Zum Hauptinhalt springen

Wahlscheine werden drei Mal geprüft

Wahl in Deutschland – wer zählt eigentlich die Stimmen? Eine Wahlhelferin erklärt ihre Aufgaben.

Martina Propson-Hauck, 13.01.2025
Briefwahlauszählung 2021 in der Messe Köln.
Briefwahlauszählung 2021 in der Messe Köln. © dpa

Elvira Schwintzer
© privat

Elvira Schwintzer ist eine von rund 650.000 Wahlhelferinnen und Wahlhelfern, die am 23. Februar 2025 dafür sorgen werden, dass die vorgezogene Bundestagswahl in Deutschland reibungslos abläuft und jede Stimme richtig gezählt wird.

Frau Schwintzer, warum sind Sie Wahlhelferin?

Ich bin vor fünf Jahren in den Ruhestand gegangen und wollte der Stadt, in der ich wohne und in der ich die Stadtbibliothek geleitet habe, gerne etwas zurückgeben. Ich engagiere mich sowieso viel ehrenamtlich, auch in der evangelischen Kirche, in einem kirchlichen Buchladen und auch als Lesepatin in der Grundschule. Außerdem war ich schon immer politisch sehr interessiert. Es ist ganz wichtig, dass man wählt, sonst darf man hinterher auch nicht meckern. Mein Mann und ich sind mit der Kommunalwahl in unserem Bundesland Hessen im September 2021 als Wahlhelfer eingestiegen. In einer Schulung hat man uns genau erklärt, was wir machen müssen und dass wir nicht verraten, wer wählen war und wer nicht. Seither haben wir schon alles mitgemacht: Kommunalwahl, Landtagswahl, Europawahl und nun schon unsere zweite Bundestagswahl. Bei uns wird am gleichen Tag auch noch der Bürgermeister gewählt. 

Was sind Ihre Aufgaben bei der Wahl?

In jedem Wahllokal sind mehrere Wahlhelfer mit unterschiedlichen Aufgaben. Einer überprüft den Wahlschein und die Personalien, dann wird der Wähler im Verzeichnis vermerkt und wir haken nach, ob jemand noch Fragen hat. In der Kabine denken die meisten nicht sehr lange nach, sie haben sich vorher offenbar überlegt, wen sie wählen. Danach überprüft wieder jemand anderes, ob die verschlossenen Umschläge richtig in die Wahlurne geworfen werden. Man ist immer einen halben Tag im Einsatz, entweder von 8 bis 13 Uhr oder von 13 bis 18 Uhr. Wenn das Wahllokal geschlossen wird, kommen dort alle 10 bis 12 Helfer wieder zusammen. Die Umschläge werden auf Tische verteilt, jeder nimmt einen Packen und zählt die Stimmen. Pro Tisch wird von jeweils anderen Personen drei Mal nachgezählt, zum Schluss noch einmal insgesamt. Der Schriftführer trägt dann das Ergebnis ein. Manchmal stimmt alles auf Anhieb, einmal mussten wir auch fünf Mal nachzählen. 

Sind Sie Mitglied einer Partei?

Ich wähle zwar immer dieselbe, aber ich bin kein Parteimitglied und habe auch kein Mandat. Dadurch bin ich schon fast eine Ausnahme: Mindestens 90 Prozent der Wahlhelfer gehören den verschiedenen Parteien an, denn man findet sonst nicht genug Freiwillige. Es ist ja ein Ehrenamt, man bekommt mittlerweile 35 Euro als Aufwandsentschädigung und freie Getränke, dafür verbringt man mehr als den halben Tag im Wahllokal.

Was ist für Sie ein besonders schöner Moment im Wahllokal?

Da die meisten Menschen in Deutschland keine Briefwahl machen, sondern persönlich ins Wahllokal kommen, treffe ich dort immer ganz viele Bekannte aus der Nachbarschaft. Da kann man manchmal auch ein nettes Schwätzchen halten. Mein Mann ist in einem anderen Wahllokal eingeteilt und wir vergleichen dann immer „unsere“ Wahlergebnisse von jeweils 380 Menschen pro Wahlbezirk im Kleinen mit den Ergebnissen im ganzen Land. Das ist immer ganz spannend.