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Der Friedenspreis des deutschen Buchhandels

Die deutsche Autorin Carolin Emcke erhält für ihr Engagement für den gesellschaftlichen Dialog den Friedenspreis des deutschen Buchhandels.

20.10.2016
© dpa/Anke Waelischmiller/Sven Simon - Carolin Emcke

Ihr radikal persönlicher Blick auf die Dinge ist oft das Erste, was dem Leser in ihren Büchern auffällt: Die Autorin Carolin Emcke nähert sich politischen Verhältnissen stets über die Darstellung eigener Erfahrungen, Erlebnisse und Gefühle. Damit wehrt sich die Berliner Publizistin gegen die Konstruktion eines Kollektivs und gegen die Negation von Individualität, in der sie den Ursprung von Ausgrenzung und Gewalt sieht. Statt Vielfalt unsichtbar zu machen und Differenzen zu unterdrücken, möchte Emcke Zeugnis ablegen und aufklären. „Ich will Zeugin sein, bei den Menschen, denen Unrecht widerfährt“, schreibt sie 2004 in ihrem Buch „Von den Kriegen – Briefe an Freunde“. Seitdem war sie bei den Kriegs- und Bürgerkriegsopfern im Iran, in Afghanistan, im Kosovo, in Kolumbien, in Palästina, in Kenia, bei den Opfern von Naturkatastrophen etwa in Haiti, bei den Opfern gesellschaftlicher Umbrüche in Kuba oder in Deutschland, bei Terroropfern.

„Zu Verständigung und Austausch zurückfinden“

Es ist diese Haltung, für die Carolin Emcke den Friedenspreis 2016 des deutschen Buchhandels erhält. Ob in „Stumme Gewalt – Nachdenken über die RAF“ (2008) oder „Wie wir begehren“ (2012) – Emcke leiste mit ihren Büchern, Artikeln und Reden einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Dialog und zum Frieden, heißt es in der Begründung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. „Carolin Emcke setzt sich schwierigen Lebensbedingungen aus und beschreibt – vor allem in ihren Essays und ihren Berichten aus Kriegsgebieten – auf sehr persönliche und ungeschützte Weise, wie Gewalt, Hass und Sprachlosigkeit Menschen verändern können. Mit analytischer Empathie appelliert sie an das Vermögen aller Beteiligten, zu Verständigung und Austausch zurückzufinden.“

Carolin Emcke wurde 1967 in Mülheim an der Ruhr geboren und wuchs in Hamburg auf. Ihr Philosophiestudium führte sie nach London, Harvard und Frankfurt am Main. Von 1998 bis 2006 arbeitete sie als Journalistin für den Spiegel, seit 2007 ist sie freie Publizistin in Berlin. Im Herbst 2016 erscheint ihr neues Buch „Gegen den Hass“. Der mit 25.000 Euro dotierte Friedenspreis wird ihr vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels im Rahmen der Frankfurter Buchmesse am 23. Oktober 2016 in der Frankfurter Paulskirche verliehen.

Verleihung Friedenspreis des deutschen Buchhandels am 23. Oktober 2016 in Frankfurt am Main

www.friedenspreis-des-deutschen-buchhandels.de

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