„Mut bedeutet, auch unbequeme Themen anzusprechen“
Niyousha Akbari beschäftigt sich auf TikTok und Instagram mit Diskriminierung und deutscher Vergangenheit. Hier erzählt sie, warum Mut im Alltag beginnt.
Mut ist ein Muskel, der trainiert werden will. Wir stellen Mutmacherinnen und Mutmacher vor: Menschen, die kraftvoll vorangehen – für den Klimaschutz, politische Bildung, internationale Verständigung oder den Schutz von Geflüchteten.
In ihrem neuesten Video sitzt Niyousha Akbari im Schneidersitz vor einer großen Bücherwand. Die junge Frau trägt eine weite Hose und ein locker sitzendes Hemd, die dunklen Haare hat sie zum Pferdeschwanz gebunden. Sie spricht direkt in die Kamera: „Kennst du das Gefühl, dass du in jedem Raum irgendwie eine andere Version von dir selbst bist?“ Menschen mit Migrationsgeschichte passten ihr Verhalten, ihre Mimik und Gestik oft unbewusst der Situation an, erklärt sie. „Für mich wie für viele andere People of Colour ist das Alltag.“ Der wissenschaftliche Begriff dafür sei „Code Switching“. „Oh mein Gott! Endlich ein Wort dafür!“, hat eine Nutzerin in einem Kommentar zum Video geschrieben.
Diversität, Diskriminierung, Aufarbeitung des Nationalsozialismus: Es sind schwierige Themen, die Akbari in ihren Videos bespricht. Passt das in die oft schöne und bunte Welt von TikTok und Instagram? Auf jeden Fall, sagt Akbari. Politische Bildung ist ihr ein Anliegen. Für die Bildungsstätte Anne Frank macht sie große gesellschaftliche Themen greifbar. Wir haben die Politikwissenschaftlerin und Social Media Managerin gefragt, was Mut für sie bedeutet.
Was ist Mut für Sie?
Mut bedeutet für mich, Haltung zu zeigen und auch unbequeme Themen anzusprechen. Etwa Antisemitismus, Rassismus, Queer-Feindlichkeit und jede andere Form von Diskriminierung. Mut heißt, im Alltag aktiv zu werden und auf diskriminierende Bemerkungen zu reagieren, etwa beim Familienessen, in der Schule oder im Freundeskreis. Besonders wertvoll ist es, wenn Menschen, die selbst nicht betroffen sind, sich für andere einsetzen.
Was macht Ihnen Hoffnung?
Hoffnung geben mir die Reaktionen auf unsere Beiträge, die zeigen, dass Menschen bereit sind zuzuhören, nachzufragen und aufeinander einzugehen. Wenn aus Gesprächen Austausch entsteht und unterschiedliche Perspektiven ernst genommen werden, ist Dialog möglich.
Wer inspiriert Sie?
Mich inspirieren Menschen, die ihre Stimme nutzen, um Veränderungen möglich zu machen – unabhängig davon, ob sie im eigenen Umfeld wirken oder eine größere Öffentlichkeit erreichen. Besonders inspirierend finde ich es, wenn gesellschaftliche Themen so vermittelt werden, dass sie zugänglich bleiben, Menschen ermutigen, sich mit demokratischen Werten auseinanderzusetzen, und auf kreative Weise ernste Themen neu und einprägsam vermitteln.