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Ein Dorf mit Energie

Treiber der Energiewende: Doreen Raschemann hat mitgeholfen, aus Feldheim den ersten energieautarken Ort Deutschlands zu machen.

25.01.2017
© Energiequelle GmbH - Feldheim

Nur 135 Menschen leben im brandenburgischen Feldheim in der Nähe von Potsdam, doch mehr als 3500 Besucher verzeichnet der Ort jedes Jahr – von  Schulklassen über internationale Delegationen bis zum Staatsoberhaupt von Myanmar. Was macht Feldheim so interessant? Es ist der erste energieautarke Ort Deutschlands, erzeugt Strom und  Wärme selbst mit Hilfe von Windkraft- und Biogasanlagen. Im Winter wird noch ein Holzhackschnitzel-Heizwerk, gespeist durch Totholz aus dem heimischen Wald zugeschaltet. Die Strompreise sind dadurch unschlagbar günstig, die gleichmäßige Wärmeversorgung gesichert.

Doreen Raschemann, 45, ist von Anfang an dabei. 2008 kam sie hierher, 2010 wurden die Bewohner an das erste eigene Stromnetz angeschlossen. „Feldheim hat gezeigt, dass eine hundertprozentige Versorgung mit regenerativen Energiequellen möglich ist“, sagt die Vorsitzende des „Neue Energien Forums Feldheim“ (NEF). Das Forum wurde gegründet, um den Andrang der Besucher zu bewältigen. In einer alten Gaststätte hat der Verein ein Besucherinformationszentrum gegründet, es gibt dort regelmäßige Ausstellungen und Vorträge, Schulklassen können in praktischen Experimenten eigene Erfahrungen mit Solarstrom oder Windenergie sammeln.

Windstrom für 65.000 Haushalte

Doreen Raschemann erinnert sich daran, dass hier am Anfang nur vier Windräder standen und eine kleine Biogasanlage gebaut wurde. Heute erzeugen 55 Windenergieanlagen genug Strom, um 65.000 Haushalte im Umland zu versorgen, ein Regelkraftwerk gleicht Schwankungen im Netz aus. Der Energiespeicher kann bei Bedarf zehn Megawatt zuschalten, wenn der Wind nicht ausreichend bläst.  Auch ein Solarpark ist zwei Ortsteile entfernt auf einem ehemaligen Militärgelände entstanden.  Besucher aus Kenia haben sich deren Photovoltaikanlage bereits sehr genau angesehen, denn ein einziges Modul davon könnte in Kenia ein ganzes Dorf mit Strom versorgen.

Eine Chance für ländliche Gegenden

„Wir haben hier keine Arbeitslosigkeit“, sagt Raschemann. Auch das Thema ist der Prokuristin des Projektentwicklers „Energiequelle“ wichtig. Für die Bauern mit Milchwirtschaft sei die Nutzung der Bioenergie in dieser ländlichen Gegend ein finanzieller Puffer angesichts sinkender Milchpreise. „Die Wirtschaftskraft vor Ort bleibt erhalten, das Geld, das hier mit Energie verdient wird, bleibt auch hier. Wir haben einen geschlossenen Wertekreislauf entwickelt“, sagt Raschemann. Der mittlerweile riesige Windpark hat viele externe Betreibergesellschaften, doch an einem Bürgerwindrad sind auch viele Bewohner von Feldheim in Form einer Kommanditgesellschaft beteiligt. Privat fährt Doreen Raschemann übrigens ein Hybridauto, das sie an der Stromtankstelle neben dem NEF lädt, denn die Kurzstrecken fährt sie elektrisch. Gespeist wird die Stromtankstelle natürlich aus dem benachbarten Windpark.

www.nef-feldheim.info

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