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Zwei Ideen, die uns richtig weiterbringen

Bauen mit Pilzwurzeln, Strom speichern mit Holzabfällen: Zwei Innovationen, von denen wir (hoffentlich) noch viel hören werden.

Martin Orth, 11.11.2020
„Mycotree“ – selbsttragender Baum aus Pilzmyzelium und Bambus
„Mycotree“ – selbsttragender Baum aus Pilzmyzelium und Bambus © Carlina Teteris

Deutschland nimmt den Klimawandel und die Ressourcenknappheit ernst und setzt auf den Wandel hin zu einer biobasierten Wirtschaftsweise. Zwei Innovationen könnten uns auf diesem Weg einen großen Sprung weiterbringen.

  1. Bausteine aus Pilzwurzeln ersetzen Beton 

Der Bausektor gilt als einer der größten Verbraucher von Primärrohstoffen und CO2-Emitter. Die Verwendung von Zement verursacht mehr CO2-Ausstoß als der Flugverkehr. Sand, ein wichtiger Bestandteil von Beton, ist in manchen Weltregionen bereits knapp geworden. Und der immense Einsatz von Stahlbeton macht viele rohstoffarme Länder zunehmend von Importen abhängig.

Professor Dirk  E. Hebel lehrt Nachhaltiges Bauen am KIT.
Professor Dirk E. Hebel lehrt Nachhaltiges Bauen am KIT. © KIT

Am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) forscht Professor Dirk E. Hebel an radikal anderen Lösungen. Er will gängige Baumaterialien wie Beton durch nachwachsende Rohstoffe ersetzen. Sein Rezept: Myzelium als biologischer Zementersatz. Myzelium heißt das Wurzelwerk von Pilzen, in diesem Fall von Ganoderma lucidum (Glänzender Lackporling). Um Bausteine aus Myzelium herzustellen, mischt Hebel Sporen mit Holzspänen oder pflanzlichen Abfällen. In wenigen Tagen wächst daraus eine schwammähnliche Substanz. Diese Masse lässt sich in fast jede Form füllen, wo sie sich über einige Tage weiter verdichtet. Abschließend wird sie getrocknet, um den Pilz abzutöten. Ergebnis: gut isolierende und leichte Bausteine. Dirk E. Hebel und sein Team sind inzwischen so weit, dass die Pilotproduktion beginnen könnte. Zunächst soll das Material als Platten oder in der Isolation Verwendung finden.

  2. Ein Abfallprodukt der Holzverarbeitung speichert Strom

Die Energiewende stockt auch, weil die Entwicklung von Speichertechnologien nicht Schritt halten kann. Es fehlen große Speicherkapazitäten, um regenerativ gewonnene Energie für Zeiten vorzuhalten, in denen die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht. Zudem: Die herkömmlichen Speicher sind mit erheblichen Risiken verbunden. Denn bisher enthalten fast alle Batterien Metallverbindungen wie Lithium, Blei oder Vanadium. Diese Rohstoffe sind teuer und umweltschädlich oder werden unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen gewonnen.

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Das Unternehmen CMBlu Energy AG im nordbayerischen Alzenau sieht in Lignin, einem der drei Hauptbestandteile von Holz und Abfallprodukt der Papier- und Zellstoffproduktion, eine Alternative. Der natürliche Rohstoff ist weder brennbar noch explosiv und ideal als Ausgangsstoff für organische Elektrolyte geeignet, die in einer Organic-Flow-Battery eingesetzt werden können. Die CMBlu Energy AG hat die Organic-Flow-Batterie nun zur Marktreife gebracht. Sie kann bis in den Gigawattbereich skaliert und als stationärer Stromspeicher eingesetzt werden. Sie könnte weltweit in Solar- und Windparks, in der Industrie, in Kraftwerken und Wohnquartieren oder im Schnellladenetz für die Elektromobilität zum Einsatz kommen. Die Produktion soll spätestens 2022 beginnen.   

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