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„Verschmutzte Selfies“ ausgezeichnet

Apps sind die Statussymbole der Generation Smartphone. Sie bieten nicht nur Service und Spiel, manche sind sogar Kunst. Die Gewinner des AppArtAward 2017.

10.07.2017
© ZKM | Zentrum für Kunst und Medien - AppArtAward 2016

Deutschland. Ist da was schiefgegangen? Das Selfie aus London wirkt so gar nicht cool und elegant, sondern fragmentiert, unscharf und von Streifen durchzogen. Und was hat es mit den C02-Werten auf sich, die das Foto überlagern? Was auf den ersten Blick wie eine Selfie-Panne aussieht, mit einem der AppArtAward 2017 ausgezeichnet worden.

Das Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe und das Unternehmernetzwerk CyberForum haben zum siebten Mal Web-Applikationen prämiert, die innovative Technik und künstlerische Gestaltung clever verbinden. Entwickler, Programmierer und Künstler aus 18 Ländern haben 70 Apps eingereicht. Der AppArtAward wird in drei Kategorien vergeben, die mit jeweils 10.000 Euro Preisgeld dotiert sind.

Schadstoff-Selfies

Mit der App „Polluted Selfie“ gewann der Schweizer David Colombini den ersten Preis in der Kategorie AppARTivism. Bei diesen ungewöhnlichen Selfies misst ein Sensor in Echtzeit die Luftverschmutzung am Aufnahmeort. Die Messwerte sind mit einem Fotofilter gekoppelt, der die Farbwerte beeinflusst und Bildstörungen hinzufügt. Je schmutziger die Luft, desto schlechter das Selfie. Mit dem eigenen Abbild wird der Grad der Umweltbelastung übermittelt .„Das Ungewöhnliche der prämierten App besteht darin, dass der Narzissmus, zu dem die Menschen neigen, in ein produktives Gegenteil verwandelt wird“, urteilte die Jury.

Ballerspiel im Retro-Look

Spiele sind das populärste App-Genre. In dieser Kategorie geht der erste Preis an „Glitchskier“ von Shelly Robin Alon. Bei diesem Ballerspiel überrascht der 26-jährige Kommunikationsdesigner aus Hamburg mit einem ironischen Bruch: außen Retro-Design, innen High-End-Programmierung. Damit setzt er sich vom Trend zu hyperrealen Onlinespielen ab. Die Jury würdigte den Spaßfaktor, die Ästhetik und die „intellektuelle Reflektion des Genres“.

Tonstudio auf dem Handy

DJs können vielleicht bald einpacken. Jetzt kann jeder mit wenigen Klicks auf dem Smartphone einen Club-Hit komponieren oder ein Musikvideo produzieren. In der Kategorie SoundArt ernannte die Jury zwei Sieger, die sich das Preisgeld teilen.

„Mazetools Soniface“ von Jakob Gruhl und Stephan Kloß ist ein virtueller Synthesizer mit spielerisch gestalteter Benutzeroberfläche – ein „All-in-One-Musikinstrument für unterwegs“. 

Mit der App „Visual Beat“ hat der Trickfilmer Max Mörtl ein interaktives Musikvideoformat entwickelt. Mit einem Baukasten von Klängen, Gesängen und Bildelementen können die Nutzer Musikstücke in unendlicher Vielfalt arrangieren und visuell gestalten. 

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