Bauboom in deutschen Städten
Niedrige Zinsen und der Mangel an anderen attraktiven Anlagemöglichkeiten lassen professionelle Investoren wie auch Privatleute ihr Geld in Immobilen stecken.

In Deutschlands Städten tut sich was: In jedem Viertel, in jedem Straßenzug, so scheint es, haben Baufirmen in Frankfurt am Main, Stuttgart und Hamburg ihre Container, Kräne und Bauzäune aufgestellt. Häuser, Wohnblocks und Apartmenttürme entstehen. Die niedrigen Zinsen und der Mangel an anderen attraktiven Anlagemöglichkeiten führen dazu, dass sowohl professionelle Investoren als auch Privatleute ihr Geld in Immobilien stecken. „Betongold“ sagt man in Deutschland dazu – in der Hoffnung, dass ein Gebäude über mögliche Krisenzeiten hinweg seinen Wert bewahrt und im besten Fall eine deutliche Wertsteigerung erfährt.
Im ersten Halbjahr 2016 sind in Deutschland 30 Prozent mehr Baugenehmigungen erteilt worden als im ohnehin schon guten gleichen Zeitraum des Vorjahres. 182 800 Wohnungen können nun neu gebaut werden, so viele wurden zuletzt im Jahr 2000 im ersten Halbjahr beantragt.
Auch andere Daten untermauern den Eindruck, den die vielen Kräne vermitteln. So sagen die Banken ihren Kunden schon seit einigen Jahren deutlich mehr Baukredite zu als früher. Nach Zahlen der Bundesbank ist die Zahl von April bis Juni 2016 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um mehr als drei Prozent gestiegen; Kredite sind so günstig zu haben wie noch nie. Wer bauen will, zahlt für ein Darlehen mit einer Laufzeit von fünf Jahren im Schnitt nur ein Prozent Zinsen, für zehn Jahre sind es etwa 1,2 Prozent. Noch vor nicht allzu langer Zeit waren Zinsen von mehr als fünf Prozent üblich. So werden die Stimmen der Mahner langsam lauter: Wenn sich jetzt auch Leute ein Eigenheim „auf Pump“ bauen lassen, die es sich in normalen Zeiten nicht leisten könnten, könnte das böse enden, wenn die Zinsen einmal wieder ansteigen.