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Die neue Lust am Entdecken

Es muss nicht immer die Metropole sein: Mittlere Städte wie Bonn, Kassel und Halle locken Gäste mit großer Kultur und guten Ideen.

Kathrin Sander, 25.11.2022
Der Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel ist ein UNESCO-Weltkulturerbe.
Der Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel ist ein UNESCO-Weltkulturerbe. © picture alliance/dpa

Rothenburg ob der Tauber, Berlin, Dresden, Hamburg und München: Diese fünf Städte sind laut einem Ranking der Deutsche Zentrale für Tourismus die beliebtesten Ziele ausländischer Gäste für City-Trips in Deutschland. Doch es gibt auch einen gegenläufigen Trend: Mehr und mehr zieht es Reisende in die mittelgroßen Städte abseits des touristischen Mainstreams.

In Nordrhein-Westfalen etwa weisen Ziele wie Bonn und Aachen zweistellige Zuwächse bei den Übernachtungszahlen auf. Bonn punktet dabei besonders mit Beethoven: Der Komponist wurde hier geboren, das Beethoven-Haus hat die weltweit größte Sammlung zu seinem Leben und Werk. Und Aachens Kaiserdom mit dem Grab Karls des Großen ist das erste deutsche Bauwerk, das von der UNESCO zum Welterbe geadelt wurde.

Hessen zwischen documenta und Weltkurstadt

Im benachbarten Bundesland Hessen liegt Kassel. Alle fünf Jahre rückt die Stadt zur weltgrößten Ausstellung moderne Kunst ins Rampenlicht, doch auch abseits der documenta hat sie sich als City-Reiseziel profiliert. Ein Highlight ist die 2015 eröffnete Grimmwelt, die das Leben und Werk der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm vorstellt. Wer die Ausstellung besucht, erlebt kein Märchen-Museum, sondern lernt ein unzertrennliches Brüderpaar kennen, das für die Germanistik brannte und nebenbei eine Märchensammlung schuf, die heute Weltruhm genießt. „Ein Highlight der Ausstellung sind die persönlichen Arbeitsexemplare dieser Sammlung mit handschriftlichen Notizen der Grimms“, sagt Julia Ronge, bei der Grimmwelt zuständig für Vermittlung und Didaktik.

In Halle zu sehen: die Himmelsscheibe von Nebra
In Halle zu sehen: die Himmelsscheibe von Nebra © picture alliance / empics

Gute 200 Kilometer südlich liegt Hessens Landeshauptstadt Wiesbaden; die 280.000 Einwohnerstadt punktet mit der Eleganz der einstigen „Weltkurstadt“. Hier, im „Nizza des Nordens“, traf sich um 1900 Europas Haute Volée zum Entspannen. Nicht nur die heißen Quellen sprudeln noch immer, auch die Lust am Genuss ist ungebrochen: Rund um den Markt ballen sich hübsche Weinbars, Cafés und Restaurants, zum Feierabend trifft man sich auf ein Glas Riesling aus dem benachbarten Rheingau. Für diese Region schwärmten übrigens schon die ersten Romantiker. Kein Wunder, der Mittelrhein ist hier von Inseln durchsetzt und bringt es auf eine Breite von über 800 Metern.

Die Anziehungskraft der Himmelsscheibe

Ein Stück Himmel, das in der Erde verborgen lag – das ist einer der wichtigsten Besuchermagneten in Sachsen-Anhalt. Die Himmelsscheibe von Nebra wird auf ein Alter von 3600 Jahren geschätzt. Sie zeigt Sonne, Himmel, Mond und Sterne und ist die älteste konkrete Darstellung astronomischer Phänomene überhaupt. Sondengänger hatten die Scheibe als Teil eines Bronzeschatzes 1999 auf dem Mittelberg nahe Nebra illegal ausgegraben und verkauft; über Jahre jagten Polizisten und Archäologen danach ein Netzwerk von Hehlern und Händlern.

Das Archäologische Landesmuseum in Halle
Das Archäologische Landesmuseum in Halle © picture alliance / ZB

Heute ist der Himmelsscheibe mit der Arche Nebra ein eigenes Museum gewidmet, das Original allerdings ist im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle an der Saale zu sehen. Auch eine Stadt, die Gäste mehr und mehr für sich entdecken: Schließlich hat Halle nicht nur ein kostbares Stück vom Himmel zu bieten, sondern auch eine wunderschöne Altstadt mit einem der größten Marktplätze Deutschlands.

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