia Ferozpur aus Afghanistan
Zia Ferozpur aus Afghanistan © privat

„Ich habe Erfahrung in der Berichterstattung über autoritäre Regime. Vor diesem Hintergrund bedeutet Meinungsfreiheit für mich die Möglichkeit, objektive Informationen verbreiten zu können, ohne Angst zu haben. In Deutschland schätze ich den rechtlichen Schutz und das offene Umfeld. So kann ich über Themen wie Korruption berichten, was ich in Afghanistan unter gefährlichen Umständen tun musste. Hier in Deutschland kann ich wirklich unabhängig journalistisch arbeiten.“ 

Zia Ferozpur hat in Afghanistan als Hochschuldozent und Journalist gearbeitet. Wie Fomina und Assardo wird er durch das Programm Journalists in Exile gefördert. Das European Centre for Press and Media Freedom in Leipzig setzt es mit Mitteln der Bundesregierung sowie des Bundeslandes Sachsen um.