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Vor dem Durchbruch?

Rafael Laguna de la Vera glaubt, dass eine Sprunginnovation viele Probleme der Welt lösen könnte. Hier verrät er, welche er meint.

Interview: Martin Orth, 03.05.2022
Rafael Laguna de la Vera
Rafael Laguna de la Vera © SPRIND GmbH

Rafael Laguna de la Vera ist Gründungsdirektor der Bundesagentur für Sprunginnovationen. Vier Fragen an den früheren Startup-Gründer und Technologieunternehmer.

Herr Laguna de la Vera, Sie wollen mit der Bundesagentur sprunghafte Innovationen fördern. Gibt es schon erste Kandidaten?
Wir haben am 1. Januar 2020 angefangen und bislang mehr als 800 Projekteinreichungen erhalten. 60 Vorschläge haben nach unserer Validierung das Potenzial für eine Sprunginnovation, sechs Projekte sind schon in der Finanzierung. Ein Schwerpunkt liegt auf Umwelt und Energie. Da geht es zum Beispiel um die Entfernung von Mikroplastik aus Gewässern mit Hilfe von kleinen Luftblasen oder um Energieerzeugung mit Höhenwindanlagen, von denen wir uns erhoffen, auf einen Energiepreis unter 3 Cent pro Kilowattstunden zu kommen.

Eine Lösung für billige Energieerzeugung könnte die Kernfusion sein. Wir wissen, wie sie funktioniert. Es ist nur eine Frage des Aufwands, ob wir sie ausentwickeln.
Rafael Laguna de la Vera

Das klingt nach tollen Innovationen, aber was zeichnet sie als Sprunginnovationen aus?
Sprunginnovationen sind Innovationen, die unser Leben nachhaltig zum Besseren verändern. Wir brauchen keine weiteren Scheininnovationen. Einkaufen, Taxis bestellen, in den Urlaub fahren – all das ist auch schon vor Amazon, Uber und Airbnb möglich gewesen. Wir brauchen sprunghafte Innovationen, die das Leben einer größtmöglichen Anzahl von Menschen in größtmöglichem Umfang besser machen. Das ist der Fall bei Höhenwindanlagen und neuartigen Klärwerken.

Wie ist Deutschland in dieser Hinsicht international aufgestellt, historisch wie aktuell, also sozusagen von Buchdruck bis Biontech?
Zuletzt kamen die Sprunginnovationen, die wir in Deutschland nicht nur erfunden, sondern auch entfaltet haben, meist aus der Automobil- oder der chemischen Industrie. Aber Biontech ist natürlich phantastisch, weil das Unternehmen den neuartigen mRNA-Impfstoff nicht nur entwickelt hat, sondern auch vermarktet und skaliert. Inzwischen ist daraus ein Milliarden-Konzern entstanden. Das ist aber leider die Ausnahme und nicht die Regel. Und das wollen wir ändern.

Wenn Sie sich eine Sprunginnovation wünschen dürften, welche wäre das?
50 Prozent der Probleme der Welt könnten wir lösen, wenn wir eine Energieerzeugung hätten, die so billig wäre, dass sich das Abrechnen nicht mal mehr lohnt. Und das ist gar nicht mal so abwegig, denn wir schwimmen in einem Meer von Energie. Nur gelingt es uns noch nicht, diese im erforderlichen Umfang in transportierbare und speicherbare Form umzuwandeln. Eine Lösung könnte die Kernfusion sein. Wir wissen, wie die Fusion funktioniert. Es ist nur eine Frage des Aufwands, ob wir sie ausentwickeln. Hier sehen wir zurzeit eine Entwicklungsbeschleunigung durch Startups und neue Technologien.

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