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Diese Moschee steht allen offen

Die deutsch-türkische Rechtsanwältin Seyran Ateş hat ihren Traum verwirklicht. Sie eröffnet eine besondere Moschee, die nach dem Dichter Goethe und dem Gelehrten Ibn Rushd benannt ist.

14.06.2017
© dpa - Seyran Ates

„Liebe freiheitsliebende Muslime, bitte gründet mit mir eine liberale Moschee!“ Mit diesen Worten endete ein im Juni 2016 in der Wochenzeitung „Die Zeit“ veröffentlichter Beitrag der deutsch-türkischen Rechtsanwältin und Autorin Seyran Ateş. Die Moscheegründung nannte Ateş vor einem Jahr noch einen „Traum“. Nun ist er wahr geworden.

Am 16. Juni eröffnet die Ibn Rushd-Goethe-Moschee in der dritten Etage eines Anbaus der evangelischen Johanniskirche im Berliner Stadtteil Moabit. Seyran Ateş hofft, „dass wir später ein eigenes Gebäude für unsere Moschee haben werden“. Es sei ihr wichtig, dass diese Moschee „sichtbar“ sei, auch um dem Religionsverständnis der konservativen Islam-Verbände in Deutschland etwas entgegenzusetzen. Die von Ateş gegründete liberale Moschee soll Sunniten, Aleviten, Schiiten und Sufis gleichermaßen offenstehen. Frauen und Männer dürfen hier gleichberechtigt im selben Raum miteinander beten. Und predigen: Ateş selbst hat eine Ausbildung zur Imamin begonnen.

Einsatz für Frauenrechte

Das Engagement, ja der Kampf um Freiheit hat Seyran Ateş‘ Leben geprägt. Mit 17 Jahren ist sie ihrem islamisch-orthodoxen Elternhaus entflohen. An der Freien Universität Berlin hat sie Jura studiert und sich schon vor ihren Staatsexamen als Beraterin für die Rechte von Migrantinnen eingesetzt. Bis heute engagiert sie sich gegen Zwangsverheiratung, Ehrenmord und Kopftuchzwang.

Zwei berühmte Namenspaten

Ateş bezeichnet sich als „säkulare Muslimin“. Mit diesem Selbstverständnis ist sie nicht allein, sondern Teil einer wachsenden Bewegung von „Reformmuslimen“. Zu ihnen zählt auch der Freiburger Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi, ein Mitstreiter bei der Berliner Moscheegründung, aus der langfristig ein liberaler muslimischer Verband entstehen soll. Der Name der neuen Moschee erinnert daran, dass dieses freiheitliche Denken eine lange Tradition hat: Schließlich stehen mit Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), dem Autor des „West-östlichen Diwans“, und dem wegweisenden Gelehrten Ibn Rushd (latinisiert Averroes, 1126–1198) zwei große freie Geister Pate für das Projekt.

Beitrag zum Dialogforum „Friedensverantwortung der Religionen“

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