Erneuern statt verschrotten
Neues Leben für gebrauchte Smartphones oder Motoren: Ist Refurbishment ein zukunftsfähiger Ansatz gegen Elektroschrott? Das sagt ein Experte.
Immer mehr Unternehmen spezialisieren sich auf Runderneuerung und Verkauf gebrauchter Geräte, das so genannte Refurbishment. Das ist das Geschäftsmodell von Online-Marktplätzen wie asgoodasnew.de oder der refurbed.de. Wie das funktioniert und was es bringt, erklärt Sebastian Schötz, der am Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung in Bayreuth an der Aufarbeitung im Fabrikmaßstab forscht.
Herr Schötz, was ist Refurbishment und wie unterscheidet es sich vom Recycling?
Refurbishment ist die Wiederaufbereitung von gebrauchten Produkten, die eine neue Nutzungsphase ermöglicht. Beim Recycling wird das Produkt stofflich verwertet, es wird zum Beispiel geschreddert und die Rohstoffe können weiterverwendet werden. Beim Refurbishment wird das Produkt als solches weiterverwendet.
Welche Geräte werden aufbereitet?
Die Produktpalette ist enorm groß. Das fängt mit Elektronikprodukten an, zum Beispiel Smartphones, Drucker, Monitore und Druckerpatronen. Außerdem Kfz-Teile wie Motoren und Turbolader – auch in der Elektromobilität soll das kommen – bis hin zu großen Maschinen und Anlagen, etwa Windkraftanlagen.
Welchen Nutzen hat Refurbishment für Umwelt und Verbraucher?
Es spart Energie und Material. Es schont Primärressourcen, die nicht mehr neu abgebaut werden müssen, denn sie sind schon im Produkt vorhanden. Man hat auch weniger Treibhausgasemissionen und weniger Müll, denn die Produkte werden nicht weggeschmissen, sondern kommen wiederaufbereitet zurück auf den Markt und werden genutzt.
Verbraucher sparen Geld, weil die aufbereiteten Produkte in der Regel kostengünstiger sind. Außerdem erhöht sich die Verfügbarkeit von Ersatzteilen. Werden manche Ersatzteile im Automobil- oder im Maschinenbau nicht mehr hergestellt oder auf Lager gehalten, gibt es keine Neuteile mehr auf dem Markt. Dann kann man auf refurbishte Teile zurückgreifen. Stillstandszeiten in Fabriken lassen sich teilweise verkürzen, wenn man nicht wochenlang auf die Lieferung von Ersatzteilen warten muss, sondern sie aufarbeiten lassen kann.
Was muss getan werden, damit das Aufarbeiten technischer Geräten mehr Verbreitung in der Gesellschaft findet?
Generell muss ein Bewusstsein geschaffen werden, dass so etwas möglich ist. Hersteller sollten auch refurbishte Produkte anbieten, nicht nur neue. Und sie sollten zeigen, dass die Qualität der aufgearbeiteten Teile stimmt – etwa durch Prüfprotokolle oder die gleiche Garantie wie für neue Produkte. Wenn der Kunde ein Produkt mit einer sehr guten Qualität zu einem sehr günstigen Preis bekommt, spricht sich das herum.
Interview: Christina Rath
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