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Neue Lebensbilder

Zwei neue Biografien holen Goethe und Büchner in die Gegenwart – und sind selbst beste Literatur.

16.01.2014
© picture-alliance/dpa - Literature Georg Büchner

FERNER NAHER DICHTERFÜRST. Es herrscht wirklich kein Mangel an Biografien und Sekundärliteratur aller Art zu Deutschlands Dichterfürst Nummer eins. Und doch: Rüdiger Safranskis 725 Seiten starker Blick auf Johann Wolfgang Goethe hat uns wirklich noch gefehlt: „Goethe – Kunstwerk des Lebens“ (Hanser Verlag). „Es ist Rüdiger Safranski gelungen, den Leser wieder ganz verliebt in Goethe zu machen“, fasst die Wochenzeitung „Die Zeit“ zusammen.

Safranski, Philosoph und Autor berühmter Biografien zu Schiller und Nietzsche, grub sich tief in Werke, Briefe und Tagebücher Goethes ein. Ans Licht gebracht hat er ein brillant geschriebenes, höchst lebendiges Bild des Klassikers, der gar nicht mehr entrückt, sondern ganz gegenwärtig wirkt.

URVATER DER MODERNE. Georg Büchner, 1813 geboren, starb mit nur 23 Jahren. Und doch hinterließ er in seinen kaum mehr als 200 Seiten umfassenden drei Theaterstücken und der Erzählung „Lenz“ ein sprachgewaltiges Werk. Hermann Kurzke sieht in Büchner sogar einen der Urväter der Moderne, der sich mit den Grundlagen des Menschseins beschäftige, „mit Aufsässigkeit, dem Wunsch, die Welt zu verändern, auch damit, ihre Fatalität hinnehmen zu müssen“.

Der emeritierte Germanistikprofessor aus Mainz hat mit „Georg Büchner – Geschichte eines Genies“ (C. H. Beck) eine fesselnde Biografie geschrieben. Sie ist – obwohl fundiert bis ins Detail – jedoch weniger ein Sachbuch als selbst Literatur. Kurzke fand eine ganz eigene Form des biografischen Annäherns. Wo es an Fakten mangelt, imaginiert, interpretiert, ja fantasiert er stellenweise sogar. Absolut lesenswert.