Sport als soziale Kraft
Was hat Sport mit Außenpolitik zu tun? Eine ganze Menge. Die Internationale Sportförderung des Auswärtigen Amts setzt auf die Vermittlung sozialer Kompetenz, auf Teamfähigkeit, Respekt und Fairness.
Seit über 50 Jahren fördert das Auswärtige Amt weltweit Projekte zur Entwicklung des Sports. Ein Kurzinterview mit Patrick Dzierzon vom Referat für Internationale Sportbeziehungen des Auswärtigen Amtes über Ziele und Schwerpunkte.
Herr Dzierzon, die Internationale Sportförderung ist seit Jahrzehnten ein wichtiges Instrument der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Vor zwei Jahren wurde das Format erweitert. In welcher Hinsicht?
Seit 2015 wurde die Sportförderung stärker auf politische Effekte fokussiert, ohne dabei die „klassischen“ Themen zu vernachlässigen. Wir haben deshalb das Feld der Partner erweitert – unter anderem um Streetfootballworld, Discover Football, Right to Play und Mifalot - und drei politische und regionale Schwerpunkte gesetzt. Das sind erstens Flüchtlingsarbeit, Genderthemen und Inklusion und zweitens Naher und Mittlerer Osten, Indien und Afrika.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Derzeit sind rund 65 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht – so viele wie noch nie seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Hälfte von ihnen sind Kinder und Minderjährige, die besonderen Schutz benötigen. Hauptursachen für Flucht und Vertreibung sind gewaltsame Konflikte, derzeit insbesondere in Syrien. Der Libanon trägt als ein Nachbarland mit der Aufnahme einer sehr großen Anzahl von Flüchtlingen aus Syrien eine große Last. Neben den klassischen Instrumenten der Humanitären Hilfe und Programmen zur Stabilisierung versucht das Auswärtige Amt auch über Projekte der Internationalen Sportförderung sowohl den geflüchteten Menschen eine Perspektive zu bieten als auch die einheimische Bevölkerung zu unterstützen, um ein verträgliches Zusammenleben der verschiedenen Gruppen zu fördern, indem diese gemeinsam in Sportprojekte eingebunden werden. Dabei werden nicht nur sportliche Inhalte vermittelt, gefördert wird auch soziale Kompetenz.
Wie entstehen diese Programme?
Das Auswärtige Amt definiert gegenüber den Mittlern der Internationalen Sportförderung durch Vorgabe von politischen und regionalen Schwerpunkten den Rahmen. Mittlerorganisationen wenden sich mit Anträgen auf Förderung von Projekten an das Auswärtige Amt. Diese Projekte werden in der Regel von deutschen oder internationalen Mittlern gemeinsam mit örtlichen Verbänden oder NRO konzipiert.
Die Internationale Sportförderung existiert seit Anfang der 1960er-Jahre. Wie sieht die Zwischenbilanz aus?
Die Internationale Sportförderung deckt mit ihrer Projektarbeit in der Zeit ihres Bestehens eine große Bandbreite an Ländern, Sportarten und Ansätzen ab. Dass wir mit Fußball und Sport ganz allgemein zwar nicht die großen Krisen auf der Welt werden lösen können, aber doch in vielen Fällen dazu beitragen können, dass Menschen zusammen kommen, einander kennen- und schätzen lernen, dass Vorurteile abgebaut und mentale Grenzen überwunden werden können, ist keine neue Erkenntnis – und als Auswärtiges Amt fördern wir Sportprojekte genau aus diesem Grund seit weit über 50 Jahren. Die soziale Kraft, die Kultur entfalten kann, kommt im Sport besonders gut zur Geltung.
Internationaler Tag des Sports im Dienste von Entwicklung und Frieden am 6. April