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Mit Traktoren und Trainings zu einer besseren Ernte

Erfolg durch moderne Landwirtschaft: Im Deutsch-Sambischen Agrartrainings- und Wissenszentrum bilden sich Bäuerinnen und Bauern weiter.

Autorin Ana Maria MärzAna Maria März, 30.04.2025
Das deutsch-sambische Trainingszentrum fördert Innovation auf Sambias Farmen.
Das deutsch-sambische Trainingszentrum fördert Innovation auf Sambias Farmen. © picture alliance / WILDFOTO | Stephen Robinson

Noch vor wenigen Jahren sah Grey Njhovus Farm im sambischen Mumbwa ganz anders aus als heute: Kaum mehr als zwei Hektar Land bestellte er damals – der Großteil seiner 50 Hektar lag ungenutzt brach. Heute bewirtschaftet Njhovu 15 Hektar, er baut vor allem Soja und Mais an. Den Wandel, erzählt er, war vor allem möglich durch die Schulungen im Deutsch-Sambischen Agrartrainings- und Wissenszentrum (AKTC). 

Die lokale Landwirtschaft stärken

Das Weiterbildungszentrum liegt etwa 65 Kilometer nördlich der Hauptstadt Lusaka, an einer der wichtigsten Straßen Sambias. Das Projekt ist eine Kooperation des deutschen und des sambischen Landwirtschaftsministeriums. Seit der Eröffnung 2014 haben sich mehr als 18.000 Bäuerinnen und Bauern auf der Chaloshi Farm des Golden Valley Agricultural Research Trust (GART) fortbilden lassen. 43 Prozent der Teilnehmenden sind Frauen.

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Njhovu hat bereits zwei Trainings im AKTC absolviert: den Kurs „Farming as a Business“ zu landwirtschaftlicher Betriebslehre und eine Fortbildung zur Arbeit mit Traktoren. Gerade diese praxisnahen Angebote stehen bei den Bäuerinnen und Bauern besonders hoch im Kurs. Denn hier lernen sie nicht nur, ihren Betrieb wie ein Unternehmen zu führen und durch bessere Planung profitabler zu wirtschaften. Ein weiterer Schwerpunkt des AKTC ist der Umgang mit Landmaschinen – von der Bedienung bis zur fachgerechten Wartung. Auch Njhovu profitiert davon: „Das Wissen, das ich im AKTC erworben habe, hat mir geholfen, meinen Betrieb zu vergrößern und auszubauen“, sagt er. [CK1] Inzwischen gedeihen auf seiner Farm nicht nur Soja und Mais, sondern auch Tomaten, Kohl und Kartoffeln. Zudem hält er Rinder, Ziegen und Hühner.

Grey Njhovu (links) bewirtschaftet dank des AKTC heute deutlich mehr Land als früher.
Grey Njhovu (links) bewirtschaftet dank des AKTC heute deutlich mehr Land als früher. © AKTC

Antworten auf globale Klimakrise

Das AKTC ist ein Projekt des Bilateralen Kooperationsprogramms des BMEL. Mit seinem Engagement fördert Deutschland weltweit eine nachhaltige und faire Landwirtschaft – und trägt so zur Ernährungssicherung bei. In Sambia ist das nötiger denn je: Immer häufiger auftretende Dürren infolge der Klimakrise setzen den Landwirten stark zu, Ernten bleiben aus, Not und Hunger sind die Folge. Einen Ausweg soll eine moderne, klimafeste und ressourcenschonende Landwirtschaft bieten. Wie diese funktioniert, erfahren die Teilnehmenden im AKTC. 

Im Fokus des AKTC stehen Bäuerinnen und Bauern, die ihren Betrieb gezielt ausbauen wollen.
Im Fokus des AKTC stehen Bäuerinnen und Bauern, die ihren Betrieb gezielt ausbauen wollen. © AKTC

Einer, der sein Wissen weitergibt, ist Helmut Anschütz. Er arbeitet für das deutsche Unternehmen GOPA AFC, welches das Projekt in Sambia umsetzt, und leitet das Zentrum. Bevor Anschütz das AKTC übernahm, war er als Farm-Manager in verschiedenen afrikanischen Ländern tätig – ebenso wie viele Mitglieder seines Teams, die über praktische Erfahrung in der Landwirtschaft verfügen. „Durch unseren Hintergrund sind wir auf Augenhöhe mit den Farmern“, betont Anschütz.

