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Alles hängt am Container

Bei manchen Waren kommt es zwischen China und Europa zu Engpässen. Woran liegt das? Wir fragen nach beim Logistikriesen Hapag-Lloyd.

Interview: Martin Orth, 15.02.2021
Container: So knapp wie nie
Container: So knapp wie nie © Hapag-Lloyd

Hapag-Lloyd ist im Containertransport die Nummer fünf weltweit. Das Hamburger Logistikunternehmen verfügt über 234 moderne Containerschiffe und einen Containerbestand von rund 2,7 Millionen TEU (Twenty-foot Equivalent Unit, dt.: Zwanzig-Fuß-Standardcontainer). Nils Haupt ist Leiter der Konzernkommunikation.

Herr Haupt, der Handel zwischen China und Deutschland beziehungsweise Europa kommt nicht in Schwung, obwohl die Bestellungen da sind. Woran liegt es?

Angefangen hat alles vor einem Jahr, als in China wegen Corona das Neujahrsfest verlängert wurde,  die Güterproduktion zusammengebrochen ist und die hohe Nachfrage aus Europa nicht gedeckt werden konnte. Dann hat es sich gedreht: Die Nachfrage sank rapide, weil Europa in den Lockdown ging. Es folgte im zweiten Quartal eine langsame Erholung und im dritten Quartal ein überraschend steiler Anstieg der Nachfrage, der bis heute anhält.

Nils Haupt, Leiter Konzernkommunikation von Hapag-Lloyd
Nils Haupt, Leiter Konzernkommunikation von Hapag-Lloyd © Hapag-Lloyd

Das ist doch gut für Ihre Branche…

Ja, aber der Bedarf ging so schnell hoch, dass Container, Schiffe und Kapazitäten in den Häfen fehlten, obwohl wir sogar so schnell wie möglich mit leeren Containern nach China zurückfahren, weil sie dort dringend gebraucht werden. Es hat auch nicht viel Entlastung gebracht, dass wir rund 300.000 TEU-Container gekauft beziehungsweise geleast haben.

Was ist der Grund für die plötzliche Nachfrage?

Einerseits haben die Unternehmen in Deutschland im Lockdown wegen der wirtschaftlichen Unsicherheit keine Neuware bestellt und ihre Lagerbestände abgebaut. Erst ab dem dritten Quartal haben sie begonnen ihre Bestände wieder aufzufüllen. Andererseits haben die Menschen in Deutschland viel Geld in Anschaffungen gesteckt, weil sie ja nicht ausgehen oder in Urlaub fahren konnten.

Derzeit sind alle Containerschiffe unterwegs, wirklich alle.
Nils Haupt, Hapag-lloyd

Welche Waren betrifft das besonders?

Wir transportieren sehr viel mehr Heimsportgeräte, Unterhaltungselektronik, Möbel, Do-it-yourself-Geräte wie Bohrer oder Haushaltsgeräte wie Kaffeemaschinen oder Toaster. Auch Fahrräder sind extrem nachgefragt, so dass sie auf bestimmte Modelle derzeit Monate warten müssen.

Steigen neben den Lieferzeiten auch die Preise? Es heißt, die Containerpreise hätten sich fast vervierfacht.  

Mit sehr vielen Kunden haben wir langfristige Verträge. Da ändern sich die Frachtraten nicht. Aber wer jetzt schnell einen Container braucht, zahlt schon mal das Vierfache. Allerdings wird sich das kaum auf die Verbraucherpreise auswirken. Bei Mehrkosten von 6.000 Dollar und einem Container gefüllt mit vielleicht 100.000 T-Shirts liegen die Transportkosten pro Shirt im Cent-Bereich.

Ist Entspannung in Sicht?

Derzeit sind alle Container und auch alle Containerschiffe unterwegs, wirklich alle. Im ersten Quartal, üblicherweise ein eher schwaches Quartal, sind wir so gut wie ausgebucht. Wir erwarten, dass sich die Lage erst im zweiten Quartal etwas entspannen wird.  

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