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Model, Unternehmerin, „Greenfluencerin“ - Miss Germany 2022

Die Brasilianerin Domitila Barros hat viele Länder bereist, jetzt lebt sie in Berlin. Ihr Ziel ist geblieben: die Welt verbessern. 

Corina Niebuhr, 22.02.2022
Domitila Barros
Domitila Barros © picture alliance/dpa

Sie ist Miss Germany 2022: Die Brasilianerin Domitila Barros. Als „Greenfluencerin“ inspiriert die Wahl-Berliner Menschen weltweit. Sie arbeitet als Beraterin, Sozialunternehmerin, Model und Schauspielerin. Auf Instagram folgen der 37-Jährigen fast 180.000 Menschen. Barros hat eine Mission: Sie will die Welt fairer und nachhaltiger machen. Um viele Menschen zu erreichen sucht sie die große Bühne – und das sehr erfolgreich. Nun auch als Miss Germany, ein Wettbewerb, bei dem seit einiger Zeit nicht mehr im Bikini aufgetreten wird, sondern die Missionen und Anliegen der Bewerberinnen im Vordergrund stehen.

Schon mit 15 Jahren erzählte Barros UN-Vertreterinnen und Vertretern von ihrem Leben. Damals schoss ihr Selbstbewusstsein „bis zum Mars und zurück“. Die UNESCO hatte die Brasilianerin im Jahr 2000 für das Programm „Millennium Dreamers“ ausgewählt. Barros flog nach Florida und fand sich dort inmitten von 1.999 jungen Menschen aus der ganzen Welt wieder. Alle stellten auf dem Kongress ihr soziales Engagement und ihre Wünsche für das 21. Jahrhundert vor. Es war der Moment, in dem Barros zum ersten Mal erlebte, welche Wirkung globaler Aktivismus entfalten kann.

Goldabbau mit giftigen Chemikalien vermeiden

Vor fünf Jahren gründete sie „She is from the jungle“ – eine Mode- und Schmuckmarke, die Gold vermeidet, weil für das Goldschürfen meist giftige Chemikalien genutzt werden. Stattdessen setzt Barros auf einen nachhaltigen Rohstoff: eine brasilianische Pflanze, mit der sie als Kind gespielt hat: „Capim Dourado“, auf Deutsch etwa „goldenes Gras“.

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Für die Schmuck- und Modefirma mit Sitz in Berlin arbeiten alleinerziehende Mütter aus einer Favela im brasilianischen Recife. Sie biete den Frauen faire Arbeitsbedingungen, Anerkennung, Unabhängigkeit und oft auch Schutz vor häuslicher Gewalt, sagt Barros. Sie kennt die oft schwierigen Lebensumstände der Mitarbeiterinnen. Das Armutsviertel „linha do tiro“ (auf Deutsch: „Schusslinien“) ist ihre frühere Heimat. Als Kind hat sie dort regelmäßig Gewalt erlebt.

Rückhalt, Verbundenheit, Zuversicht und Kreativität standen dagegen – dank ihrer Eltern, die ebenfalls in der Favela aufwuchsen und noch heute dort leben. Roberta und Ademilson Barros hatten sich mit Bildung ein Stück weit aus der Armut herausgekämpft. Das legten sie auch ihrer Tochter nah. Vom Vater habe sie stets gehört, so Barros: „Du verlässt mein Haus erst, wenn du einen Bachelorabschluss hast.“ Den Studienabschluss in Sozialpädagogik machte sie später tatsächlich.

Eine eigene Lehrmethode entwickelt

Schon als Schülerin engagierte sich Barros im Straßenkinderprojekt CAMM, das ihre Eltern 1984 gegründet hatten und noch heute leiten. Eigentlich wollte Roberta Barros damals bloß drei Straßenkindern, die bei ihr geklingelt und um Essen gebeten hatten, Nachhilfe geben und für sie kochen. Doch dann kamen immer mehr notleidende Kinder zum Haus der Familie. Mit 13 Jahren half Domitila Barros bei CAMM kräftig mit und entwickelte sogar eine spielerische Lehrmethode fürs Lesen und Schreiben mit Schauspiel und Tanz. Ihre jungen Schülerinnen und Schüler waren begeistert. Schließlich wurde die UNESCO auf das Projekt aufmerksam und würdigte Barros‘ Engagement mit der Nominierung als Millennium Dreamer.

Seitdem hat Barros einiges mehr erreicht. Als Model reiste sie um die Welt und absolvierte ein Masterstudium in Sozial- und Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Wenn sie zurückblickt, seien immer Menschen an ihrer Seite gewesen, die ihr Rückhalt, Mut und Rat gaben. Derart gestärkt, fühlt sie sich überall zu Hause – im Moment in Berlin.

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