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Botschafter Karl-Otto König in Panama

In der deutschland.de-Serie „Auf Posten“ gewähren Botschafter und hochrangige deutsche Mitarbeiter in internationalen Organisationen Einblicke in ihre Arbeit. Teil 23: Karl-Otto König in Panama.

26.09.2016
© Deutsche Botschaft Panama

Welche Themen bestimmen derzeit die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Panama?

Wir schätzen Panama als gleichgesinnten Partner, der für dieselben Werte wie wir eintritt und in vielen Bereichen ein wichtiger Partner in der Region ist. Panama ist die modernste und globalisierteste Volkswirtschaft Lateinamerikas. Das Wirtschaftswachstum betrug im Durchschnitt der letzten 15 Jahre nach Angaben des panamaischen Außenministerium 8,2  Prozent; Zahlen, von denen andere nur träumen können. Das Wirtschaftspotential des Landes und seine Bedeutung als regionaler Wirtschaftsstandort für die deutsche Wirtschaft sind daher natürlich wichtige Schwerpunkte.

Was verbindet Panama mit Deutschland auf besondere Weise und in welchen Feldern würden Sie die Beziehungen gern vertiefen?

1989 symbolisiert für Panama und Deutschland ein Schlüsseljahr. In Deutschland fiel die Mauer. In Panama stürzte die Invasion der USA den Diktator Noriega. Seitdem haben sich beide Länder dynamisch entwickelt und bringen ihre Erfahrungen aufgrund eigener Transformationsprozesse in den internationalen Kontext ein. Die Rückkehr Panamas zur Demokratie ist eine beispielhafte Erfolgsstory. Unsere beiden Länder verbindet das Bekenntnis zur Demokratie, Menschenrechten und einer offenen Marktwirtschaft.

Die deutsche Präsenz in Panama wächst langsam, aber stetig. Ablesen lässt sich dies  an der steigenden Mitgliederzahl unserer Handelskammer. Das Potenzial ist längst nicht ausgeschöpft. Es ist nur eine Frage der Zeit, dass sich dies auch in den Kulturbeziehungen widerspiegelt. Ein erster Schritt ist hier die angekündigte Gründung einer privaten deutschen Schule, die mit einigen Grundschulklassen zum nächsten Schuljahr an den Start geht.

Panama stand zuletzt häufiger im Fokus. Im April 2016 gelangten die sogenannten „Panama Papers“, die Finanzdelikte aufdeckten, an die Öffentlichkeit. Was hat die Regierung von Panama gegen diese Möglichkeiten unternommen? Und: War oder ist Deutschland daran in irgendeiner Form beteiligt?

Die Veröffentlichungen haben Panamas Ruf als Finanzmetropole schwer geschädigt. Präsident Varela ist 2014 mit dem Versprechen angetreten, der Korruption den Kampf anzusagen und den Finanzplatz Panama gegen Missbrauch zu stärken. Erste Reformen zur Verhinderung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung gingen in die richtige Richtung. Panama wurde von der Liste der kooperationsunwilligen Länder der FATF gestrichen. Nach der Veröffentlichung der Papiere hat die Regierung Varela zweierlei unternommen: Sie hat unter dem Vorsitz des amerikanischen Wirtschaftsnobelpreisträgers Professor Stiglitz eine internationale Kommission eingesetzt, die bis zum Jahresende Lücken im Regelwerk analysieren und Reformvorschläge unterbreiten soll. Gegenüber der OECD hat sich Panama bereit erklärt, einen automatischen Abgleich von Steuerdaten auf bilateraler Basis mit verschiedenen OECD-Mitgliedern zu vereinbaren. Dennoch: Trotz aller Reformen bleibt noch viel zu tun, um das Vertrauen der internationalen Partner zurück zu gewinnen. Auch zwischen Panama und Deutschland laufen konkrete Verhandlungen, um im Rahmen eines Steuerabkommens einen automatischen Abgleich von Steuerdaten zu vereinbaren. Dabei stellt Deutschland als OECD-Land Panama seine Expertise auf diesem Gebiet gern zur Verfügung.

Im Juni 2016 wurde der neue Panama-Kanal eröffnet, bereits im März die erste Lufthansa-Direktverbindung Frankfurt-Panama. Welche Auswirkungen hat das auf die wirtschaftlichen Beziehungen beider Länder?

Der Panama-Kanal ist neben dem Suez-Kanal die wichtigste Wasserstraße der Welt. Panama modernisiert den Kanal. Jetzt können Schiffe mit einer dreifach größeren Ladung den Kanal passieren. Dies wird für den Ost-West-Handel zwischen Asien und den USA sowie Europa weitreichende wirtschaftliche Folgen haben. Gleichzeitig wird die Infrastruktur der beteiligten Häfen nicht nur in Panama, sondern im gesamten Raum entsprechend ausgebaut und der Transport von Flüssiggas durch den Panama-Kanal dürfte deutlich zu nehmen. Hier tun sich viele Chancen für die deutsche Wirtschaft, allen voran für unsere Schiffsindustrie und Logistiker, auf.

Deutsche Wirtschafskapitäne, aber nicht nur sie, sind froh, durch neue Flugverbindungen schneller von Deutschland aus vor Ort zu sein. Bislang besuchten etwa 30.000 deutsche Touristen dieses touristisch wirklich attraktive Land in der Mitte Lateinamerikas. Ihre Zahl dürfte weiter zunehmen. Dies liegt auch an der zunehmenden Kreuzfahrschifffahrt.

Häufig unterscheiden sich Innensicht und Außensicht eines Landes. Was muss nach Ihren persönlichen Erfahrungen mal über Panama gesagt werden?

Die knapp vier Millionen Panamaer haben in den letzten anderthalb Jahrzehnten Erstaunliches geleistet. Panama-Stadt hat sich zu einer der modernsten Hauptstädte des Kontinents entwickelt. Die Skyline ist atemberaubend und zieht jeden Besucher in den Bann. Sie ist der Spiegel einer Dienstleistungsgesellschaft. Laut Weltbank hat sich Panama zum ersten Logistiker Lateinamerikas entwickelt. Es ist ein internationaler Hub des Schiffs- und Luftverkehrs, ein bedeutender Warenumschlagsplatz mit der weltweit zweitgrößten Freihandelszone in Colón. Über Panama wickeln die Vereinten Nationen ihre internationale humanitäre Hilfe ab, es ist der größte UN-Standort in Lateinamerika. Hier befinden sich die modernsten Häfen Lateinamerikas und die gesamte, mit dem Kanal zusammenhängende Infrastruktur wird weiter ausgebaut und vernetzt. So wird die U-Bahn gerade um eine zweite und dritte Linie erweitert. Insgesamt 8 Linien sollen es einmal werden. 

Das Land ist aber auch ein attraktives Reiseziel mit einer sehr guten touristischen Infrastruktur und viel unberührter Natur. Die Inselwelt ist faszinierend. Wer den Dschungel mag, kommt voll auf seine Kosten. Auch für Bergwanderer ist es ein El Dorado.  Der Ökotourismus nimmt so richtig Fahrt auf. Und wer das Glück hat, eine Tasse Geisha-Kaffee genießen zu dürfen, kommt so richtig ins Schwärmen. Unter Kaffeegourmets gilt die Geisha-Bohne, die erst ab 1600 Meter ihren vollen Geschmack entfaltet, als das Nonplusultra.

www.panama.diplo.de

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