Zugang zu moderner Landtechnik

Neben der Forschungseinrichtung GART zählt auch der sambische Bauernverband zu den wichtigen Partnern des AKTC. Unterstützung erhält das Zentrum zudem von zahlreichen internationalen Unternehmen – etwa aus den Bereichen Saatgut, Bewässerung und Landtechnik. „Dank dieser Kooperationen können unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer modernste landwirtschaftliche Geräte kennenlernen und direkt ausprobieren“, erläutert Helmut Anschütz. Besonders beliebt ist das Angebot auch bei Studierenden sambischer Universitäten, mit denen das AKTC eng zusammenarbeitet.

Traktorführerschein in zwölf Tagen

Im Fokus des AKTC stehen jedoch vor allem Bäuerinnen und Bauern wie Grey Njhovu, die ihren Betrieb gezielt ausbauen wollen: Menschen, die für den Markt produzieren und bereits mit moderner Landtechnik arbeiten. Die Kurse dauern je nach Thema zwischen einem Tag und einer Woche. Wer einen Traktorführerschein erwerben möchte, erhält dazu in einem zwölftägigen Intensivkurs die Möglichkeit. 

Seit 2014 haben zahlreiche Bäuerinnen und Bauern an den Kursen des AKTC teilgenommen.
Seit 2014 haben zahlreiche Bäuerinnen und Bauern an den Kursen des AKTC teilgenommen. © AKTC

Auf dem weitläufigen Gelände des AKTC, das sich über 72 Hektar erstreckt, wird praxisnah experimentiert und kultiviert: Während der sambischen Regenzeit wachsen hier Sojabohnen, in den trockenen Monaten sorgen Bewässerungsanlagen dafür, dass Kartoffeln und Weizen gedeihen. „Wir verfügen über hervorragende Böden und eine stabile Wasserversorgung“, betont Leiter Helmut Anschütz. Ein Teil der Flächen ist für Forschungsprojekte reserviert – hier wird getestet, wie nachhaltige Anbaumethoden unter realen Bedingungen funktionieren. 

Nach dem Kurs geht das Lernen im Chat weiter

Laut BMEL wären 58 Prozent der Fläche Sambias für die Landwirtschaft geeignet, derzeit werden jedoch nur 15 Prozent tatsächlich bewirtschaftet. Maschinen können helfen, die Produktion zu steigern. „Ein Traktor ist ein großes Investment für einen Farmer“, sagt Anschütz. Njhovu konnte sich vor ein paar Jahren mithilfe eines Darlehens einen Traktor kaufen. „Ursprünglich habe ich die Zugkraft von Ochsen genutzt, die natürlich begrenzt war“, erzählt er. Der Traktor hat dazu beigetragen, dass Njhovu heute eine größere Fläche bewirtschaften kann. Und die Maschine erleichtert ihm nicht nur die Arbeit, Njhovu vermietet den Traktor sogar auch. Der Besuch des AKTC habe ihm geholfen, seinen Betrieb zu diversifizieren, sagt Njhovu. „Ich bin dadurch in der Lage, zusätzliches Einkommen zu erzielen.“

Njhovu kann sich vorstellen, noch andere Weiterbildungen im AKTC zu machen. „Lernen hört nie auf“, sagt er. Das zeigt sich ebenfalls an den Chats, in denen sich die Teilnehmenden nach den Kursen austauschen. Die Unterstützung des AKTC endet nicht mit dem letzten Kurstag: Auch danach stehen die Expertinnen und Experten mit Rat und Tat zur Seite, wenn das neue Wissen auf dem eigenen Acker praktisch angewendet wird.

Ob sich die Schulungen tatsächlich auszahlen, wird sorgfältig überprüft. Unabhängige Gutachter besuchen die Teilnehmerbetriebe und dokumentieren die Fortschritte. Die bisherigen Rückmeldungen sind äußerst positiv, berichtet AKTC-Leiter Helmut Anschütz. Künftig werden noch mehr Bäuerinnen und Bauern von dem Angebot profitieren. Ein mobiles Team, das derzeit geschult wird, soll bald landesweit Fortbildungen anbieten.