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Im Einsatz für Syrien

Als in Syrien der Bürgerkrieg begann, wurde in Darmstadt der deutsch-syrische Verein gegründet – geholfen hat er auch nach der Erdbebenkatastrophe.

Marlene Thiele, 20.03.2024
Hilfe beim Wiederaufbau zerstörter Gebäude in Syrien
Hilfe beim Wiederaufbau zerstörter Gebäude in Syrien © Deutsch-syrischer Verein

2011, als in Syrien der Bürgerkrieg ausbrach, wurde in Darmstadt von Syrern und Deutschen syrischer Herkunft der deutsch-syrische Verein gegründet. Der politisch und konfessionell ungebundene Verein wollte die Menschen in Syrien in ihrem Einsatz für Demokratie und Menschenrechte unterstützen und in Deutschland über die Situation in Syrien aufklären. „In Deutschland befindet sich eine der größten Diaspora-Communities der syrischen Zivilgesellschaft abseits der MENA-Staaten. Das Engagement aus Deutschland heraus für die syrische Zivilgesellschaft gemeinsam mit Deutschland ist unabdingbar für eine nachhaltige Zukunft der Zivilgesellschaft in Syrien“, sagt Geschäftsführer Safouh Labanieh. Ein weiterer Schwerpunkt ist der medizinische Bereich. So wurden mit Hilfe des Auswärtigen Amtes von 2013 bis 2020 Menschen in drei Kliniken in Syrien kostenlos behandelt.

Hilfe nach Erdbebenkatastrophe

Inzwischen dauert der Krieg über ein Jahrzehnt an, viele Häuser sind zerstört, Menschen geflüchtet. Dann zerstörte am 6. Februar 2023 das verheerende Erdbeben große Teile der Gebäude der syrisch-türkischen Grenzregion. Viele Menschen waren dorthin vor dem Assad-Regime geflüchtet. Fast 60.000 Menschen starben in der Türkei und Syrien, 125.000 wurden verletzt. Geholfen wurde den Opfern von Menschen und Organisationen aus aller Welt – auch vom deutsch-syrischen Verein. Der Vereinsvorsitzende Safouh Labanieh hat nach der Katastrophe selbst vor Ort Lebensmittel verteilt. Inzwischen läuft das meiste über ein Team in Syrien. „Wir haben bis jetzt 60 Häuser wieder aufgebaut, verteilen Lebensmittelpakete und Babynahrung,“ sagt Labanieh. 

Die Situation in der Region ist noch immer fatal. 3,7 Millionen Menschen sind in Syrien von Unterernährung bedroht. „Viele Menschen leben immer noch in Zeltstädten oder teilzerstörten Häusern. Jugendliche haben wenig Perspektive und wachsen teilweise komplett ohne Bildungsangebote auf“, sagt Labanieh. Der deutsch-syrische Verein hilft weiterhin vor Ort – vor allem Kindern.

Schon vor dem Erdbeben gab es Familienpatenschaften und Hilfe für Waisenkinder. Seit 2020 wird zudem das psychotherapeutische Angebot ausgebaut – sowohl persönlich als auch digital und telefonisch. So hilft der Verein gezielt durch Krieg und Erdbeben traumatisierten Menschen. „Wir offerieren sowohl digitale psychologische Therapie als auch in Präsenz in einem von uns neu gegründeten Zentrum im Nordwesten Syriens“, erklärt der Geschäftsführer.

Programme für Geflüchtete in Deutschland

Zusätzlich unterstützt die Organisation auch syrische Geflüchtete in Deutschland: Seit 2016 gibt es Sprach- und Integrationskurse. Das Patenprogramm „Vitamin P“ hilft Kindern und Jugendlichen bei der Berufsfindung. Arabischsprachige Videos informieren auf Facebook über Visumsantrag, Einbürgerung und die deutsche Kultur.

Die vielfältigen Aktivitäten des Vereins werden auch von anderen unterstützt, etwa von verschiedenen Bundesministerien, der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, der Stadt Darmstadt und vom Bundesland Land Hessen. Außerdem ruft der Verein regelmäßig zu Spenden auf – auch für Hilfe nach Naturkatastrophen in anderen Ländern, etwa in Marokko oder der Türkei.