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Die Falling Walls Conference in Berlin

Auf der Falling Walls Conference in Berlin zeigen rund um den Tag des Mauerfalls internationale Spitzenforscher, hoffnungsreiche Nachwuchswissenschaftler und herausragende Start-up-Unternehmer, welche Durchbrüche bevorstehen.

Hendrik Bensch, 09.11.2016
© Falling Walls Foundation

Warum werden Menschen eigentlich krank? Wie kann es sein, dass heute noch 46 Millionen Menschen als Sklaven leben? Welche Chancen, aber auch Gefahren bringt die neue Technik der Gen-Schere CRISPR mit sich? In Berlin stellen 16 internationale Spitzenwissenschaftler ihre Forschungsergebnisse zu Fragen wie diesen vor. Bei der Falling Walls Conference erklären sie am 9. November, dem Tag des Falls der Berliner Mauer, in kurzen Vorträgen, welche Durchbrüche in Natur-­ und Geisteswissenschaften, Wirtschaft und Technologie bevorstehen.

Mit Randy Nesse ist einer der prominentesten Vorreiter der Evolutionsmedizin zu Gast. Er beschäftigt sich intensiv mit der Frage nach den eigentlichen Ursachen vieler Krankheiten. Seine Forschung zeigt, wie biologische Faktoren aus der Steinzeit noch heute unsere Gesundheit beeinflussen. Der britische Forscher Kevin Bales geht in seinem Kurzvortrag auf ein Thema ein, das viele gar nicht mehr als aktuell ansehen: Sklaverei. Er zeigt auf, wie moderne Sklaverei zu einem weltweiten Geschäft geworden ist und wie eng es mit globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel verknüpft ist. Um die ethischen Dimensionen neuer Technologien geht es bei der kanadischen Philosophin Françoise Baylis. Sie interessiert sich für das Spannungsfeld, das durch neue Technologien wie beispielsweise die Gen-Schere CRISPR entsteht: die großen Hoffnungen auf die Behandlung bisher unheilbarer Krankheiten auf der einen Seite – und die Angst vor einem Missbrauch zur Genoptimierung auf der anderen Seite.

Die „Falling Walls“-Veranstaltungen bringen rund um den Tag des Mauerfalls auch Nachwuchswissenschaftler zusammen. Beim Falling Walls Lab traten am 8. November bereits 100 junge Forscher aus über 50 Ländern mit ihren Ideen an. Lediglich drei Minuten hatten sie jeweils Zeit, um die Jury unter dem Vorsitz von Carl-­Henrik Heldin, dem „Nobel Foundation“-Vorsitzenden, zu überzeugen. Unter den Ideen war beispielsweise eine neue Generation essbarer Pflanzen mit integriertem Impfstoff und eine Technologie, mit der sich Trinkwasser aus der Atmosphäre gewinnen lässt. Dang Huyen Chau aus Vietnam wurde zur Gewinnerin des Falling Walls Lab gekürt: Ihr Thema war die Gewinnung von Treibstoff aus Kaffeesatz.

Dang Huyen Chau

Unter den Jungforschern beim Falling Walls Lab war auch der Kenianer Ryan Awori. Der 27-jährige Mikrobiologe arbeitet an einem neuen Antibiotikum gegen multiresistente Keime. „Die Keime sind ein großes Problem in Kenia“, sagt Awori. Mehr als 50 Prozent der Infektionen bei offenen Wunden würden dadurch entstehen. Und von den Antibiotika, die in Kenia auf dem Markt sind, würden viele nicht mehr wirken. Das Antibiotikum, das Awori erforscht, könnte zukünftig vielen Patienten helfen. In ersten Studien wirkte es besser als viele Antibiotika, die derzeit eingesetzt werden.

Parallel zu den Nachwuchswissenschaftlern bewarben sich auf der Falling Walls 23 Unternehmen um den Titel des Science Start-up of the Year 2016. Sieger wurde das Biotechnologie-Start-up Vaxxilon. Das Unternehmen erforscht und entwickelt neuartige Impfstoffe. Und es hält die Rechte für einige Impfstoffkandidaten für Krankheitserreger, für die noch keine zugelassenen Mittel zur Verfügung stehen – ein herausragendes Beispiel für ein Geschäftsmodell, das ein drängendes Problem aufgreift.