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Kulturaustausch im Exil

Das Goethe-Institut Damaskus öffnet vorübergehend in der deutschen Hauptstadt – als Forum für Künstler aus Syrien und Deutschland. Zweieinhalb Wochen lang geht es in dem Projektraum um Heimat, Flucht und Identität.

Hendrik Bensch, 20.10.2016
© Bernhard Ludewig - Goethe Institut

Im Jahr 2012 musste das Goethe-Institut in der syrischen Hauptstadt Damaskus wegen der kritischen Sicherheitslage seine Türen schließen. Nun öffnet der Projektraum „Goethe-Institut Damaskus | Im Exil“ in Berlin. Rund 100 syrische und deutsche Künstler widmen sich dort zweieinhalb Wochen lang den Themen Heimat, Flucht und Identität – mit Konzerten, Ausstellungen, Workshops, Lesungen, einer Filmreihe und Podiumsdiskussionen. Bis 5. November zeigt das Goethe-Institut damit Möglichkeiten künstlerischer Arbeit im Exil und stellt internationale Arbeiten vor.

„Mit dem Projekt wollen wir die Stimmen von Künstlern im Exil hörbar machen“, so Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts, vor dem Start. Der Projektraum in einem Ladenlokal in Berlin-Mitte soll ein Treffpunkt für Künstler aus Syrien sein, die jetzt in Deutschland oder anderen europäischen Ländern leben. Die Veranstaltungen bieten zudem die Möglichkeit, über die Perspektiven zu sprechen, die Künstler für Syrien sehen. Wie wichtig ein solches Forum ist, macht die Künstlerin Alina Amer deutlich. In den vergangenen Jahren hätten sich die Arbeitsbedingungen für Künstler in Syrien wegen der politischen Entwicklung zunehmend verschlechtert: „Es war einfach nicht mehr möglich, sich künstlerisch so auszudrücken, wie man wollte.“

„Ein Treffpunkt, der heute fehlt“

Bis 2012 kamen im Goethe-Institut in Damaskus Kulturschaffende, Studierende und Partner aus Deutschland und Syrien zusammen. Zum Programm der Einrichtung gehörten neben Filmvorführungen und Ausstellungen auch Fachsymposien und Seminare – mit einem Themenspektrum von Archäologie bis zur Gleichberechtigung der Frau. „Das Goethe-Institut war eines der besten Kulturzentren in Damaskus“, so Pelican Mourad, die dort lange als Programmassistentin arbeitete. „Es war ein wichtiger Treffpunkt für alle Künstlerinnen und Künstler, die sich präsentieren wollten. Das fehlt den Syrern heute im Exil.“ Der Projektraum könne diese Leerstelle für eine Weile füllen.

In den kommenden zweieinhalb Wochen wird dort ein vielfältiges Programm geboten. So liest die Autorin Rasha Abbas aus ihrem Kurzgeschichtenband „Die Erfindung der deutschen Grammatik“. Eine Diskussion über Zustand und Zukunft der Literatur- und Verlagslandschaft in Syrien mit dem Präsidenten des Goethe-Instituts Klaus-Dieter Lehmann ist ebenfalls geplant. Der Theaterregisseur Anis Hamdoun und der Kunstkritiker Hanno Rauterberg diskutieren über die Politisierung der Gegenwartskunst und die Auswirkungen des Bürgerkriegs in Syrien. Zudem gibt es in Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste eine Reihe über den syrischen Film.

Projektraum „Goethe-Institut Damaskus | Im Exil“, 20. Oktober bis 5. November 2016

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www.deutschland.de/de/topic/kultur/kuenste-architektur/ein-kleines-stueck-damaskus-nach-berlin-bringen

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