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Brücken bauen für nachhaltiges Wachstum

Deutsche Firmen, afrikanische Nachwuchsfachkräfte – wie gut sie zusammenpassen, zeigen deutsch-afrikanische Initiativen in Wirtschaft und im Hochschulbereich.

Nicole Sagener, 07.02.2017
© GIZ - Education

Was Hervé Kubwimana am meisten an Deutschland schätzt? „Die Art, in der Menschen miteinander reden – ich kann sehr offen sein und kritisches Feedback geben, sogar im Gespräch mit einem Manager“, sagt der junge Mann aus Ruandas Hauptstadt Kigali. Kubwimana hat zwei Leidenschaften: soziales Unternehmertum und Start-ups – am liebsten beides in Kombination. Nicht das Geschäftemachen aus Eigennutz, sondern die wirtschaftliche Entwicklung in Afrika treibt ihn an – aus gutem Grund, wie er sagt.

Mit rund 200 Millionen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren hat Afrika die jüngste Bevölkerung der Welt. Doch 60 Prozent aller Arbeitslosen sind Jugendliche – „obwohl die Ausbildung immer besser wird“, meint Kubwimana. In Ruanda hätten kleine Unternehmen wegen fehlender Netzwerke und Mittel kaum Chancen, Mitarbeiter einzustellen und so Arbeitsplätze zu schaffen. Oft fehle es ihnen an praktischem Wissen und Kontakten, um ihr Startup am Markt zu etablieren. Kubwimanas Fazit: „Motivierte junge Firmengründer müssen Zugang zu den nötigen Fähigkeiten, Netzwerken und Kapital bekommen.“

Um dazu möglichst viel beitragen zu können, geht der 28-Jährige durch eine harte Schule. Er studierte in Ruanda Agrarwissenschaften, arbeitete fast vier Jahre beim African Entrepreneur Collective (AEC) , das junge lokale Firmen beim Wachsen unterstützt, absolvierte in Großbritannien den Master in Business Strategy and Entrepreneurship – und lebt nun in seiner neuen temporären Heimat: in Darmstadt im Bundesland Hessen.

Ein Jahr in deutschen Unternehmen

Möglich macht das die Initiative „Afrika kommt!“, angestoßen 2008 von 19 großen deutschen Dax-Konzernen und Familienunternehmen, um gezielt Brücken zwischen deutschen Firmen und Subsahara-Afrika zu bauen. „Zur Umsetzung kam die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ins Spiel, die mit den Unternehmen den Bewerbungsprozess entwickelte und auch das Alumninetzwerk betreut“, sagt Lydia Jebauer-Nirschl, Projektleiterin bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). 

Kubwimana gehört zu den 30 jungen Führungskräften des aktuellen Jahrgangs, die ein Jahr lang in einem deutschen Unternehmen ausbildet werden. Beim Merck Innovation Center in Darmstadt arbeitet er daran mit, Projekte von Existenzgründern im Bereich Gesundheitswesen und Life Science zu unterstützten – auch in Afrika.

Kubwimana hofft, auch nach seiner Hospitanz das Merck Innovation Center weiter dabei unterstützen zu können, in Afrika zu wachsen. Er wäre nicht der Erste, dem eine längerfristige Zusammenarbeit mit dem deutschen gastgebenden Unternehmen gelingt. Laut GIZ-Koordinatorin Jebauer-Nirschl arbeiten im Anschluss an ihre Hospitanz 60 bis 70 Prozent der jungen Führungskräfte in ihren Heimatländern weiter in den Unternehmen.

1000 Fachkräfte in drei Jahren

Die Zusammenarbeit zwischen deutschen und afrikanischen Unternehmen stärken will auch die Initiative Fachkräfteentwicklung für Afrika des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). „Damit die Firmen in Afrika mit deutscher Technologie ihre Effizienz erhöhen können, müssen ihre Mitarbeiter die moderne Arbeitsprozesse der Maschinen genau kennen“, sagt Projektleiter und Verbandsvertreter Dr. Norbert Völker. Die staatliche Standardausbildung bereite die Menschen jedoch oft nicht auf die Praxis vor. Mit Betrieben aus Botswana, Kenia und Nigeria wolle der VDMA deshalb Trainingscenter aufbauen. 1000 Fachkräfte sollen dort in den kommenden drei Jahren durch lokale Trainer aus- und weitergebildet werden.

Wissenstransfer zwischen Hochschulen und Wirtschaft

Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) wiederum konzentriert sich auf die Ausbildung von Fachkräften schon vor dem Berufsstart und fördert seit 2011 mit den „Praxispartnerschaften“ die Kooperation zwischen afrikanischen und deutschen Hochschulen unter Beteiligung der Wirtschaft. Und auch hier zählt der Wissenstransfer – um Nachwuchskräfte wie Hervé Kubwimana bei dem zu unterstützen, was ihre Leidenschaft ist: das Wachstum Afrikas mitzugestalten. Kubwimana freut sich erst einmal darauf, Berlin besser kennenzulernen und plant einen kleinen Ausflug. „Am liebsten im Mai oder Juli“, sagt er. Bis zum Sommer wartet noch viel Arbeit auf ihn.

Lesen Sie hier einen Artikel über die Initiative „Afrika kommt!“

Lesen Sie hier einen Artikel über die duale Ausbildung in Nigeria.

Lesen Sie hier einen Artikel über Deutschlands Engagement in Afrika in den Bereichen Bildung und Forschung.

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