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Sieben Fakten zu Deutschland und Kenia

Deutschland und Kenia feiern 60 Jahre diplomatische Beziehungen, die Partnerschaft ist eng. Die sieben wichtigsten Fakten zur Partnerschaft im Überblick.

Bettina Rühl, 03.08.2023
Bundeskanzler Olaf Scholz und der kenianische Staatspräsident William Ruto
Bundeskanzler Olaf Scholz und der kenianische Staatspräsident William Ruto © dpa/picture alliance

Knapp 6.400 Kilometer liegen zwischen den beiden Hauptstädten Berlin und  Nairobi. Die geografische Distanz ist – gemessen an den globalen Verhältnissen – gar nicht so groß. Und tatsächlich haben die beiden Länder ein enges und partnerschaftliches Verhältnis – nicht erst, seit Bundeskanzler Olaf Scholz das ostafrikanische Land im Mai 2023 als „Klimachampion“ bezeichnete.

1. Was unterscheidet Kenia und Deutschland mit Blick auf Geografie und Einwohner?

Kenia hat eine Fläche von 580.000 Quadratkilometern – und ist damit etwa 1,6 mal so groß wie Deutschland. Gleichzeitig hat es deutlich weniger Einwohnerinnen und Einwohner, nämlich 54 Millionen gegen 84 Millionen. Während in Deutschland rechnerisch 235 Menschen auf einem Quadratkilometer leben, sind es in Kenia nur 93. Bei der größeren Fläche ist es nicht erstaunlich, dass die landschaftliche Vielfalt deutlich höher ist als in Deutschland: Sie variiert vom Hochgebirge über Savannen und Wüsten bis zum tropisch-heißen Küstengebiet. Der höchste Berg, der Mount Kenya, ist mit 5.199 Metern deutlich höher als die Zugspitze: Deutschlands wichtigste Erhebung liegt nur 2.962 Meter über dem Meer. Und während Deutschland in einer Klimazone liegt, sind es in Kenia zwei.

2. Wie ist das Durchschnittsalter in Deutschland und Kenia?

Dreiviertel der Kenianerinnen und Kenianer sind jünger als 30 Jahre. Das Durchschnittsalter in Kenia beträgt 20 Jahre – die Menschen sind damit weniger als halb so alt wie in Deutschland. Dort liegt der Schnitt bei fast 48 Jahren.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und William Ruto während seines Besuchs im März 2023 in Deutschland
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und William Ruto während seines Besuchs im März 2023 in Deutschland © pictureAlliance/dpa

3. Wie sehen die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Kenia aus?

Die Bundesrepublik war das erste Land, das Kenia nach seiner Unabhängigkeit 1963 offiziell anerkannte. Mit Deutschland verbindet Kenia neben langjährigen Handelsbeziehungen ein gemeinsamer Fokus auf den Ausbau erneuerbarer Energien. Die Zusammenarbeit ist daher unter der aktuellen Bundesregierung noch enger geworden. Im Jahr 2023 fanden schon zwei hochrangige bilaterale Besuche statt: Im März 2023 kam der kenianische Staatspräsident William Ruto nach Berlin, die Energiewende stand im Zentrum seines Besuchs. Im Mai folgte der Gegenbesuch von Bundeskanzler Scholz in Kenia.

4. Warum ist Kenia ein wichtiger Partner für Deutschland in Ostafrika?

Ostafrika ist von vielen Krisen gezeichnet, das zeigt sich nicht erst seit dem Krieg in Sudan, der im April 2023 begann. In Äthiopien, Kenias Nachbarn im Süden, vereinbarten Regierung und Aufständische in der nördlichen Provinz Tigray zwar im November 2022 einen Waffenstillstand nach zwei Jahren Krieg, doch in dem Vielvölkerstaat schwelen viele weitere Konflikte. Der östliche Nachbar Somalia ist seit mehr als 30 Jahren ein Krisenherd, auch im nördlichen Nachbarland Südsudan halten Gewalt und Konflikte seit Jahren an. Umso wichtiger ist für Deutschland die Partnerschaft mit Kenia, dem demokratischen Stabilitätsanker und wirtschaftlichen Wachstumsmotor in der Region. Mehr als 100 deutsche Unternehmen sind in Kenia vertreten, viele von ihnen exportieren von dort in andere ostafrikanische Länder.

5. Wie steht es um die Migration zwischen Deutschland und Kenia?

Jedes Jahr zieht es zahlreiche Deutsche zum Leben und Arbeiten nach Kenia, die meisten im Rahmen von kurzen oder mittelfristigen Verträgen als so genannte „Expats“: als Fachkräfte in Unternehmen oder internationalen staatlichen und nicht-staatlichen Organisationen. 2022 wanderten offiziell 200 Deutsche nach Kenia aus und 262 kehrten in die Bundesrepublik zurück. Zwischen 2012 und 2021 emigrierten offiziell 2.303 Deutsche nach Kenia und 2.772 zogen nach Deutschland zurück – die Zahlen sind also relativ stabil.

Kenianerinnen und Kenianer kommen vor allem zum Studieren nach Deutschland. Bundeskanzler Scholz möchte verstärkt auch kenianische Fachkräfte motivieren, nach Deutschland umzusiedeln, um den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften zu entschärfen. Vor allem für kenianische Spezialisten aus der IT- und Digitalwirtschaft könnte Leben und Arbeiten in Deutschland interessant sein. Dabei achtet Deutschland aber darauf, keine Fachkräfte abzuwerben, die in Kenia gebraucht werden.

6. Wie sieht die Entwicklungszusammenarbeit mit Kenia aus?

Kenia ist ein wichtiger Partner deutscher Entwicklungszusammenarbeit mit einer besonderes engen Zusammenarbeit bei den Themen Klimawandel und Förderung von Jugendbeschäftigung. Ende 2022 schlossen Deutschland und Kenia eine Klima- und Entwicklungspartnerschaft, die die Kooperation im Kampf gegen die Erderwärmung weiter vertieft. Dabei geht es darum, die CO2-Emissionen zu senken, klimafreundliches Wachstum zu beschleunigen und die Landwirtschaft an den Klimawandel anzupassen. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit unterstützt Kenia zudem bei der Korruptionsbekämpfung und der Aufnahme von Flüchtlingen. Das aktuelle Volumen der bilateralen staatlichen Entwicklungszusammenarbeit liegt über einer Milliarde Euro.

7. Wie wird die koloniale Vergangenheit aufgearbeitet?

Das internationale Forschungs-, Datenbank- und Ausstellungsprojekt International Inventories Programme (IIP), an dem sich auch deutsche Museen beteiligen, erfasst kenianische Kunstwerke, die sich seit der Kolonialzeit in Museen und Sammlungen außerhalb Kenias befinden. Bislang wurden mehr als 32.501 kulturelle Objekte dokumentiert. Das IIP möchte der kenianischen Gesellschaft die Objekte wie rituelle Schilde, Musikinstrumente, Schmuck und Alltagsgegenstände zugänglich machen. Für das Projekt haben sich die kenianischen Künstlerkollektive The Nest und Shift mit dem Nationalmuseum in Nairobi, dem Museum der Weltkulturen in Frankfurt am Main und dem Goethe-Institut zusammengetan.