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DE-Interview mit Ballettvirtuose John Neumeier

Seit 40 Jahren ist John Neumeier Ballettdirektor und Chefchoreograf des Hamburg Ballett. Zum Jubiläum drei Fragen.

03.06.2013
© picture-alliance/dpa - John Neumeier

1. Herr Neumeier, vor 40 Jahren haben Sie das Hamburg Ballett übernommen und daraus ein international beachtetes Ballettzentrum entwickelt. Was ist für Sie hervorragendes Ballett und was inspiriert Sie immer wieder neu?

Mein Ziel ist mit meinen Balletten Menschen zu berühren und zu bewegen. Bei meinem ersten Tag als Direktor des Hamburg Ballett vor vierzig Jahren hätte ich nie gedacht, dass ich so weit komme. Ich hatte eine Vision, aber keinen Fahrplan. Meine wichtigste Inspirationsquelle war und ist die Musik, dann kommen die Tänzerinnen und Tänzer, die für meine Arbeit als Chefchoreograf meine wichtigsten Instrumente sind. Und schließlich wird meine Arbeit natürlich auch von allem, was in meinem Leben geschieht, beeinflusst. Ballett ist eine lebendige Kunst, jedes Stück ist bei jeder Vorstellung anders, ich stelle meine Arbeit immer wieder erneut auf den Prüfstand. Vielleicht macht das auch den Erfolg aus.

2. Das Jubiläum feiern Sie mit einem Rekord-Programm für die Hamburger Ballett-Tage. Was sind die Höhepunkte?

Ich denke, jedes von den 23 Balletten, die wir zu den Rekord-Ballett-Tagen in dieser Spielzeit in Hamburg zeigen werden, ist ein Höhepunkt. Aber natürlich bieten wir mit der Wiederaufnahme der „Shakespeare Dances“ eine wunderbare Hommage an den großen Dichter, zur „Gala für Klavier, Stimme und Tanz“ stehen neben den Ballett-Tänzern wunderbare Musiker und Sänger auf der Bühne und wir bringen mein Ballett „Matthäus-Passion“ in die Hauptkirche Hamburgs, den Michel, zurück. Ich denke, für jeden ist etwas dabei: sakrale und sinfonische Ballette sowie Handlungsballette und Galas. Zudem besuchen uns mit den Ballets de Monte-Carlo und dem Bayerischen Staatsballett zwei exzellente Gastcompagnien.

3. Pina Bausch wird mit dem Satz zitiert „Tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren“. Was ist Ihr Credo? Oder: Welche Bedeutung hat Ballett für Sie?

Tanz ist für mich die unmittelbarste Kunst, die es gibt. Die Musik geht direkt in den Menschen über, lässt ihn sich bewegen wollen. Dabei kann sich bei unseren Vorstellungen nicht jeder in seinem Opernsessel bewegen, aber er kann zuschauen und sich innerlich mitbewegen, sich bewegen lassen. Zudem ist die Sprache des Tanzes universell, ihr Vokabular versteht jeder, und so kann Tanz die Menschen verbinden.

www.hamburgballett.de

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